![Video: Sportschau | 09.02.2025 | Simon Wenzel | imago images/Contrast Hertha-Trainer Cristian Fiél einsam auf der Bank im Olympiastadion. / imago images/Contrast](https://images.sportschau.de/image/d1dc86d4-53fd-4391-88ca-a40254b926c7/AAABlPBm34M/AAABkZLrr6A/original/rbb-video-sportschau-09-02-2025-simon-wenzel-100.jpg?overlay=fed2b0f9-111a-4432-99ab-1c3fb121cf2f&overlayModificationDate=AAABjb04dkw)
Pro & Contra zum Hertha-Trainer Hertha-Trainer Fiél darf vorerst bleiben: Richtige Entscheidung oder folgenschwerer Fehler?
Er wackelt für alle sichtbar, aber fällt bisher nicht: Die Hertha-Verantwortlichen geben Trainer Cristian Fiél trotz der besorgniserregenden sportlichen Entwicklung in Düsseldorf eine weitere Chance. Richtig so, findet Ilja Behnisch. Lukas Witte kontert.
Richtige Entscheidung: Die Alternative heißt Abkehr vom Berliner Weg!
In der sportlichen Krise findet der Fußball stets ganz zu sich selbst und damit zur Floskel. Es sei nun mal ein Ergebnissport, man könne nicht die ganze Mannschaft austauschen und überhaupt, manchmal braucht es eben einen neuen Impuls, heißt es dann gern. Und tatsächlich spricht oberflächlich nicht sonderlich viel für einen Verbleib von Cristian Fiél bei Hertha BSC. Trotzdem kann es sie geben, die guten Gründe für die Entscheidung der Hertha-Funktionäre, zumindest vorerst mit Fiél weiterzumachen.
Da sind zum einen die Eindrücke vom täglichen Wirken mit der Mannschaft, vom Umgang mit Spielern und Mitarbeitern. "Das Trainerteam macht gute Arbeit", sagte vor einer Woche Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber, der nicht gerade unter Verdacht steht, das Schicksal Fiéls sei mit seinem verbunden. Und wer nun fordert, Weber solle trotzdem gleich mit von seinen Aufgaben entbunden werden, verlangt nach den reflexartigen Mechanismen, die die Hertha überhaupt erst dorthin gebracht haben, wo sie heute steht.
Dass der Verein trotz Abstieg und verpasstem Wiederaufstieg fast schon euphorisch in die Spielzeit startete, liegt auch am viel zitierten Berliner Weg. Aber wie mit dem Vertrauen in handelnde Personen ist es auch hier: Wenn es gut läuft, ist Vertrauen gratis. Man braucht es vor allem dann, wenn es mal nicht so läuft.
Cristian Fiél bei Hertha BSC ist ein Mängelverwalter. Auf die gedachte Achse Brooks, Demme, Reese, die zumindest auf dem Papier Bundesliga-Format hat, konnte er bis heute verletzungsbedingt nie zurückgreifen. Andere Schwachstellen im Kader (Linksverteidiger, rechter Flügelspieler, Sturmzentrum) sind den finanziellen Engpässen geschuldet, die der Verein mit sich trägt. Angesichts dieser Umstände hatte Fiél bisher nie eine faire Chance, seine Idee von Fußball zu implementieren.
![Audio: rbb24 Inforadio | 09.02.2025 | Philipp Höppner | IMAGO / Matthias Koch Hertha-Trainer Cristian Fiél ist nach der Niederlage gegen Kaiserslautern ratlos. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)](https://images.sportschau.de/image/f88d9998-2604-46e0-91c5-477462e1051e/AAABlPBepbo/AAABkZLngyM/1x1-256/rbb-audio-rbb24-inforadio-09-02-2025-philipp-hoeppner-100.jpg)
Und ein letzter, ganz schnöder Grund spricht für einen Verbleib Fiéls: die mangelnden Alternativen und das Timing. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hertha unter den verfügbaren Trainern einen Wunderheiler ausfindig machen würde, sind schrecklich gering. Zumal mitten in der Saison. Weshalb auch ein Wechsel zu Jahresbeginn unsinnig gewesen wäre. Schlicht, weil gar keine richtige Vorbereitungszeit vorhanden war. So bitter es ist - Herthas Fans sollten der Wahrheit ins Auge blicken: Der aktuelle Trainer mag keiner für die Champions League sein. Das Problem dieser Mannschaft ist er aber auch nicht.
Folgenschwerer Fehler: Warum noch auf die nächste Niederlage warten?
Drei Niederlagen in Folge, Tabellenplatz 13 und der Aufstieg futsch. So Herthas erschreckender Start in das Jahr 2025. Die Trennung von Trainer Cristian Fiél ist also längst überfällig. Mit mutigem und spielerischem Fußball sollte er der Alten Dame neuen Glanz verleihen, nachhaltig gelungen ist ihm das jedoch zu keinem Zeitpunkt.
Stattdessen holte er weniger Punkte als sein Vorgänger Pal Dardai, von dessen passiver Spielphilosophie er den Verein eigentlich befreien sollte. Schon in der Hinrunde war unter Fiél keine Entwicklung der Mannschaft erkennbar. Bis heute scheitert Hertha immer wieder an denselben Problemen: Es fehlt an konstanter Spielkontrolle und Dominanz, es werden sich zu wenig Chancen erarbeitet und die Defensive ist in jedem Spiel für grobe Fehler gut.
Damit diese gebrauchte Saison nicht nachhaltigen Schaden verursacht, muss sich schon heute etwas ändern.
Die Winterpause wäre also der perfekte Zeitpunkt gewesen, um sich das Scheitern des Wunschtrainers einzugestehen und mit neuen Impulsen an der Seitenlinie doch noch oben anzugreifen. Schließlich waren die Aufstiegsplätze vor dem Jahreswechsel noch zum Greifen nah. Stattdessen hangelt sich Sportdirektor Benjamin Weber von einer Jobgarantie für Fiél zur nächsten, nur um im Falle einer Niederlage in Düsseldorf dann wohl doch die Reißleine zu ziehen.
![Audio: rbb24 Inforadio | 08.02.2025 | Jakob Rüger | IMAGO / Contrast Michael Cuisance (in blau, Hertha BSC) und Leon Robinson (Kaiserslautern) im Zweikampf. (Bild: IMAGO / Contrast)](https://images.sportschau.de/image/ddb67e7d-0d17-42f9-a680-4a16ce310db5/AAABlPBm4Uo/AAABkZLngyM/1x1-256/rbb-audio-rbb24-inforadio-08-02-2025-jakob-rueger-100.jpg)
Eine unnötige Zeitverschwendung, bei der sportliche Ambitionen gerade scheinbar in den Hintergrund geraten. Hertha spielt eine historisch schlechte Zweitligasaison und muss aufpassen, nicht in der sportlichen Belanglosigkeit zu verschwinden. Zudem kratzt der Misserfolg so langsam an der eigentlich harmonischen Stimmung im Verein und auch bei den Fans wächst die Unzufriedenheit, gerade über die schwachen Auftritte im heimischen Olympiastadion.
Damit diese gebrauchte Saison also nicht nachhaltigen Schaden verursacht, muss sich schon heute etwas ändern. Dass Fiél mit seinem Latein am Ende ist, haben einmal mehr die letzten drei Wochen eindrücklich bewiesen. Warum also noch auf die nächste Niederlage warten?
Sendung: Der Tag, 10.02.2025, 19:15 Uhr