Der Ball fliegt bei einem EM-Spiel in die Maschen. (Foto: IMAGO / SNA)

Fußball Fußball: Suchtbeauftragter kritisiert Sportwetten bei EM

Stand: 04.07.2024 10:13 Uhr

Die Dauerpräsenz von Werbung für Sportwetten bei der Fußball-Europameisterschaft löst öffentliche Kritik aus. Die Aufklärungskampagne im Zuge des Turniers sei nicht ausreichend, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, am Mittwoch dem rbb. "Wer wie die Uefa Geld aus gesellschaftlich problematischem Sponsoring erhält, der sollte auf der anderen Seite auch Geld in die Prävention stecken, und zwar in angemessenen Dimensionen und nicht nur als Feigenblatt."

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Laut Blienert haben Menschen in Deutschland bei Sportwetten allein im Jahr 2022 1,4 Milliarden Euro verloren, fast doppelt so viel Geld wie zehn Jahre zuvor. "Aktuell gehen wir von etwa 1,3 Millionen glücksspielkranken Menschen bundesweit aus." Mit der EM steige nun das Wettfieber noch einmal, zudem ist mit dem Unternehmen Betano erstmals ein Wettanbieter Hauptsponsor des Uefa-Turniers.
 
"Wer zurzeit die EM-Spiele schaut, kann sich der Werbung für den Sportwettenanbieter kaum entziehen, insbesondere auf Banden, in der Werbepausen und vor Allem im Internet", so Bienert. Er forderte strengere Auflagen für Sportwettenwerbung. Betano steht zudem in der Kritik, in der Vergangenheit Sportwetten angeboten zu haben, ohne eine Lizenz zu besitzen.

Grünen reichen Antrag zur Begrenzung von Sportwetten ein

Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus haben für die letzte Plenumssitzung vor der Sommerpause am Donnerstag einen Antrag eingereicht, in dem der Senat zur Begrenzung von Sportwetten aufgefordert wird. Demnach soll im Glücksspielstaatsvertrag geregelt werden, dass Sportwetten nur noch zwischen 24 und 6 Uhr ausgestrahlt werden dürfen. Zudem sollen die Anbieter die Kosten für Präventionsmaßnahmen selbst tragen. Einzelpersonen sollen zudem anbieterübergreifend nur noch 300 Euro im Monat für Glücksspiel einsetzen dürfen. Das derzeitige Limit liegt bei 1.000 Euro im Monat.
 
Für diese Änderungen soll Berlin mit den anderen Bundesländern in Verhandlungen treten. "Sportwetten sorgen für eine Umverteilung von unten nach oben", sagte die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Klara Schedlich, dem rbb. "Menschen werden süchtig und verlieren viel Geld an große Konzerne. Die Regulierung der Wetten und ihrer Werbung ist damit eine soziale Frage."

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Grünen-Sprecherin fordert: Sportvereine gegebenfalls sanktionieren

Schedlich fordert auch, dass Sportvereine, die von Wettanbietern finanziell unterstützt werden, aus der Sportförderung ausgeschlossen werden. Zuletzt hatte der Fußball-Zweitligist Hertha BSC den Sportwettenanbieter Crazybuzzer als Trikotsponsor, was nicht nur im Fanlager für Unmut sorgte. Die Zusammenarbeit wurde mit Ablauf der letzten Saison beendet. Viele anderen Bundesligavereine, darunter auch Union Berlin, haben oder hatten ebenfalls Sponsoringverträge mit Anbietern von Sportwetten.
 
Berlins Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, Felor Badenberg (CDU) kann sich für den Vorstoß der Grünen offenbar erwärmen. Sportwetten seien mit einem "enormen Suchtpotenzial verbunden", teilte ihre Verwaltung auf rbb-Nachfrage mit. "Wir sehen die Glücksspiele aller Art sehr kritisch und unterstützen daher die Forderung Sportwetten stärker zu beschränken." Auch die Präventionsarbeit müsse gestärkt werden. Gleichzeitig verweist Badenberg auf ihre Senatskollegin Iris Spranger (SPD): "Die Glücksspielaufsicht in Berlin obliegt der Senatsverwaltung für Inneres und Sport."

Sendung: rbb24 Fritz, 03.07.2024, 21:30 Uhr