
Attacke auf Zug Razzien in vier Bundesländern nach Fan-Angriff
Nach der Randale von Fußball-Fans in einem Sonderzug nahe dem brandenburgischen Gransee hat die Polizei am Dienstag Razzien durchgeführt. Bei der Durchsuchung von Wohnungen in mehreren Bundesländern wurden unter anderem Kugelbomben gefunden.
- Im Herbst 2024 wurde ein Sonderzug mit Fußball-Fans ins Gransee gestoppt
- Anhänger der Fußball-Drittligisten Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen randalierten
- Am Dienstag wurden 33 Objekte durchsucht und mögliche Beweise gesichert
- 31 Personen stehen unter Verdacht
- Ihnen wird Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung und gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr vorgeworfen
Bundespolizisten haben am Dienstagmorgen eine Großrazzia im Zusammenhang mit einer Fußball-Gewalt durchgeführt. Rund 440 Beamte waren nach rbb-Informationen bei den Durchsuchungen von Wohnungen von 31 Verdächtigen im Einsatz - unter anderem in Berlin und Brandenburg.
Hintergrund ist eine Auseinandersetzung zwischen Hooligans der Drittliga-Vereine Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen im vergangenen Herbst. Am 26. Oktober 2024 war ein mit Essener Fans besetzter Sonderzug in der Nähe von Gransee (Oberhavel) in Brandenburg von gewaltbereiten Hooligans gestoppt worden. Vermummte und aggressive Täter griffen daraufhin den stehenden Zug an. Es kam zu Schlägereien zwischen den Fan-Gruppen.
Mehrere Scheiben gingen zu Bruch, auch außerhalb der Waggons soll es zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Der Sachschaden am Zug belief sich nach den Ermittlungen auf eine Schadenssumme von 118.000 Euro.

Kugelbomben und Übungsgranate gefunden
Laut Bundespolizei-Sprecherin Alina Müller wurden in der Folge gegen beide Fan-Gruppen ermittelt und mündete in die Razzia am Dienstag. Sie begann am frühen Morgen in mehreren Objekten in Nordrhein-Westfalen - darunter Essen und Oberhausen - sowie Mecklenburg-Vorpommern. Auch die Räumlichkeiten eines Fan-Projekts in Essen wurden von Polizisten durchsucht, ebenso jeweils ein Objekt in Berlin und Brandenburg.
Beschlagnahmt wurden demnach unter anderem Mobiltelefone und Unterlagen. An mehreren Einsatzorten wurde außerdem Pyrotechnik gefunden, wie es weiter hieß. "Wir haben in Essen zwei Kugelbomben gefunden und in Rostock eine Handgranate", sagte eine Sprecherin der Bundespolizei zu ersten Ermittlungsergebnissen. Bei der Handgranate handele es sich allerdings um eine "Übungsgranate", von der keine Gefahr ausgehd, weil sie nicht scharf gemacht werden könne.
Zudem wurden in Essen eine Schreckschusspistole, ein Butterfly-Messer sowie eine Luftdruckwaffe mit Prüfzeichen gefunden. In Essen und Oberhausen hätten die Tatverdächtigen massiven Widerstand gegen die Durchsuchung geleistet, hieß es von der Bundespolizei.
Nach monatelangen Ermittlungen vollstreckte die Bundespolizei jetzt nach rbb-Informationen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Neuruppin 33 Durchsuchungsbeschlüsse gegen die 31 Verdächtigen. Ihnen wird unter anderem Sachbeschädigung, gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr, gefährliche Körperverletzung und Landfriedensbruch im besonders schweren Fall vorgeworfen.
Verabredung für Schlägerei im Zug
Die Fans aus Rostock und Essen sollen sich nach bisherigen Ermittlungen der Bundespolizei gezielt zu der Auseinandersetzung im Zug verabredet haben, wie eine Sprecherin am Dienstag mitteilte. In dem Zug hätten 780 Menschen gesessen, darunter auch Familien.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem offenbar geplanten Gewaltexzess und forderte strafrechtliche Konsequenzen. Derartige Vorkommnisse könnten lebensgefährlich sein, vor allem im Bahnverkehr, heißt es in einer Mitteilung.

Die Mehrzahl der Verdächtigen ist bereits als "Gewalttäter Sport" aktenkundig. Auch drei rechtsextreme Straftäter sollen sich unter ihnen befinden. Haftbefehle hätte die Bundespolizei zunächst nicht vollstreckt, es gehe um die Sicherstellung von Beweisen, hieß es. Die Maßnahmen seien der Auftakt für weitere Ermittlungen.
Die Durchsuchungen fanden im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, im Brandenburger Landkreis Oberhavel, in Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, Rostock, Greifswald, Anklam und Parchim, sowie in Nordrhein-Westfalen in Essen, Oberhausen, Bochum und Velbert statt.
Konsequenzen bei Hansa Rostock
Nach dem Überfall auf den Zug hatten fünf Aufsichtsräte von Hansa Rostock ihren Rücktritt erklärt. Mit dem Angriff sei eine rote Linie überschritten worden, hieß es. Hansa Rostock hatte sich von den Vorfällen distanziert. In der Vergangenheit waren Hansa-Fans schon mehrfach negativ in die Schlagzeilen geraten.
Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel (SPD), sagte, er erwarte von Hansa Rostock nach dem Angriff deutliche Konsequenzen für die Täter. "Erneut hat eine kleine Gruppe von Kriminellen, die den Volkssport Fußball für ihre Lust auf Gewalt missbraucht, einen großen Schaden für den Verein, die Stadt und unser Land angerichtet", sagte Pegel weiter.
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.03.2025, 08:00 Uhr