Renars Uscins mit Alfred Gislason

Vor WM-Start Bundestrainer Gislason - "Schätze uns als stärkste Mannschaft ein"

Stand: 04.01.2025 18:24 Uhr

Handball-Bundestrainer Alfred Gislason blickt trotz einiger Personalprobleme optimistisch auf die bevorstehende Weltmeisterschaft. Der Isländer will mit der DHB-Auswahl beim Turnier in Dänemark, Norwegen und Kroatien die olympische Silbermedaille von den Spielen in Frankreich bestätigen.

Entsprechend selbstbewusst sprach Gislason am Sonnabend auf einer Pressekonferenz in Hamburg über die deutsche Vorrundengruppe. "Ich schätze uns als die stärkste Mannschaft ein, ohne Frage. Das klingt vielleicht arrogant, aber das ist aus meiner Sicht so", sagte Gislason.

Am 15. Januar (20.30 Uhr, live im Ersten) heißt der Auftaktgegner im dänischen Herning Polen. Anschließend geht es gegen die Schweiz (17. Januar, 20.30 Uhr, im Liveticker bei sportschau.de) und Tschechien (19. Januar/18 Uhr, live im Ersten). "Das erste Spiel gegen Polen ist für uns wie ein Endspiel", erklärte Gislason.

Olympia-Silber soll bestätigt werden

Die besten drei Teams der Vierergruppe erreichen die Hauptrunde, die Deutschland ebenfalls in Herning absolvieren würde. Dort könnte Gastgeber und Titelverteidiger Dänemark auf das deutsche Team warten, gegen die Dänen unterlag Deutschland zuletzt im Olympia-Finale in Paris krachend mit 26:39. Auch in der K.o.-Runde müsste Gislasons Mannschaft an Dänemark vorbei, um das Endspiel in Oslo zu erreichen.

DHB-Sportvorstand Ingo Meckes sieht vor Turnierbeginn eine Chance für das Gislason-Team. Man habe "sehr viel" in der eigenen Hand: "Vom Turnierverlauf her haben wir eine hervorragende Chance auf das Viertelfinale, und ab da kann alles passieren. Aber dann sind auch die entsprechenden Gegner da."

Nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille sei das Ziel, ergänzte Meckes, "das Erreichte zu bestätigen. Wir gehen alle sehr optimistisch in die Vorbereitung und anschließend in das Turnier." Auch für Gislason ist der Traum von der Halbfinal-Teilnahme natürlich da: "Das ändert sich nie."

Einen Vorteil sieht der Isländer darin, dass sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren ein Kern an Stammspielern gebildet habe. Dies sorge so langsam dafür, "dass die Spieler sich blind verstehen". "Man merkt, dass sie gut miteinander können und sich tierisch freuen, beieinander zu sein", sagte Gislason im NDR Interview.

DHB-Team ab Montag komplett

Für den Trainer ist es deshalb nicht weiter schlimm, dass zum Vorbereitungsstart am Freitag die Olympia-Helden Renars Uscins (TSV Hannover-Bugdorf) und Julian Köster (VfL Gummersbach) ebenso aus gesundheitlichen Gründen fehlten wie die Linkshänder Franz Semper (SC DHfK Leipzig) und Nils Lichtlein (Füchse Berlin).

"Es ist meines Erachtens nichts Ernstes dabei", gab der Isländer Entwarnung. Die Spieler sollten sich aber vollständig auskurieren, bevor sie anreisen. Gislason: "Ich habe gesagt: Bleib' lieber weg, bis du ganz gesund bist."

Semper erwartet er bereits im Laufe des Sonnabends im Teamhotel, Köster soll am Sonntag zur Mannschaft stoßen. Uscins und Lichtlein werden dann beim ersten Training am Montag erwartet.

Zechels kuriose Nachnominierung

Kurios verlief die Nominierung von Kreisläufer Tim Zechel, der für den verletzten Jannik Kohlbacher (Ellenbogen-OP) ins Aufgebot nachgerückt ist. Der 28-Jährige war auf Kreuzfahrt - Gislason erreichte ihn nicht. "Ich hatte drei Nummern von ihm, über die ich ständig versucht habe, ihn anzurufen, aber bei keiner ging er ran", sagte der Isländer. "Dann habe ich seinen Trainer Bennet Wiegert (SC Magdeburg, d. Red.) gesprochen, der hat ihn schließlich erreicht, als er gerade an einem Hafen war."

Wiegert und Gislason sprachen Zechel auf die Mailbox mit der Bitte um Rückruf - "zum Glück war er nur in Skandinavien und nicht ganz so weit weg", so Gislason. Direkt vom Schiff reiste Zechel zum DHB-Team ins Hotel nach Hamburg.

Zwei Härtetests gegen Brasilien

Für die deutsche Mannschaft stehen die letzten Härtetests am Donnerstag (18.30 Uhr) in Flensburg und kommenden Sonnabend (16.20 Uhr/live im Ersten) in Hamburg jeweils gegen WM-Teilnehmer Brasilien an. Die Südamerikaner seien "mittlerweile eine wirklich sehr gute Mannschaft", lobte Gislason, Brasilien spiele "sehr körperlich. Das ist ein sehr guter Gegner für uns, der uns sehr fordern wird", ergänzte der 65-Jährige.

Dieses Thema im Programm:
Hamburg Journal | 03.01.2025 | 19:30 Uhr