NDR-Sport Hansa Rostock: Gewinn, Schuldenabbau, aber Sorgen mit dem Sponsor
Fußball-Drittligist FC Hansa Rostock hat das Geschäftsjahr 2023/2024 mit einem Gewinn von rund einer Million Euro abgeschlossen und knapp zwei Millionen Euro Schulden bei Geldgeber und Aufsichtsratskandidat Rolf Elgeti abgebaut. Finanzielle Sorgen bereitet dem Club aber der Rückzug von Hauptsponsor "28 Black".
"Wir hatten ein sehr erfolgreiches Jahr und stehen solide da", sagte Hansas Vorstandsvorsitzender Jürgen Wehlend dem NDR. Das Plus für das vergangene Geschäftsjahr resultiert vor allem aus den finanziell guten Zeiten in der 2. Liga, als Hansa Rostock allein durch TV-Gelder neun Millionen Euro mehr zur Verfügung hatte als in der Dritten Liga.
"Retter" Elgeti will in den Aufsichtsrat
So war der Club auch imstande, knapp zwei Millionen Euro Schulden abzubauen - gegenüber der Investmentfirma Obotritia Capital KGaA. Hier wird es interessant und die Brücke zur aktuellen, weniger rosigen Finanzsituation der Mecklenburger geschlagen.
Hinter der Investmentfirma, bei der Hansa laut Jahresbericht immer noch 11,6 Millionen Euro Schulden hat, steckt Rolf Elgeti. Jener Finanz- und Immobilienunternehmer, der 2015 rund 20 Millionen Euro Schulden des Clubs bei der DKB-Bank ablöste, den Verein so vor der drohenden Insolvenz rettete und nun, knapp zehn Jahre später, einer von 15 Kandidaten bei Aufsichtsratswahlen ist. Die sollten eigentlich bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Sonntagabend stattfinden, sie wurde jedoch auf den 21. Dezember vertagt.
Elgetis Kandidatur wird unter den rund 28.000 Mitgliedern des größten Sportvereins in Mecklenburg-Vorpommern sehr kontrovers gesehen. Zieht er in das Gremium ein, sitzt dort der größte Geldgeber Hansas höchstpersönlich und entscheidet mit darüber, wie das Geld des Vereins verwendet wird und wo die Reise des Clubs hingeht.
15 Millionen Euro weniger Umsatz im laufenden Geschäftsjahr
Die vom Verein veröffentlichten Zahlen zeigen, dass schwere Zeiten vor den Rostockern liegen. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet Hansa mit 15 Millionen Euro weniger Umsatz als im Jahr zuvor (knapp 47 Millionen Euro). Der Abstieg und die dadurch dramatisch geschrumpften TV-Gelder sind dabei der größte Faktor. Hinzu kommt das Drama um den Hauptsponsor. Der luxemburgische Getränkekonzern "Splendid Drinks", dessen Marke "28 Black" Hauptsponsor der Kogge ist, hatte seinen eigentlich noch bis zum 30. Juni 2025 laufenden Vertrag wegen regelmäßiger Ausschreitungen von Hansa-Fans vorzeitig gekündigt.
Klage gegen Hauptsponsor noch nicht eingereicht
Der Rückzug des Sponsors reißt nach Vereinsangaben ein Loch von circa 1,4 Millionen Euro in die Hansa-Kasse. Zusammen mit dem Abstieg "fehlen uns auf einen Schlag ein paar Millionen Euro", so Wehlend. Auf den Getränkekonzern ist der Hansa-Chef nicht gut zu sprechen. "Das ärgert mich nicht nur maßlos, sondern hat auch finanzielle Auswirkungen. Es belastet uns schon sehr."
Dass der Verein eine Klage vorbereitet, hatte Wehlend bereits Anfang November im NDR Sportclub öffentlich gemacht. "Ob sie eingereicht wird, werden wir sehen, darüber werden wir noch mal reden", sagte er nun dem NDR und versprüht Hoffnung. "Wir sind frohen Mutes, dass wir für dieses und nächstes Jahr neue Partner gewinnen, die zum FC Hansa stehen."
Weiterer Schuldenabbau in der 3. Liga nicht möglich
Die wird der Club auch brauchen, da der Gürtel in der Dritten Liga weitaus enger geschnallt werden muss. Ein weiterer Schuldenabbau sei in dieser Liga nicht möglich, so Wehlend. Konsolidierung durch Sparen ist angesagt. Der Club hat Stellen abgebaut, rund 15 Prozent nach dem Abstieg. "Aber der Weg ist nicht zu Ende. Wir müssen operative Einsparmaßnahmen vornehmen, Projekte zurückstellen und Investitionen streichen", sagte der Vorstandsvorsitzende.
Das Ziel ist eine schwarze Null für das Geschäftsjahr 2024/2025. Dabei hofft der Club auch auf Sondereffekte, wie zum Beispiel ein gutes Weihnachtsgeschäft mit Merchandising-Artikeln.
23.000 Zuschauer im Schnitt - Mitgliederzahl gewachsen
Der große Fan-Zuspruch ist ohnehin das größte Pfund des Clubs, der in der Dritten Liga mit einem Zuschauerschnitt von 23.071 aufwarten kann - darunter 15.000 verkaufte Dauerkarten. Von 2023 zu 2024 ist die Zahl der Hansa-Mitglieder um rund 3.000 auf insgesamt 28.330 gewachsen.
Auch diese Zahlen lassen Wehlend trotz aller Sorgen positiv in die Hansa-Zukunft blicken. "Wir werden uns so aufstellen, dass der Verein jedes Jahr eine Lizenz erhält und durch diese Liga kommt. Wir haben die Kraft dazu und ein vernünftiges Fundament", so Wehlend, der aber nichts gegen Zweitliga-Rahmenbedingungen hätte. "Es ist nicht unser Ziel, noch mal neun Jahre in der Dritten Liga zu verbringen."
Mitglieder verweigern Wehlend Entlastung
Bei allem Optimismus des Vorstandsvorsitzenden machten die Mitglieder am Sonntagabend bei der Mitgliederversammlung jedoch deutlich, dass sie mit der Arbeit von Wehlend nicht zufrieden sind. Während die übrigen Vorstandsmitglieder - darunter auch Vorgänger Robert Marien - von den anwesenden Mitgliedern mit großer Mehrheit entlastet wurden, wurde einzig Wehlend die Entlastung verweigert.
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Nordmagazin | 24.11.2024 | 19:30 Uhr