Hamburger SV Interimscoach Polzin verspricht gegen den KSC Vollgas-Fußball
Der HSV tritt am Sonntag zum Spitzenspiel beim Karlsruher SC an. Nach der Entlassung von Coach Steffen Baumgart wird Co-Trainer Merlin Polzin für die seit vier 2.-Liga-Partien sieglosen Hamburger verantwortlich zeichnen. Als Dauerlösung kommt der 34-Jährige aber wohl selbst bei einem Erfolg beim KSC vorerst nicht infrage.
Denn unlängst haben sich die Anzeichen verdichtet, dass in Bruno Labbadia ein an der Uwe-Seeler-Allee altbekannter Coach das Baumgart-Erbe antreten wird. Dabei stünde einem langfristigen Engagement von Polzin als Trainer anders als im vergangenen Februar, als er erstmals interimsmäßig in die Rolle des Chefcoaches schlüpfte, diesmal nichts im Wege. Der gebürtige Hamburger wird in Kürze die UEFA-Pro-Lizenz erwerben. Er darf dann also in Deutschland Profimannschaften betreuen.
"Wir wollen es wieder richtig ausleben, wie gut es einfach ist, für den HSV zu arbeiten."
— HSV-Interimscoach Merlin Polzin
In der aktuellen Lage scheint Sportvorstand Stefan Kuntz dem ausgebildeten Clever-Coach die schwere Aufgabe, das Team zum erhofften Aufstieg zu führen, noch nicht zuzutrauen. Polzin sprüht vor seinem zweiten Spiel als Interimstrainer am Sonntag in Karlsruhe (13.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) dennoch vor Tatendrang.
"Es ging darum, eine positive Trainingskultur und Stimmung zu schaffen. Wir wollen es wieder richtig ausleben, wie gut es einfach ist, für den HSV zu arbeiten. Der HSV ist ein ganz besonderer Verein für uns alle", erklärte der 34-Jährige.
Heyer und Öztunali raus - Polzin mit harten Entscheidungen
Polzin hat in seinen nun viereinhalb Jahren beim Traditionsclub schon jede Menge miterlebt. Begeisternde Siege, dramatische Niederlagen, vier verpasste Aufstiege - und drei Trainerentlassungen. Daniel Thioune, Tim Walter und nun Baumgart wurden gefeuert - er selbst durfte stets bleiben. Wie sein Vorgänger Jonas Boldt scheint auch Kuntz davon überzeugt, dass Polzin ein großes Talent ist und perspektivisch das Zeug haben wird, die Rolle des Chefcoaches erfolgreich auszufüllen.
Zukunftsmusik. In der Gegenwart hat der 34-Jährige immerhin schon einmal gezeigt, dass er sich nicht scheut, unbequeme Entscheidungen zu treffen. So gehörte es Anfang der Woche zu seinen ersten Amtshandlungen, die Routiniers Moritz Heyer und Levin Öztunali in die U21 zu verbannen. Da sei im "extrem schwergefallen", sagte Polzin. Beiden sei nichts vorzuwerfen, es sei dabei einzig und allein um die Größe der Trainingsgruppe gegangen, so der Interimscoach.
Auch Athletiktrainer Müssig aus Team verbannt
Neben Heyer und Öztunali, die unter Baumgart keine Rolle mehr spielten, gehört auch der langjährige Athletiktrainer Daniel Müssig nicht mehr zum Team. Dass der 42-Jährige von seinen Aufgaben entbunden wurde, könnte darauf hindeuten, dass es innerhalb der Mannschaften kritische Stimmen zum Fitnesszustand gab.
U21-Trainerstab unterstützt Polzin
Damit verloren in Baumgart, seinen Assistenten Rene Wagner und Kevin McKenna sowie Müssig gleich vier Trainer auf einen Schlag ihren Job. Der HSV-Staff im Auswärtsspiel in Karlsruhe wird also beinahe ein komplett anderes Gesicht haben als noch am vergangenen Sonnabend gegen Schalke 04 (2:2).
U21-Coach Loïc Favé sowie dessen etatmäßiger Assistent Richard Krohn werden Polzin in puncto Aufstellung und Spielvorbereitung unterstützen, als Athletiktrainer fungiert zunächst in Jan Hasenkamp ebenfalls ein Mann aus dem Regionalliga-Stab nun bei den Profis.
"Wollen das Spiel maximal mutig angehen"
Der HSV reist also mit vielen neuen Gesichtern nach Baden. Und die Hamburger wollen auch auf dem Rasen ein neues, anderes Gesicht zeigen. "Wir haben sehr intensiv mit der Mannschaft gearbeitet und versucht, intensiv an Inhalten zu feilen, die uns in der jetzigen Situation helfen", sagte Polzin.
Nachdem die Mannschaft in den vergangenen Spielen insbesondere nach der Halbzeit immer wieder unerklärlich passiv agierte und Führungen hergab, soll es unter dem Interimscoach nun wohl wieder "Volle-Pulle-Fußball" wie zu Zeiten von Walter geben. "Wir wollen das Spiel maximal mutig angehen", sagte Polzin.
Mögliche Aufstellungen:
Karlsruher SC: Weiß - Jung, M. Franke, Beifus, Herold - Conté, Burnic, Rapp, Wanitzek - Zivzivadze, Schleusener
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Katterbach, Elfadli, Schonlau, Muheim - Meffert -Karabec, Pherai - Baldé, Selke, Dompé
Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 29.11.2024 | 19:30 Uhr