Letztes Länderspiel in Duisburg Popp vor letzter Partie: "Dort beenden, wo es anfing"
Vor ihrem letzten Spiel im Trikot der Fußball-Nationalmannschaft hat Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg noch einmal Einblicke in ihr Seelenleben gewährt. Die Vorfreude der 33-Jährigen auf die Partie am Montag (18.10 Uhr) gegen Australien ist riesig - weil sich in Duisburg ein Kreis für sie schließt.
Entspannt wirkte sie am Dienstag vor der Medienwand ihres Wolfsburger Clubs. Weißer Hoodie, offene Haare, ein Lächeln im Gesicht. Und keine Spur von Nervosität vor ihrem 145. und damit letzten Spiel im DFB-Dress. Im Gegenteil. "Es fühlt sich nicht komisch an", bekräftigte Popp gleich zu Beginn ihrer letzten Pressekonferenz vor einem Spiel der deutschen Frauen. Im Gegenteil: "Ich als Fußballromantikerin denke: Es gibt nichts Schöneres, das Ganze dort zu beenden, wo es auch angefangen hat."
In Duisburg begann und endet es
Am 17. Februar 2010 begann in Duisburg, unweit ihrer Geburtsstadt Witten, gegen Nordkorea ihre beeindruckende Arä in der deutschen Nationalmannschaft. "Wie ich als kleines Mädchen auf den Platz gelaufen bin - ohne Körperspannung und mit schlottrigen Knien", erinnert sich die VfL-Spielerin an ihren ersten Einsatz.
Am Montag wird sie gegen Australien erneut in Duisburg zum letzten Mal den Adler auf der Brust tragen. Die Details sind allerdings noch zu klären: "Wir haben noch keine genaue Entscheidung getroffen, ob ich starten werde und ausgewechselt werde oder andersherum", so Popp. Bereits am Freitag trifft das DFB-Team im Londoner Wembley-Stadion ohne sie auf England (20.30 Uhr, live im Ersten).
Popp genießt die freien Tage bis zum Spiel
Aktuell weilt die 33-Jährige noch in Wolfsburg, am Lehrgang der erstmals von Christian Wück trainierten DFB-Frauen nimmt sie nicht teil. "Ich genieße es gerade hier zu sein, da in den vergangenen Wochen beim VfL viel los war und mir das letzte Turnier auch noch in den Knochen hängt."
Popp sammelt stattdessen Kräfte und reist nach: "Ich freue mich, am Sonnabend zur Nationalmannschaft zu reisen und allen, die mich begleitet haben über die Jahre, noch mal die Ehre zu erweisen, noch mal auf dem Patz zu stehen und es zu genießen."
Es sind diese Momente der Ruhe, die die langjährige DFB-Kapitänin in der jüngsten Vergangenheit so oft vermisste - und sie zum Rücktritt bewogen. Der Prozess habe bereits "Anfang des Jahres" in ihrem Kopf begonnen, sagte die Torjägerin. Doch da hatte sie die Rechnung ohne Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch gemacht. Der nagelte sie nach der erfolgreichen Olympia-Qualifikation fest: "Horst sagte zu mir: 'Wenn wir das beenden, dann auch zusammen!' Danach hatte ich keine Wahl mehr."
Der Körper signalisierte: Es geht nicht mehr lange
Zur Belohnung gab es zum Abschluss die Bronzemedaille für Popp und Hrubesch. Es sei "nicht normal" gewesen, was dann aus ihr "herausgesprudelt" sei, erzählt sie rückblickend. Nach den Sommerspielen in Paris telefonierte sie mit Neu-Nationalcoach Wück, bat aber in Anbetracht der überwältigenden Emotionen noch um Bedenkzeit. Dann entschied sie sich für das Ende - und für ihren Körper.
"Nicht ich bin die Zukunft des Frauenfußballs, sondern alle Spielerinnen, die auf dem Platz stehen."
— Alexandra Popp
"Aufgrund meiner Art, Fußball zu spielen, habe ich einen hohen Preis bezahlt. Meine bisherigen Verletzungen sind kein Geheimnis. Die danach folgten, haben es auch nicht besser gemacht", sagt die gebürtige Westfälin. Auch aktuell laboriert Popp an einer Fußverletzung, die jedoch ihren Einsatz am Montag nicht gefährden soll.
Vereinskarriere soll weitergehen
Ihr Vertrag in Wolfsburg läuft im Sommer aus. Über die Fortsetzung ihrer Vereinskarriere wolle sie bis zum Winter entscheiden. "Ich weiß immer gerne recht früh, wohin es mich verschlägt", so Popp am Mittwoch. Vieles sei möglich, auch ein Engagement im Ausland. Sie habe immer gesagt: "Sag' niemals nie."
Ihr Ideal für die Zeit nach der aktiven Laufbahn: "Weiter in der Tierpflege zu arbeiten und teilweise im Fußball, das wäre meine Wunschvorstellung." Über die exakte Funktion in ihrem Sport habe sie sich aber "noch keine Gedanken" gemacht: "Stand jetzt hätte ich keine Lust viel zu reisen. Ich möchte auch mal ein Wochenende haben." Nach all den Jahren und Strapazen ein nachvollziehbarer Wunsch.
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Sportclub Story | 13.10.2024 | 23:30 Uhr