Lea Schüller (l.) vom FC Bayern München im Duell mit Nuria Rabano vom VfL Wolfsburg

14 statt zwölf Teams Mehr Teams in der Frauen-Bundesliga: Die richtige Entscheidung?

Stand: 09.07.2024 11:30 Uhr

Die Frauen-Bundesliga wird in der Saison 2025/2026 von 12 auf 14 Clubs aufgestockt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erhofft sich dadurch einen weiteren Professionalisierungsschub. Doch wie blicken Sportlerinnen und Verantwortliche aus Deutschland und Europa auf die Erweiterung?

Von Nele Hüpper

Fast jeder Fußballfan hat diesen Moment. Den Moment des "Fan werdens". Das kann ein besonderes Tor sein, das man live als Kind im Stadion gesehen hat. Oft ist es aber auch ganz einfach: Mama, Papa, Oma, Onkel waren und sind Fans von Bundesligisten und die Familientradition setzt sich fort. Der Erfolg eines Teams spielt wahrscheinlich auch eine Rolle.

So läuft es meistens mit Blick auf die Bundesliga der Männer - aber nicht bei den Frauen. Das hat verschiedene Gründe. Einer davon: Die Frauen-Bundesliga besteht aktuell nur aus zwölf Mannschaften, sechs weniger als bei den Männern. Es gibt also schlichtweg weniger Möglichkeiten, Anhänger eines Frauen-Teams zu werden.

Veränderungen in Liga-Betrieb und DFB-Pokal

Doch der DFB schafft Abhilfe: Die Aufstockung wird kommen, schon zur Saison 2025/2026. Und das hat Auswirkungen, von der Bundesliga bis hinunter in die Regionalligen. Denn: Die insgesamt fünf Staffel-Meisterinnen aus den Regionalligen steigen in die Zweite Liga auf, aus der Bundesliga wird für den Übergang nur ein Team absteigen. Dazu die Reform des DFB-Pokals: Mit Beginn der Saison 2025/2026 werden Play-off-Spiele vor der ersten Hauptrunde durchgeführt.

Schult wegen Aufstockung zwiegespalten

Die Stimmung in der Liga ist vor allem von Vorfreude geprägt. Immerhin hat die Mehrheit der Ligavertreter auch für die Erweiterung gestimmt. ARD-Expertin Almuth Schult zeigt sich ambivalent: "Auf der einen Seite finde ich die Aufstockung gut, weil man sieht, dass jetzt einfach Vereine nachkommen, die es verdient haben in der Bundesliga zu spielen und die auch eine Aufwertung für die Bundesliga darstellen könnten. Wie zum Beispiel Union Berlin und vielleicht auch der HSV, oder der VfL Bochum. Und dafür braucht es eine Durchlässigkeit."

Andererseits sei die Professionalisierung noch nicht einmal in der kompletten Bundesliga angekommen, so die ehemalige Nationalkeeperin. "Es gibt Vereine, die vorne weggehen, mit dem VfL Wolfsburg, Bayern München und auch Eintracht Frankfurt. Der Rest ist mehr oder minder semiprofessionell. Und um eine gute Liga und um eine gute Qualität zu haben, muss man Mindeststandards schaffen und Strukturen schaffen, bevor man die Liga aufstockt."

St. Pauli will Professionalisierung vorantreiben

Diese Strukturen will der FC St. Pauli schaffen, aktuell spielt das Frauen-Team der Hamburger in der Regionalliga Nord. Präsident Oke Göttlich sieht diese Aufgabe bei den Vereinen: "Wir tun alles, was in unserer Möglichkeit steht, was die Infrastruktur wie Plätze und Sponsoren angeht, das muss die Aufgabe der Vereine sein. Das sind die nächsten Schritte in Richtung Professionalisierung. Und die wollen wir gehen, lieber gestern als morgen."

Norwegen ging umgekehrten Weg

Der Kiezclub liebäugelt offenbar mittel- bis langfristig mit dem Sprung in die dann aufgestockte Bundesliga. Ob das Niveau der Beletage dann besser oder schlechter als aktuell sein wird, ist die große Frage. Auch im Ausland wird die Entwicklung des deutschen Frauenfußballs auf Clubebene mit großem Interesse verfolgt. "England, Deutschland und Spanien sind die Ligen, die den Fortschritt des Frauenfußballs auch in den Ligen vorantreiben", sagte Lise Klaveness, Präsidentin des norwegischen Fußball-Verbandes, dem NDR.

In dem skandinavischen Land war die Aufstockung der höchsten Frauen-Spielklasse, der "Toppserien", von zehn auf zwölf Teams 2019 wieder rückgängig gemacht worden, um die Ressourcen mehr in die Professionalisierung stecken zu können. Aktuell wird in Norwegen darüber diskutiert, die Liga wieder aufzustocken.

Klaveness setzt auf Wolfsburg und Co. als Zugpferde

Auch deswegen schaut Klaveness gespannt auf die Bundesliga und welche Auswirkungen die Erweiterung auf 14 Teams haben wird. Die frühere Nationalspielerin ist sich aber sicher, dass der Frauenfußball in Europa auf einem guten Weg ist.

"Ich habe Anfang der 2000er-Jahre manchmal auch vor 100.000 Zuschauern gespielt. Und sehr oft gegen Deutschland verloren", erzählte die 43-Jährige. "Was aber gefehlt hat, war die Professionalisierung im Ligabetrieb, bei den Vereinen. Es gab nicht diese Momente, dass Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern zu den Teams vor Ort gegangen sind. Das verändert sich jetzt durch Vereine wie Arsenal, Barcelona oder Wolfsburg."

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 24.06.2024 | 15:17 Uhr