
Kompliziertes Angebot der Liga Angebot mit Haken: Alba Berlins Basketballer könnten weiterhin Euroleague spielen
Zuletzt schien es fast ausgeschlossen, dass Alba Berlin weiter in Europas bester Basketballliga spielen darf. Nun liegt dem Klub doch ein Angebot der Euroleague vor – allerdings verbunden mit hohen Gebühren und wenig Ertrag. Von Jakob Lobach
Die Basketballer von Alba Berlin könnten auch kommende Saison wieder auf dem Parkett der Euroleague spielen. Nach aktuellen rbb-Informationen liegt dem Klub ein Angebot für eine mehrjährige, allerdings nicht dauerhafte Lizenz in der besten Basketballliga Europas vor. Ob die Berliner dieses Angebot annehmen, ist allerdings sehr fraglich. Hintergrund sind die komplizierten Bedingungen, an welche die Euroleague solche Lizenzen aktuell knüpft.

Ein Angebot mit entscheidenden Haken
Nachdem Alba Berlin die mittlerweile beendete reguläre Saison der Euroleague im zweiten Jahr hintereinander mit lediglich fünf Siegen aus 34 Spielen beendete, schien ein Verbleib in der Liga zuletzt absolut unsicher. In den vergangenen Wochen wurde bekannt, dass die serbischen Klubs Roter Stern und Partizan Belgrad sowie Virtus Bologna Lizenz-Angebote erhalten hatten. Nun ist klar: Auch Alba liegt ein solches vor.
Wenngleich die Berliner selbst sich auf Anfrage mit Blick auf das Angebot der Euroleague noch bedeckt halten, ist es wohl deckungsgleich zu dem der drei anderen Lizenzanwärter: Es bräuchte eine einmalige Zahlung von fünf Millionen Euro für eine dreijährige Startberechtigung in der Beletage des europäischen Basketballs. Der Haken an der Sache: Anders als die 13 festen Starter und Stakeholder der Euroleague – die Inhaber einer sogenannten A-Lizenz, zu denen auch der FC Bayern Basketball gehört – würden die vier Klubs nicht an den Vermarktungserlösen der Euroleague beteiligt werden.
Dem Vernehmen handelt es sich hierbei um einen siebenstelligen Betrag, der bei der Refinanzierung der Lizenz-Gebühren fehlen würde. Noch dazu würden die hierfür veranschlagten fünf Millionen Euro unter den investitionsfreudigen, aber auch defizitären A-Lizenz-Inhabern aufgeteilt werden. "Die, die keine Anteile an der Euroleague haben, müssen auch noch Eintrittsgeld bezahlen und subventionieren die Verluste der anderen", fasste Alba-Geschäftsführer Marco Baldi zuletzt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zusammen.

Albas Matt Thomas (r.) im Duell mit Partizans Vanja Marinkovic (l.) | Bild: IMAGO/MN Press Photo
Deutliche Kritik der Klub-Chefs
Auch Verantwortliche der anderen drei Lizenz-Anwärter kritisierten die Euroleague zuletzt teils deutlich. Bolognas Präsident Massimo Zanetti erklärte angesichts der "sehr hohen" Kosten, noch mit der Euroleague zu verhandeln, während Partizans Präsident Ostoja Mijailovic die Forderungen der Euroleague gar als "unrealistisch" bezeichnete. Auch die Trainerlegende des Klubs, Zeljko Obradović, gab gegenüber basketnews.com an, zwar in der Liga bleiben zu wollen, aber eben nicht zu den aktuellen Konditionen.
Die aus Sicht von Obradović "unfairen" Lizenz-Anforderungen sind nur eines von vielen aktuellen Diskussionsthemen rund um die Euroleague. Hierzu zählen unter anderem eine mögliche Expansion der Liga von 18 auf 20 Teams sowie die anvisierte Aufnahme des finanzkräftigen BC Dubai aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Noch über alledem schweben die vermeintlichen, nur schwer abzusehenden Folgen einer möglichen neuen europäischen Liga. Die nordamerikanische NBA bekräftigte kürzlich ihre Pläne, in Europa einen Ableger der besten Basketballliga der Welt aufzubauen.
Die Euroleague steht vor einer ungewissen Zukunft
Wie diese mit der bestehenden Euroleague koexistieren würde, ist aktuell – wie vieles in diesem Kontext – noch völlig offen. Nicht zuletzt, weil im Sommer 2026 auch die zehnjährigen A-Lizenzen der aktuell gesetzten Klubs auslaufen. "Wohin die Reise gehen soll, ist überhaupt nicht klar", fasst Albas Baldi zuletzt zusammen, was anscheinend auch für viele der besagten A-Lizenz-Inhaber gilt.
Verschiedenen Medienberichten zufolge bekannten sich bei einer Stakeholder-Versammlung Anfang der Woche nur sieben der 13 Klubs klar zu einer langfristigen Zukunft in der Euroleague. Laut rbb-Informationen unterschrieben sogar nur fünf Klubs diesbezüglich Absichtserklärungen. Der Druck auf die Euroleague, sowohl ihre Stakeholder als auch ihre temporären Teilnehmer an sich zu binden und zufriedenzustellen, steigt in diesen Tagen also.
Für Alba Berlin könnte die Entscheidung für oder gegen die dreijährige Euroleague-Lizenz in diesem Kontext sogar eine ganz grundsätzliche werden. Verbunden mit zwei Kernfragen: Können und wollen sich die Berliner mit ihrem jährlichen Etat von knapp 15 Millionen Euro die dreijährige Lizenz leisten? Oder nehmen sie kurzfristig in Kauf, die größte europäische Basketball-Bühne zu verlassen, wo die Top-Teams Budgets von über 50 Millionen haben? Vielleicht auch, um sich in einer veränderten Basketball-Landschaft für die NBA in Stellung zu bringen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.04.2025, 22:15 Uhr