Hertha-Kapitän Toni Leistner ist nach der Niederlage in Regensburg schwer enttäuscht. (Foto: IMAGO / Zink)

2. Fußball-Bundesliga Hertha BSC spielt gegen Kaiserslautern um die Ehre

Stand: 06.02.2025 20:55 Uhr

Hertha BSC ist nach der 0:2-Blamage bei Schlusslicht Regensburg in der Bringschuld. Verantwortliche und Fans erwarten trotz sportlicher Perspektivlosigkeit eine Reaktion - auch wenn Gegner Kaiserslautern in bestechender Form um den Aufstieg mitspielt.

Fakten zum Spiel

  • Hertha BSC ist in Liga zwei gegen Kaiserslautern noch ungeschlagen (fünf Siege, zwei Unentschieden)
  • Die Berliner haben zudem die letzten vier Ligaspiele gegen die Pfälzer allesamt gewonnen
  • Der letzte Ligasieg Kaiserslauterns gegen Hertha war 2012 - damals war Otto Rehhagel Trainer der Blau-Weißen
  • Der FCK wird ohne den gesperrten Cheftrainer Markus Anfang in die Partie am Samstagabend (20.30 Uhr) gehen
  • Hertha hatte zum selben Zeitpunkt in der Vorsaison einen Punkt mehr
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So läuft es bei Kaiserslautern

35 Punkte nach 20 Spielen, Platz vier, nur zwei Zähler hinter Tabellenführer Köln und zum Rückrundenbeginn drei Siege infolge - der 1. FC Kaiserslautern schwingt sich auf, mächtig im Aufstiegsrennen mitzumischen. "Es läuft eigentlich sogar zu gut", meint "Mitti". Er ist seit Geburt FCK-Fan und begleitet den Verein zudem als Mitglied des FCK-Blogs "Treffpunkt Betze". Zu gut, weil laut ihm bereits viele Fans ob der sportlichen Lage "durchdrehen" und - für Traditionsvereine typisch - bereits vom internationalen Geschäft träumen.

Das klare Ziel einiger, nun auch aufsteigen zu müssen, hält Mitti für "Unfug". Der Kader sei für das Tabellenmittelfeld der 2. Bundesliga zusammengestellt worden, alles weitere sei Bonus. Dass der FCK zu den besten Teams der laufenden Saison gehört, liegt laut dem Blogger an mehreren Aspekten: Trainer Markus Anfang, der im Sommer kam und eine neue, mutigere Spielidee implementierte; eine bessere Abwehr; das Glück, auch bei schlechten Leistungen noch irgendwie zu gewinnen und der neuen Fähigkeit, den verletzungsanfälligen Toptorjäger Ragnar Ache oftmals gut ersetzen zu können. "Es klappt alles, was letzte Saison nicht geklappt hat", so Mitti etwas ungläubig. "Derzeit blühen echt alle Spieler auf und spielen eigentlich über ihrem Niveau."
 
So hat sich ein Momentum beim FCK entwickelt. Ob es für den Aufstieg und damit Bundesliga-Rückkehr nach 14 Jahren reicht? "Sie gewinnen selbst die Spiele, die sich nicht gewinnen sollten. Es kann also echt passieren", glaubt Mitti. Er blickt daher sehr gespannt auf die kommenden drei Spiele gegen Hertha, Hannover 96 und den Hamburger SV. Mittis Rechnung: Gelingen daraus sieben Punkte, ist der FCK wirklich mitten im Aufstiegsrennen. "Wir können nur gewinnen."

Das bewegt die FCK-Fans

Es liegen bewegte Transfertage hinter Kaiserslautern. Die "Roten Teufel" haben im Wintertransferfenster gleich vier Spieler abgegeben und fünf neue dazugeholt. Vor allem die Personalie Ragnar Ache sorgte für große Aufregung. Der Mittelstürmer wurde vom italienischen Erstligisten Como, der im Sommer bereits Marc Oliver Kempf von Hertha BSC losgeeist hatte, heiß umworben. Laut Medienberichten bot Como stolze zehn Millionen Euro für den Toptorjäger des FCK.
 
Die Verhandlungen zogen sich beim berüchtigten "Deadline Day", letztendlich wechselte Ache jedoch nicht, weil er sich nicht mit Como einigen konnte. "Ich habe es noch nie erlebt, dass ein letzter Transfertag so spannend und gleichzeitig so egal für den FCK-Fan war", so Mitti. Denn: "Wäre Ache für diese Summe gegangen, hätten sich alle über diesen Deal gefreut. Nun ist er aber geblieben, wir haben unseren besten Spieler gehalten und wenn er weiter so trifft, kriegen wir im Sommer noch mehr Geld für ihn."

Auf diese Spieler sollte Hertha achten

Zwar wird im Zusammenhang mit Kaiserslautern immer über Ache gesprochen, doch der Angreifer ist so derartig verletzungsanfällig und ohne Rhythmus, dass er derzeit meist nur für 20 Minuten eingewechselt wird (und meist dennoch trifft). Dass sein Fehlen oft wenig ins Gewicht fällt, liegt laut Mitti an den FCK-Kollegen im Angriff.
 
So hat sich ein sehr formstarkes Offensiv-Trio entwickelt. Leihspieler Daisuke Yokota steht bei sechs direkten Torbeteiligungen. "Er ist extrem schnell und kaum zu stoppen." Der nur 1,71 Meter große Yokota zeichnet sich durch starke Dribblings und Körpertäuschungen aus. Offensivmitstreiter Daniel Hanslik ist mit sechs Toren und sieben Vorlagen Lauterns Topscorer. Der Stürmer besticht durch eine hohe Ausdauer, viel Kampf, aber auch das gewisse Offensivgespür.
 
Der auffälligste der drei sei aber Marlon Ritter. Der Spielmacher ist einerseits ein herausragender Fußballer, aber laut Mitti auch der "vermutlich unsympathischste Spieler der 2. Liga". Ritter provoziert und diskutiert viel, gelangt so auch in die Köpfe seiner Gegner. Der 30-Jährige ist aber auch mit einem technisch feinen Fuß und viel Spielverständnis gesegnet. Der Kapitän erzielte in den letzten drei Partien jeweils einen Treffer, ist also in bestechender Form.

Das sagen die Trainer

Cristian Fiél (Hertha BSC): "Das ist das Schöne im Fußball, dass du direkt die Möglichkeit bekommst, ein anderes Gesicht zu zeigen. Dieses Gesicht darf nicht einmal annähernd mit dem von letzter Woche vergleichbar sein."
 
Markus Anfang (1. FC Kaiserslautern): "Wir wollen in Berlin genauso auftreten wie die ganze Zeit auch schon. Berlin ist sehr flexibel. Daher wird es auch ein Spiel der Konzentration. Mit dem Ball sind wir immer in der Lage, uns Chancen zu erspielen."

So könnte Hertha spielen

"Egal, wie enttäuschend und schlecht das letzte Spiel war - du musst nach vorne schauen", gab Hertha-Trainer Cristian Fiél die Richtung nach dem 0:2-Debakel gegen Tabellenschlusslicht Regensburg vor. Der 44-Jährige stellte für das Heimspiel gegen Kaiserslautern in Aussicht, als Reaktion auf den letzten Auftritt Änderungen vorzunehmen, taktischer wie personeller Natur. Inwiefern, präzisierte er nicht. Fiél appellierte vor allem an die Mentalität seiner Schützlinge und forderte, dass die Führungsspieler stärker vorangehen. Dabei zählte er auch Fabian Reese auf, dem er einen Startelfeinsatz in Aussicht stellte.
 
Diege Demme, John Anthony Brooks, Jeremy Dudziak und Bilal Hussein fallen weiterhin aus.
 
Die mögliche Startelf: Gersbeck - Gechter Leistner, M. Dardai - Kenny, Sessa, Cuisance, Reese - Maza - Niederlechner, Scherhant

Ibrahim Maza (l.) und Fabian Reese von Hertha BSC (imago images/Matthias Koch)
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Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Dieses Spiel kann nicht Unentschieden ausgehen. Spielt Fabian Reese, Herthas Unterschiedsspieler, von Beginn an, kann Hertha dem FCK auch einen Dämpfer verpassen. Ich sage aber etwas Verrücktes: Es wird ein knackiges 6:2 für den FCK, denn Ache kommt in der 2. Halbzeit rein und dann gibt es Zauberfußball."
 
Der Redaktionstipp: Wie tritt eine Mannschaft auf, die sich zuletzt blamiert hat, in der Bringschuld steht und sogar endgültig den Anschluss nach oben verpasst hat? Bricht sie endgültig auseinander oder zeigt sie eine Reaktion? Es wird eine Mischung aus beidem. Zwar tritt Hertha gegen den FCK verbessert auf, aber Trendumkehr wird es auch nicht. So wird es ein munteres 2:2.

Sendung: rbb24, 06.02.2025, 21.45 Uhr