Ekberg und Weinhold Goldener Abschied für zwei THW-Legenden?
Niclas Ekberg und Steffen Weinhold verlassen im Sommer den deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel. Zum Abschied dürfen sie von einem letzten Titel träumen - am Wochenende steht Kiel im Final Four der Champions League.
Natürlich sei das damals alles richtig schön gewesen, da sind sich Niclas Ekberg und Steffen Weinhold einig. Trotz der speziellen Rahmenbedingungen. Aufgrund der Corona-Bestimmungen fand das Endspiel der Champions-League-Saison 2019/2020 gegen den FC Barcelona erst kurz vor dem Jahreswechsel statt, am 29. Dezember 2020. Und Publikum war damals beim Final Four in Köln nicht zugelassen. Sonst gilt die Halle als "Mekka des Handballs", damals war sie traurig leer.
Gute Erinnerungen an 2020
Für Stimmung in der riesigen Arena musste damals die THW-Mannschaft selbst sorgen, nachdem sie im Finale die favorisierten Katalanen mit 33:28 besiegt hatte. Und wie sie das tat! Als das Team von Trainer Filip Jicha auf dem Podium stand, den Pokal immer wieder in die Höhe reckte und goldenes Konfetti auf alle hinabschwebte, war die Freude überschwänglich.
"Der letzte Titel kam natürlich ein bisschen unter anderen Umständen zustande, weil zu der Corona-Zeit die Halle leer war und sonst die Atmosphäre in Köln sonst immer sehr groß ist", sagte Weinhold dem NDR im Vorfeld des jetzigen Final Four, bei dem die "Zebras" am Sonnabend (18 Uhr) im Halbfinale erneut auf den FC Barcelona treffen, den Rekordchampion der "Königsklasse". Drei Stunden zuvor ermitteln der dänische Meister Aalborg Handbold und Titelverteidiger SC Magdeburg den ersten Finalisten.
"Zebras" mit Chance auf vierten Titelgewinn in Köln
Die Kieler sind zum neunten Mal in Köln beim Final Four dabei: Sie gewannen bei der Premiere 2010, im Triplejahr 2012 und zuletzt 2020. Ekberg und Weinhold bietet sich an diesem Wochenende jeweils die Chance auf den zweiten Triumph im wichtigsten Europapokal, es wäre der goldene Abschied nach zwölf (Ekberg) bzw. zehn Jahren (Weinhold) in Kiel.
"Es ist auf jeden Fall sehr besonders, dass wir noch mal nach Köln fahren können. Darauf freuen wir uns natürlich sehr", sagte Rückraumspieler Weinhold. Den 37-Jährigen zieht es in seine Heimat nach Süddeutschland. Wo der gebürtige Fürther künftig spielt, ist noch unklar.
"Es ist geil, dass ich die Möglichkeit habe, am Ende noch etwas Großes zu reißen."
— THW-Rechtsaußen Niclas Ekberg
Der zwei Jahre jüngere Schwede Ekberg kehrt zu seinem ehemaligen Verein Ystads IF zurück. Doch zuvor will er natürlich bei der Endrunde in Köln, dem Highlight in einer bislang enttäuschend verlaufenen Saison mit Rang vier in der Bundesliga und dem frühen Aus im DHB-Pokal, das Maximum.
"Das ist natürlich großartig, dass wir als Team dabei sind - genau das, was man sich gewünscht hat zum Ende der Reise hier in Kiel. Ich habe natürlich riesige Erinnerungen an 2020. Das war mein erster Champions-League-Titel - etwas ganz Besonderes. Hoffentlich können wir etwas von diesen Gefühlen auspacken", sagte der Rekordtorschütze des THW.
Durch Wunder gegen Montpellier ins Final Four
Für Selbstvertrauen dürfte auch die Art und Weise sorgen, wie das Ticket für Köln gebucht wurde. Nach einer 30:39-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel bei Montpellier HB gelang zu Hause durch ein 31:21 im Rückspiel der Einzug ins Halbfinale. Und dort in Köln wollen sich die Schleswig-Holsteiner mit Rückendeckung durch die "weiße Wand", ihrer großen Anhängerschaft, gegen Barcelona auch für die Halbfinalniederlage vor zwei Jahren revanchieren. Damals verpasste der THW durch ein 30:34 gegen die Katalanen das Finale.
Um Barcelona zu besiegen, müsse sehr viel zusammenpassen, betonte Weinhold. "Es ist wichtig, dass wir eine gute Abwehr hinstellen, dass wir Dika Mem in den Griff kriegen und dass wir eine gute Kooperation mit unseren Torhütern haben. Das ist der eine Punkt, damit wir von hinten heraus ein schnelles Spiel machen können. Und wir müssen es schaffen, dass wir mit Mut im Angriff spielen, ohne dabei technische Fehler zu machen, um sie nicht zu einfachen Toren einzuladen."
Ekberg sieht es einmal mehr als schwer an, bei der Endrunde in Köln die Favoritenrolle auszumachen. "Es ist immer eine kleine Wundertüte, dieses Final Four. Und es ist immer ein Wochenende für große Überraschungen. Deswegen muss man ganz cool hineingehen, den Fokus auf sich legen und versuchen, das Maximum herauszuholen", sagte der Rechtsaußen, der beim Champions-League-Triumph 2020 auch Torschützenkönig wurde.
Ekberg ohne Furcht vor Nielsen und Perez de Vargas
Und so schreckt den "alten Schweden" auch nicht die Aussicht, dass er und seine Teamkollegen es im Halbfinale mit zwei absoluten Top-Torhütern zu tun bekommen wird: dem Dänen Emil Nielsen und dem Spanier Gonzalo Perez de Vargas, der im kommenden Sommer zum THW wechseln wird. Ekberg: "Das sind Weltklasse-Torhüter! Nichtsdestotrotz ist das Tor größer als der Torhüter. Deswegen muss man versuchen, neben ihn zu werfen, damit das Runde in das Eckige geht."
Handball kann manchmal so einfach sein. Für den Traum von einem goldenen Abschied ist aber Schwerstarbeit angesagt, alles muss am Wochenende passen. Diesmal wird zumindest die Kulisse in Köln passen: Ekberg und Weinhold verabschieden sich vor 19.750 Zuschauerinnen und Zuschauern im ausverkauften "Mekka des Handballs" - wie es zwei THW-Legenden würdig ist.
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Schleswig-Holstein Magazin | 07.06.2024 | 19:30 Uhr