Albas Berlins Matt Thomas | Bild: IMAGO/Matthias Koch

Worst Case in der Bundesliga Basketball-Bundesliga: Das wären die Folgen, wenn Alba Berlin die Playoffs verpasst

Stand: 13.04.2025 11:45 Uhr

Von Tabellenplatz zwölf startet Alba Berlins Basketballer in den BBL-Schlussspurt. In den vergangenen 30 Jahren waren die Playoffs stets eine Selbstverständlichkeit für sie. Diese Saison droht Alba, sie zu verpassen. Das wären die Folgen. Von Jakob Lobach

Es ist eine Art tabellarischer Halbschlaf mit Albtraum-Charakter, in dem sich Alba Berlin in der aktuellen Saison der Basketball Bundesliga (BBL) befindet. Früh in der Saison, die reich an Niederlagen war, wähnte man sich im Umfeld der Berliner noch gefangen in einer unschönen Tiefschlafphase. Aber irgendwann würden die Berliner Basketballer schon aufwachen, sich sportlich strecken und wieder steigern.
 
Ein paar sportlich schläfrige Monate später ist klar: Albas Saison ist kein schlechter Basketball-Traum, sondern Realität. Sieben Spiele vor Ende der regulären Saison stehen die Berliner auf dem zwölf Tabellenplätzen der BBL. Zwar haben sie weiterhin zweifelsfrei die Chance, die Playoffs mit einem Endspurt doch noch zu erreichen. Dennoch muss man sich auch fragen: Welche Folgen hätte es, wenn Alba Berlin dies zum ersten Mal in seiner Geschichte nicht gelingt?

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Die Zukunft des Trainers

Seit Mitte März ist Pedro Calles der Chef an Albas Seitenlinie. Auch wenn er dort bislang deutlich weniger geleistet hat als Vorgänger Israel Gonzalez, ist dieser ein Gradmesser, wie bei Alba mit Trainern umgegangen wird. Man gibt ihnen Zeit.
 
Selbst im höchst unwahrscheinlichen Fall, dass Alba seine restlichen BBL-Spiele alle verlieren würde, wäre Calles kommende Saison mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit weiterhin Cheftrainer. Mindestens eine Saisonvorbereitung mit angepasstem Kader und ohne Altlasten einer turbulenten Saison wird Sportdirektor Himar Ojeda seinem spanischen Landsmann gönnen.

Die Mannschaft

Dennoch wird viel sommerliche Arbeit in Form eines Umbruchs im Kader auf Ojeda warten. Der will sich zwar zumindest öffentlich noch nicht mit der Sommerpause befassen, dürfte aber auch wissen: Abgesehen vom gesetzten, weil schwer zu ersetzenden Ur-Berliner Kern um Tim Schneider und Malte Delow, muss Alba das Potenzial und die Kompatibilität fast aller Spieler hinterfragen.
 
Die einzige Ausnahme sind die beiden einzigen Konstanten Yanni Wetzell und Matt Thomas – deren Verträge allerdings im Sommer auslaufen. Sollten Albas nun fast ausnahmslos gesunde Akteure sich auch im Playoff-Endspurt nicht entscheidend steigern können, dürfte der Umbruch und die Liste der Abschiede zusätzlich anwachsen.

Die Zukunft in der Euroleague

Euroleague, Eurocup oder Champions League – in welchem europäischen Wettbewerb wird Alba kommende Saison spielen? Diese Frage ist in Sachen Kaderplanung noch entscheidender als das Abschneiden in der BBL – und hat damit wiederum nichts zu tun.

Alba Berlins Mateo Spagnolo im Euroleague-Spiel gegen Real Madrid | IMAGO/camera4+

Alba Berlins Mateo Spagnolo im Euroleague-Spiel gegen Real Madrid | IMAGO/camera4+

Dass die Startplätze für die Euroleague und den Eurocup unabhängig von den Platzierungen in den nationalen Ligen and die Klubs verteilt werden, ist kein Geheimnis. Laut rbb-Informationen liegt Alba bereits ein Angebot vor, weiterhin in der Euroleague zu spielen - allerdings verbunden mit hohen Gebühren. Aber selbst, wenn Alba sich aus budgetären oder sportpolitischen Gründen – etwa mit einem Schielen in Richtung NBA Europe – gegen Euroleague und Eurocup entscheiden sollte, gäbe es für die kommende Saison immer noch die Champions League.
 
Auch dort gäbe es im Zweifelsfall die Möglichkeit, eingeladen zu werden. Eine Einladung, die ein namhafter, Euroleague-abtrüniger europäischen Klub wie Alba sehr sicher bekäme. In anderen Worten: Playoffs hin oder her – Alba wird kommende Saison international spielen.

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Der Etat

Bereits als Alba in der Saison 2022/23 wider Erwarten in der ersten Playoff-Runde scheiterte, machte dies dem Verein einen Strich durch die optimistische Version seiner Finanzplanung. Sollten die Berliner die Playoffs in dieser Saison komplett verpassen, wäre dies erneut der Fall. Allen voran die Ticket-Einnahmen aus gut besuchten Playoff-Heimspielen würden Alba schmerzlich fehlen.
 
Und wenngleich die BBL selbst keine Prämien und Boni an ihre in Playoff-Teilnehmer verteilt, Albas Sponsoren haben in ihren Verträgen sicherlich finanzielle Extrapflichten für die Playoffs verankert. Sollten diese Boni Alba vorenthalten bleiben, dürfte der ohnehin schon knappe Alba-Etat für die kommende Saison tendenziell noch etwas knapper werden.

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Das Jugendprogramm

Das Aushängeschild des Klubs ist weitesgehend unabhängig vom Erfolg dessen Profiteams gesichert, das betonen die Verantwortlichen bei Alba Berlin immer wieder. Mit Blick auf Albas Engagement im Schul- und Bildungssport ist dies uneingeschränkt der Fall, da es allen voran durch Mittel vom Berliner Senat finanziert ist. Mit Blick auf die vereinseigenen Jugendteams – darunter die im Leistungssport – ist das nur teilweise der Fall.
 
Genau wie auch die Frauenmannschaft des Klubs sind sie einerseits durch Mitgliedsbeiträge, andererseits durch die Profiabteilung, deren Sponsoren und Partner finanziert. Ein einziges völlig verhunztes Jahr dürfte hierbei noch nicht allzu schwer ins Gewicht fallen. Die Mitglieder dürften Mitglieder bleiben und auch Albas Sponsorenriege ist eher für Wohlwollen als für impulsive Übersprungshandlungen bekannt. Es bräuchte einen dauerhafter Abwärtstrend der Berliner und den Verlust des Prädikats einer Spitzenmannschaft, damit Albas Jugendprogramm unter der Performance der Profis leidet.

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Die Mittel- bis langfristige Zukunft

Bleibt die Frage, ob dieser anhaltende Abwärtstrend droht, wenn Alba in dieser Saison zum ersten Mal die Playoffs verpassen sollte. Die einstigen Rivalen aus Bamberg beispielsweise verwandelten sich innerhalb weniger Jahre von einem Euroleague-Team mit sinkendem Budget zu einem Kellerkind der BBL. Droht den Berlinern im schlimmsten Fall ein ähnliches Schicksal?
 
Nein, tut es nicht. Und das nicht nur, weil die Berliner - anders als die Bamberger - unabhängig von Gunst und Geld eines einzigen Investors sind. Alba hat sich in Berlin in drei Jahrzehnten ein breitensportliches Fundament gebaut, das den Klub sportlich und strukturell stabil macht. Die bislang schwache Alba-Saison ist die Summe zahlreicher verschiedener Faktoren, bietet den Verantwortlichen somit also auch zahlreiche Stellschrauben, an denen sie drehen können - aber auch müssen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.04.2025, 18:15 Uhr