Hrubeschs Olympiakader für Paris DFB-Frauen: Nachvollziehbare Entscheidungen - und ein Härtefall
Bundestrainer Horst Hrubesch hat sein Aufgebot für die Olympischen Spiele bekanntgegeben. Dabei setzt er auf erfahrene Fußballerinnen - und Wolfsburgs Angreiferin Vivien Endemann.
Kapitänin Alexandra Popp ist die einzige, die bereits 2016 bei den Spielen von Rio dabei war und dort mit dem Team Gold gewann. Mit ihren 139 Länderspielen ist die Wolfsburgerin zudem die Erfahrenste im aktuellen Olympiakader und eine von vielen Routiniers - selbst die 23-jährige Klara Bühl und die 22-jährige Lena Oberdorf haben bereits je 50 Mal für Deutschland gespielt. Der von Hrubesch zusammengestellte Kader wirft wenige Fragen auf - aufgrund der vorgegeben Größe aber mussten einige Spielerinnen große Enttäuschungen hinnehmen.
Harte Entscheidungen
Hrubesch durfte laut Reglement nur 16 Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen nominieren. Bei Länderspielen ist der Kader ansonsten größer, daher musste der Bundestrainer harte Entscheidungen treffen. Linksverteidigerin Felicitas Rauch, die seit dem Winter in den USA unter Vertrag steht, hat es nicht ins Team geschafft - sie gehört lediglich zum Kreis der Spielerinnen, aus dem bei Verletzungen nachnominiert werden darf.
Da Rauch ihren Stammplatz in der Nationalelf an die Neu-Wolfsburgerin Sarai Linder verloren hat, ist dies keine große Überraschung. Wegen der Kadergröße muss Hrubesch auf eine zweite Linksverteidigerin verzichten und könnte noch eine der Innenverteidigerinnen nach außen schieben.
Härtefall Anyomi
Nicole Anyomi gehörte bei der vergangenen WM und auch bei der EM 2022 zu den ersten Einwechselspielerinnen, Bundestrainer Hrubesch setzte allerdings in den vergangen Monaten wenig auf die vielseitige Frankfurterin, nun ist sie auch bei Olympia nur "auf Abruf" dabei. Dabei hat Anyomi in der vergangenen Bundesligasaison in 19 Spielen elf Treffer erzielt, das bedeutet Platz Zwei in der Torschützinnenliste. Gerade zum Ende der Spielzeit drehte sie richtig auf. Der Verzicht auf die Angreiferin, die zudem auch als Außenverteidigerin auflaufen kann, bietet das größte Diskussionspotential und erscheint überaus hart.
Endemanns märchenhafter Aufstieg
Anyomis Frankfurter Teamkollegin Laura Freigang galt als "Wackelkandidatin", schaffte aber den Sprung in den Kader, ebenso wie die Wolfsburgerin Vivien Endemann, die Hrubesch Anyomi vorzieht. Eine märchenhafte Geschichte - Endemann spielte bis vor einem Jahr für die SGS Essen und galt beim Topclub in Wolfsburg eigentlich als Ergänzungsspielerin. Mit starken Leistungen überzeugte sie beim VfL und spielte sich ins Blickfeld des Bundestrainers. Ende Februar wechselte Hrubesch die 22-Jährige erstmals ein, jetzt fährt sie zu den Olympischen Spielen. Dort trifft Deutschland ab dem 25. Juli in der Gruppenphase auf Australien, Sambia und die USA.
Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 03.07.2024 | 23:03 Uhr