Pal Dardai läuft durch den Umlauf eines Stadions. Bild: imago-images/Fussball-News Saarland

Hertha BSC vor Kaiserslautern Motivation gesucht - Hertha BSC vor dem Spiel gegen Kaiserslautern

Stand: 10.05.2024 19:21 Uhr

Für Hertha BSC geht es um nichts mehr in dieser Zweitliga Saison. Im fast ausverkauften Stadion soll zumindest ein gelungener Saisonabschluss her - und auch dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung will Hertha sich nicht aussetzen.

Fünf Fakten zum Spiel

  • Hertha-Trainer Pal Dardai trifft auf seinen ehemaligen Coach: Unter Friedhelm Funkel spielte Dardai in seiner letzten Saison elf Mal in der Bundesliga
  • Mit 65 Toren hat Hertha jetzt schon so viele Tore geschossen, wie seit 42 Jahren nicht mehr
  • Haris Tabakovic wandelt auf den Spuren von Michael Preetz: 21 Tore hat Herthas Stürmer bereits, so viele gelangen zuletzt Preetz (23 in der Saison 1998/99), der schaffte das allerdings in der Bundesliga
  • Hertha hat in der zweiten Liga noch nie gegen Kaiserslautern verloren, es gab hier allerdings auch erst fünf Duelle
  • Kaiserslautern spielt drei Mal in vier Monaten im Berliner Olympiastadion: Im Pokal-Viertelfinale gewannen die Roten Teufel Ende Januar bei der Hertha und nach dem Liga-Spiel am Samstag werden sie zwei Wochen später noch einmal zum Pokalfinale nach Berlin kommen.

So läuft es sportlich beim 1. FC Kaiserslautern

Der 1. FC Kaiserslautern hat sich auf den letzten Metern einer Chaos-Saison in eine gute Ausgangslage im Abstiegskampf gebracht: Zwei Spieltage vor Saisonende haben die "Roten Teufel" vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und fünf auf den direkten Abstiegsplatz. Zuletzt gab es zwei Siege, gegen Magdeburg (4:1) und bei Aufstiegsfavorit Holstein Kiel (3:1). Seitdem ist die Stimmung in der fußballverrückten Stadt in der Pfalz wieder gut: "Die Leute laufen wieder strahlend durch die Stadt, man sieht wieder viel mehr FCK Trikots", sagt Gerrit Schnabel vom Online-Fanmagazin "Treffpunkt Betze" im Gespräch mit rbb|24.
 
Lautern, vielleicht sogar als einer der Geheimfavoriten für den Aufstiegskampf in die Saison gestartet, entließ im November Trainer Dirk Schuster und im Februar dessen erfolglosen Nachfolger Dimitrios Grammozis, Unruhe im Vereinsumfeld, die in Kaiserslautern fast schon zum guten Ton gehört, inklusive. Seitdem steht Friedhelm Funkel an der Seitenlinie bei den Pfälzern - eine echte Vintage-Lösung und der Prototyp eines "Feuerwehrmannes", jenes fast schon ausgestorbenen Trainertypen, der immer dahin geht, wo ein Verein in Not ist. "Damals dachten sich schon viele: Wenn Friedhelm Funkel es nicht schafft, hätte es auch kein anderer geschafft", sagt Schnabel.
 
Und tatsächlich: In den letzten Wochen hat Funkel sein Team wiederbelebt. Der FCK, der so oft wie kein anderes Team der Liga einen Vorsprung verspielte, zeigt sich in der entscheidenden Phase mental stark. Funkels Personalentscheidungen, die Anfangs kritisiert wurden, sind nun gefeiert, er hat Spieler zu Stützen gemacht, die vorher keine Rolle mehr spielten. Restsorgen, dass es mit dem Klassenerhalt dennoch schief geht, bleiben aber - FCK eben. "Jetzt erwartet es wieder jeder, dass wir es schaffen, dann tut sich der FCK aber meistens schwer", sagt Gerrit Schnabel: "Ich hoffe, dass es an diesem Wochenende schon klappt, sonst wird es am letzten Spieltag gegen Braunschweig im direkten Duell eine Nervensache".

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Das bewegt die Lauterer Fans

Berlin, Berlin, sie fahren dauernd nach Berlin: In zwei Wochen kommen die Pfälzer schon wieder in die Hauptstadt - zum insgesamt dritten Mal in diesem Jahr. Denn trotz der chaotischen und schwachen Liga-Saison hat sich der FCK ins DFB-Pokalfinale gespielt. Auf dem Weg besiegten die Roten Teufel Hertha mit 3:1 im Olympiastadion. Die Vorfreude aufs Pokalfinale ist riesig. "Eine geile Party nach so einer Horrorsaison", erhofft sich Gerrit Schnabel.
 
Dass es sportlich wohl lange keine so hoffnungslose Ausgangslage mehr für ein Team vor einem Pokalfinale gab, ist den Fans dabei eher egal - Kaiserslautern trifft auf den seit fast 50 Spielen ungeschlagenen Deutschen Meister Bayer Leverkusen. "Das ist, neben dem Aufstieg in die zweite Liga und dem letzten Bundesliga-Aufstieg 2010 für viele Fans eines der wenigen positiven Erlebnisse der letzten Jahre. Für die jüngeren war es unvorstellbar, dass sie sowas mal erleben", sagt Schnabel. Der klare Fokus für die Fans liege aber auf dem Klassenerhalt. Gegen den, da ist sich Schnabel sicher, würden viele im Zweifel sogar das Pokalfinale eintauschen.

Pal Dardai (vorne) wird auf dem Trainingsplatz von Friedhelm Funkel umarmt. Bild von 2009. Bild: imago-images/Bernd König

Alte Bekannte: Pal Dardai absolvierte unter Trainer Friedhelm Funkel 2010 seine letzten Bundesligaspiele für die Hertha.

Auf diese Spieler muss Hertha achten

Der Spieler der letzten Wochen ist Daniel Hanslik: Drei Tore in den letzten beiden Spielen machten den zuvor gänzlich wirkungslosen Stürmer zum gefühlten Matchwinner gegen Magdeburg und Kiel, als er jeweils die Führung erzielte. Bevor Funkel übernahm, stand er in dieser Saison nur ein Mal in der Startelf, seitdem schon fünf Mal. Und Hanslik ist nicht zum ersten Mal der Retter in der Not: 2021 verhinderte er im Saisonfinale mit sechs Toren in sechs Spielen den Absturz in die Regionalliga. Ihn muss Herthas Abwehr im Blick behalten, genau so wie Ragnar Ache. Der viertbeste Torschütze der zweiten Liga (16 Saisontore in 25 Spielen) ist mit seiner Athletik eine Herausforderung für jeden Verteidiger, hat allerdings auch seit drei Spielen nicht mehr getroffen. "Er ist eine Granate, den musst du immer im Blick haben", sagt Gerrit Schnabel.
 
Marlon Ritter, der technisch vielleicht stärkste Spieler im Kader des FCK, ist unter Funkel in eine Joker-Rolle gerutscht, die macht ihn aber nicht unbedingt ungefährlicher für Hertha BSC, ihn von der Bank zu bringen, sei eine "Waffe", sagt Schnabel. Eigentlich ein offensiver Spielgestalter, ist Ritter vielleicht auch ein Überraschungskandidat für eine defensivere Rolle in Berlin, denn Kaiserslautern hat personelle Probleme auf der "Sechs": Filip Kaloc fehlt gelbgesperrt, Julian Niehues hat sich Mitte April das Kreuzband gerissen. Apropos Defensive: Ein unerwartetes Revival feierte in den letzten Wochen Schienenspieler Ben Zolinski: Der Außenverteidiger ist plötzlich wieder gesetzt, präsentierte sich defensiv sehr stark und hat damit Jean Zimmer vorerst aus der Startelf verdrängt.

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So könnte Hertha spielen

65.000 Zuschauer werden erwartet, es ist das letzte Heimspiel der Saison - das könnte ein guter Rahmen sein um beispielsweise Petar Pekarik ein Abschiedsspiel zu schenken. Solchen Gedanken hat Hertha-Trainer Pal Dardai aber eine vorsichtige Absage erteilt. "Das wäre nicht korrekt", sagte Dardai mit Blick auf die Situation von Gegner Kaiserslautern, Hertha will sich nicht dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung aussetzen. Dennoch kündigte Dardai bereits an, dass mit Linus Gechter, Bilal Hussein und Jeremy Dudziak einige Spieler in der Startelf stehen dürften, die dort nur selten in dieser Saison Platz gefunden haben.
 
Offensiv zeigte sich Dardai mit seiner Mannschaft zufrieden. Hertha erzielt nach Düsseldorf die meisten Tore der Liga, Haris Tabakovic ist auf dem Weg zum Torschützenkönig der zweiten Bundesliga und Dardai hat vermutlich recht, wenn er sagt, die insgesamt über 70 Treffer (in allen Wettbewerben) seien ein Hauptgrund dafür, dass das Stadion in dieser Spielzeit außergewöhnlich voll blieb trotz sportlicher Perspektivlosigkeit.
 
In Bezug auf seine Abwehr äußerte sich Dardai aber ungewohnt resigniert vor dem Spiel gegen Kaiserslautern: "Wir haben alles versucht. Es war trotzdem immer wieder das gleiche Defensivverhalten - die Qualität, es tut mir Leid, die reicht einfacht nicht", sagte Dardai zu möglichen Experimenten in der Abwehr. Er werde sich wieder einen Plan überlegen, den müssten seine Jungs dann aber durchziehen und vor allem zweite Bälle nicht so leicht weggeben wie so oft in dieser Saison. Es sprach ein Trainer zu den Journalisten, den die letzten Monate desillusioniert zu haben scheinen: Nur ein Mal hat Hertha in diesem Kalenderjahr zu Null gespielt. Auf das 4:0 gegen Hansa Rostock folgten unter anderem ein 2:3 gegen Karlsruhe und ein 2:4 gegen Elversberg, die wie Beweise für die Nicht-Aufstiegstauglichkeit dieser Mannschaft daher kamen.
 
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Kenny, Gechter, Dardai, Dudziak - Zeefuik, Hussein - Dardai, Maza, Reese - Tabakovic
 
Es fehlen: Barkok, Karbownik, Christensen, Prevljak

Das sagen die Trainer

Pal Dardai: "Wir werden versuchen zu gewinnen. Natürlich kommt dann wieder die Schlüsselfrage Defensivverhalten. Das ist das, was wehtut, das ist das, was Disziplin ist. Dadurch, dass es die letzten zwei Spiele sind und nichts nach hinten und nach vorne geht, ist es die Kunst für uns Trainer, die Jungs zu motivieren. Dafür haben wir auch das Publikum, das Olympiastadion. Bei so vielen Zuschauern bewegst du dich automatisch."
 
Friedhelm Funkel (1. FC Kaiserslautern): "Wer Pal kennt und ich kenne ihn sehr, sehr gut, der weiß, dass er nichts schleifen lässt. Das ist jemand, der in jedem Spiel von seiner Mannschaft alles abverlangt, so war er als Spieler und so ist er auch als Trainer. Hertha hat das letzte Heimspiel, sie werden sich mit einem Sieg vom eigenen Publikum verabschieden wollen und deswegen wird das ein sehr schweres Auswärtsspiel."

Die Prognosen:

Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich tippe auf einen 2:1-Sieg für Kaiserslautern. Ohne Gegentor geht es ja nicht, es wird eine enge Geschichte. Ich glaube, der FCK wird gegen Ende, vielleicht in der Nachspielzeit mit 2:1 gewinnen und damit den Klassenerhalt fix machen."
 
Tipp aus der Redaktion: Vorne hui, hinten ... naja. Hertha bleibt Hertha, wird aber nach dem Debakel im Pokal und im letzten Heimspiel motiviert sein, Kaiserslautern etwas entgegen zu setzen. Die Berliner siegen in einer wilden Partie mit 4:3.

Sendung: rbb24, 10.05.2024