Erste Pleite bei der Heim-EM Erste Pleite bei der Heim-EM: Deutsche Handballer verlieren gegen Olympiasieger Frankreich
Gekämpft, teilweise geglänzt und doch nichts gewonnen: Deutschlands Handballer haben ihre erste Reifeprüfung bei der Heim-EM trotz einer starken Leistung nicht bestanden und den ersten Stimmungsdämpfer hinnehmen müssen. Die Mannschaft des Bundestrainers Alfred Gislason verlor am Dienstagabend das letzte Vorrundenduell gegen Olympiasieger Frankreich mit 30:33 (15:17) und geht als Gruppenzweiter ohne Pluspunkt in die Hauptrunde, wo sie im Kampf um den Zugang zum Halbfinale mächtig unter Druck steht.
Zum Auftakt der zweiten Turnierphase trifft die DHB-Auswahl am Donnerstag in Köln auf Island. Die ersten Zwei der Sechsergruppe qualifizieren sich für die Vorschlussrunde.
In seinem sportlichen Alltag spielt Zurab Gogava als Abwehrchef beim LHC Cottbus in der vierten Liga. Mit der georgischen Nationalmannschaft tritt er nun bei der Endrunde der Handball-Europameisterschaft in Deutschland an. Von Thomas Juschusmehr
Deutschland begann forsch
13.571 Fans waren in die ausverkaufte Berliner Mercedes-Benz Arena gekommen, viele von ihnen bedachten die anwesende Polit-Prominenz um Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit Pfiffen. Auf dem Feld war Juri Knorr mit acht Toren bester Werfer der DHB-Auswahl. Die verpasste durch die erste Turnier-Niederlage die Revanche für das bittere 28:35 im WM-Viertelfinale vor einem Jahr und zudem eine gute Ausgangsposition für den weiteren Verlauf der Medaillen-Mission.
"Wir müssen eines unserer besten Spiele der letzten Zeit machen", hatte Gislason vor der Partie gefordert und zugleich bekräftigt: "Alle freuen sich auf dieses Spiel und wissen, was sie können." Und seine Schützlinge lieferten zu Beginn. Im Tor lief der Routinier Andreas Wolff gleich heiß und parierte die ersten drei Würfe der Franzosen. Seine Vorderleute nutzten dies zu einer schnellen 3:0-Führung.
Altstar Karabatic brilliert einmal mehr
Doch der mit etlichen Weltklassespielern besetzte WM-Zweite des Vorjahres ließ sich dadurch ebenso wenig beeindrucken wie von der lautstarken Kulisse. Der Titelanwärter arbeitete sich langsam in die Partie hinein und lag nach elf Minuten beim 7:6 erstmals vorn. Mitte der ersten Halbzeit kam der Altstar Nikola Karabatic und brachte neue Gefahr aus dem Rückraum. Der 39-Jährige, der in seiner glanzvollen Karriere dreimal Olympia-Gold sowie vier WM- und drei EM-Titel gewann, demonstrierte in einigen Aktionen seine Klasse.
Doch auch die deutsche Mannschaft hatte einiges zu bieten. Vor allem ihr Regisseur Knorr war ein ständiger Unruheherd. "Jedes Mal, wenn ich gegen die Franzosen mit ihren Weltklasseleuten spiele, denke ich: krass, krass, krass. Ich will zeigen, dass ich da mithalten kann", hatte Knorr angekündigt. Und er hielt Wort, auch wenn nicht alles gelang. Der 23-Jährige vom Pokalsieger Rhein Neckar Löwen war Vorlagengeber und Vollstrecker in Personalunion und trieb das deutsche Spiel immer wieder an.
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Schlussoffensive blieb aus
So blieb es ein Duell auf Augenhöhe, zumal Deutschland mit David Späth ein weiteres Torwart-Ass im Ärmel hatte. Der U21-Weltmeister parierte in der ersten Halbzeit zwei Siebenmeter und fachte die Emotionen auf dem Parkett und den Rängen weiter an.
Und doch ging das DHB-Team mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause, weil sich in der Schlussphase der ersten Halbzeit einige leichte und unnötige Fehler einschlichen. "Es ist ein unglaubliches Kampfspiel mit einem Wahnsinnstempo. Wir haben noch alle Chancen und müssen daran glauben", sagte der DHB-Sportvorstand Axel Kromer in der Halbzeitpause.
Danach sah es zu Wiederbeginn erst einmal nicht aus, denn die Franzosen zogen sogar auf vier Tore davon. Deutschland blieb aber dran und ließ den Favoriten nicht davonziehen. Zehn Minuten vor Ultimo war beim 27:27 weiter alles offen. Doch in der Schlussphase fehlten die Cleverness - und auch das nötige Glück.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.01.2024, 22:30 Uhr