Braunschweigs Ermin Bicakcic (l.) ist enttäuscht

Pleite gegen Düsseldorf "Hat nichts mit 2. Liga zu tun": Braunschweigs Rückfall in alte Muster

Stand: 09.12.2024 13:46 Uhr

Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig hat in Düsseldorf eine heftige Abreibung bekommen. Mal wieder. Die "Löwen" stehen zwar noch über dem Strich, aber Sportchef Benjamin Kessel will in der Winterpause "alles analysieren". Bis dahin fordert er ein anderes Auftreten - und Punkte.

Von Tobias Knaack

Konsterniert waren sie alle, Kessel aber war besonders erbost über die Partie in Düsseldorf. "Die Botschaft an die Mannschaft ist: So wie heute können wir nicht auftreten, das hat nichts mit 2. Bundesliga zu tun", sagte der Sportchef und schlug einen größeren Bogen: "Die Art und Weise und die Punkteausbeute der vergangenen Partien waren einfach nicht gut."

Erinnerungen an Schalke und Köln

Drei Partien haben die Braunschweiger seit der jüngsten Länderspielpause im November absolviert, die Eintracht holte nur einen Zähler. Waren die Niederlage in Kaiserslautern (2:3) und das ernüchternde 0:0 im Heimspiel gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg schon schwach, beim 0:5 am Sonntag in Düsseldorf folgte der komplette Dammbruch. Mal wieder. Denn die Abreibung gegen den Aufstiegsaspiranten rief Erinnerungen an die beiden Debakel beim FC Schalke 04 (1:5) und beim 1. FC Köln (0:5) in der Frühphase der Saison wach.

Kessel war auch deshalb derart alarmiert, weil die Partie gegen die Fortuna einen krassen Rückfall in alte - und spätestens mit dem souveränen Erfolg über den HSV Mitte November - für überwunden gehaltene Muster bedeutete. Denn der Befund nach dem Reinfall am Rhein gleicht dem vom Beginn der Spielzeit: immer einige Schritte zu spät, mangelhaft im Zweikampfverhalten, zu schwach im gesamtmannschaftlichen Verteidigen.

"Auch, wenn zwischendurch Phasen dabei waren, in denen wir mehr Zugriff auf das Spiel hatten, waren wir in jedem Teilbereich des Spiels hoffnungslos unterlegen."
— BTSV-Trainer Daniel Scherning

Der Unterschied zu den beiden anderen Partien lag alleine darin, dass der BTSV dieses Mal das Spiel nach den Treffern von Dawid Kownacki (4., 11.) und Shinta Appelkamp (8.) bereits nach elf Minuten verloren hatte. Und so bitter es klingt: Angesichts der Vielzahl der weiteren Düsseldorfer Gelegenheiten war das Ergebnis immer noch einer der positiven Aspekte für die "Löwen", die mit bereits 32 Gegentreffern die zweitschlechteste Defensive der Liga stellen.

Entsprechend frustriert war Trainer Daniel Scherning. "Wir haben es gar nicht geschafft, Zugriff auf das Spiel zu bekommen", sagte der 41-Jährige. "Wir haben die Box nicht verteidigt und so war es sehr einfach für den Gegner, heute hier Tore zu erzielen". Und schlimmer noch: "Auch, wenn zwischendurch sicherlich Phasen dabei waren, in denen wir mehr Zugriff auf das Spiel hatten, waren wir in jedem Teilbereich des Spiels hoffnungslos unterlegen."

Lange Verletztenliste keine Ausrede

Dass die Verletztenliste - beim Gastspiel im Rheinland fehlten sieben Spieler - "lasse ich niemals als Ausrede für die Leistung gelten", sagte er. In dieselbe Kerbe schlug auch Mittelfeldspieler Robin Krauße: "Egal wie viele krank oder verletzt sind, wir haben alle, die auf dem Platz standen, schon genug Spiele in dieser Liga gemacht. Es gibt keine Ausrede."

Vielmehr steht - wie auch zu Saisonbeginn - erneut die Erkenntnis, dass die Braunschweiger die Basis ihres Spiels nicht beherrschten: eine solide Defensive, von der aus sie ihr Spiel entwickeln. Als es zu Beginn der Spielzeit nicht lief, hatte Scherning die Mannschaft auf eben jene Basis eingeschworen, darauf, sich auf Tugenden wie Einsatz, Wille und Leidenschaft zurückzubesinnen. Man habe "den Jungs auch mal auf den Sack gehen" müssen, hatte Scherning dazu nach dem souveränen Erfolg über den HSV (3:1) Mitte November im NDR Gespräch erklärt.

Mitten drin im Abstiegskampf

Mit Erfolg. In den acht Partien zwischen dem fünften und dem zwölften Spieltag holte der BTSV im Schnitt anderthalb Punkte pro Partie. Und auch wenn er "nicht zu forsch" sein wollte, wolle man sich bis zur Winterpause "in Richtung 20 Punkte" orientieren, hatte Scherning damals gesagt. Zu den zwölf Zählern von damals ist in den drei Partien seither allerdings eben nur einer hinzugekommen. Und die Eintracht steht aktuell nur deshalb noch über dem Strich, weil die drei Aufsteiger Münster, Ulm und Regensburg ebenfalls nicht von der Stelle kommen.

Sportchef Kessel fordert Reaktion - und Punkte

Sportchef Kessel jedenfalls drückte am Sonntag seine Erwartungshaltung klar aus: "Dass wir Lösungen finden müssen und jeder Spieler die nächsten zwei Spiele ein anderes Gesicht zeigen muss." Dabei belassen aber wollte er es nicht: "In der Winterpause werden wir alles analysieren, aber jetzt haben wir noch zwei wichtige Spiele vor der Brust, in denen wir Punkte brauchen", sagte Kessel. Sechs sind in den Partien gegen Elversberg und Nürnberg noch möglich, was die Eintracht im Falle der Maximalausbeute auf 19 Punkte katapultieren würde. Das wäre dann tatsächlich die von Scherninig vor einem Monat avisierte "Richtung 20 Punkte".

"In der Winterpause werden wir alles analysieren, aber jetzt haben wir noch zwei wichtige Spiele vor der Brust, in denen wir Punkte brauchen."
— Sportchef Benjamin Kessel

Der Auftritt von Düsseldorf allerdings gibt wenig Anlass zur Hoffnung darauf. Zumal in Elversberg am Sonntag (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) eine der formstärksten Mannschaften ins Stadion an der Hamburger Straße kommt.

Die größte Hoffnung ruht also darauf, dass Scherning und dem Team erneut eine Rückbesinnung auf die Braunschweiger Basis gelingt. So, wie es in der vergangenen Saison beim sensationellen Klassenerhalt gelungen war. So, wie es nach dem verpatzten Start in diese Spielzeit gelungen war. Denn das gehört, dem aktuell krassen Rückfall zum Trotz, immerhin auch zur Wahrheit der bisherigen Eintracht-Saison.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 08.12.2024 | 22:50 Uhr