Steffen Baumgart, Union Berlin

Nach 4:0 in Hoffenheim Nach 4:0 in Hoffenheim: Diese drei Erkenntnisse lieferte die Union-Gala

Stand: 09.02.2025 11:51 Uhr

Union Berlin hat mit dem deutlichen Sieg bei der TSG Hoffenheim einen Durchbruch im Abstiegskampf gefeiert. Das entfesselte Team zeigte, wie man sich in der Bundesliga mit einfachem Fußball behauptet. Von Shea Westhoff

Steffen Baumgart würde dem Jobprofil eines professionellen Bundesligatrainers nicht entsprechen, wenn er selbst nach dem spektakulären 4:0-Sieg über die TSG Hoffenheim nicht kühl analytisch das große Ganze im Blick behielte. "Wenn du gute Ergebnisse hast, dann hört sich das immer alles leicht an", sagte er in seiner charmant-brummigen Art ins ARD-Mikrofon.
 
"Aber ich glaube, gerade in den nicht so guten Phasen von den Ergebnissen her sollte man auch klar bleiben, und das waren wir. Die Jungs haben bisher immer gut gearbeitet."

Benedict Hollerbach bejubelt sein 1:0 gegen die TSG Hoffenheim. (Bild: IMAGO / Matthias Koch)
Perfektes Debüt für Ljubicic: Union siegt überlegen in Hoffenheim
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Tatsächlich war ja schon in der Vorwoche das 0:0-Remis gegen den Champions-League-Anwärter RB Leipzig durchaus respekteinflößend. Union drehte den Sachsen komplett den Saft ab. Was den eigenen Angriffsbemühungen fehlte, war der Feinschliff, die letzte Krönung. Genau die gab es in Sinsheim gleich vierfach. "Das war das, was wir uns erhofft haben, dass wir mal belohnt werden. Da muss man sagen, über fast 90 Minuten sehr gutes Spiel", sagte Baumgart.
 
Weshalb der Union-Sieg gegen Hoffenheim ein Erfolg mit Signalwirkung sein könnte.

Die Stürmer treffen

Alle vier Tore wurden immerhin von Stürmern erzielt. Was zunächst eher selbstverständlich klingt, hat bei Union eine besonderen Note. Zuvor trafen in der laufenden Saison von den sieben ausgebildeten, eingesetzten Angreifern überhaupt nur zwei (Benedict Hollerbach, Yorbe Vertessen). Trotzdem nahm das Management an der personellen Zusammensetzung der schwächsten Offensive der Liga im Winter allenfalls homöopathische Änderungen vor. Vertessen und Jordan gingen, Marin Ljubicic kam.
 
Doch mit dem vorhandenen Personal um Toptorjäger Hollerbach entfaltete der Abstiegskandidat plötzlich einen energischen und in weiten Teilen auch effektiven Offensivfußball, wie man ihn sich in Köpenick nach der Amtsübernahme von Steffen Baumgart im Januar erhofft haben dürfte. Das Team suchte beständig den schnellsten Weg in die Spitze. Eine Kostprobe lieferte die 23. Minute: 15 Sekunden dauerte es, bis der Ball ausgehend von Union-Keeper Frederik Rönnow nach einer blitzschnellen Passfolge schließlich im Tor des Gegners zur 1:0-Führung einschlug.
 
Während Union in den vergangenen Spielen regelmäßig eine Vielzahl von planlosen Flanken in den Strafraum segeln ließ, entsprangen gegen Hoffenheim alle vier Treffer aus griffigen, kurzen Passkombinationen. Dass der neue Marin Ljubicic seine erste Torgelegenheit dabei gleich in einen Treffer ummünzte, könnte sinnbildlich für eine neue Unioner Effektivität stehen. Aber erst mal abwarten.

Marin Ljubicic (imago images/Christian Moser)
Ein Transfer mit Fragezeichen
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Aggressives Pressing funktioniert

Die Viererabwehrkette zähmte bereits in der Vorwoche gegen Leipzig erfolgreich das Offensivspiel des Gegners. Das klappte nun ebenso im Kraichgau - auch, weil wirklich alle mitverteidigten. Union setzte Hoffenheim früh unter Druck, provozierte Fehler im Spielaufbau.
 
Ein Ballgewinn in einer aussichtsreichen Zone war auch Grundlage für das vorentscheidende 2:0. Andrej Ilic störte Kevin Akpoguma tief in der Hoffenheimer Hälfte, der Abwehrspieler ließ sich zu einem haarsträubenden Querpass hinreißen, den Woo-Yeong Jeong abfing. Pass auf Ljubicic – Tor.

Die richtige Einstellung

"Kampfgeist", "Mentalität" oder eben auch "die richtige Einstellung" - solche Zuschreibungen für Bundesligisten gelten mittlerweile eigentlich als überholt: Den Profis auf diesem Niveau die maximale Einsatzbereitschaft abzusprechen, wäre eher abwegig. Wer auf dem herausragenden Level nicht die absolute Entschlossenheit an den Tag legt, ist heutzutage ohnehin raus. Aber die Reaktion des gegnerischen Trainers Christian Ilzer nach Spielende beeindruckte dann schon.
 
Seine Hoffenheimer hätten gerade gegen eine Mannschaft gespielt, die "mit sehr einfachen Mitteln, mit Grundtugenden, einfach eine brutale Leidenschaft im Blut", aufgetreten sei. Es sind Attribute, die man in Köpenick mit dem giftig-galligen Fußball zu Urs Fischers besten Zeiten verbindet.

Sendung: rbb UM6, 09.02.2024, 18 Uhr