Fußballspieler Lois Openda (RB Leipzig) jubelt nach seinem Tor zum 0:1 mit Zsolt Löw, Trainer RB Leipzig.

Fußball | Bundesliga Zittern, Jubeln, ab auf die Couch - RB Leipzig wieder auf Champions-League-Kurs

Stand: 12.04.2025 11:03 Uhr

Zweiter Sieg im zweiten Bundesliga-Spiel für RB Leipzigs Coach Zsolt Löw. Die neue Ansprache des Interimstrainers scheint zu wirken. Was sind die weiteren Erkenntnisse des knappen Siegs der "Bullen" bei den "Wölfen"?

"Zum Schluss haben wir es etwas schleifen lassen. Jetzt können wir entspannt auf der Couch die anderen Spiele schauen" – die Erleichterung war RB Leipzigs Ridle Baku nach dem 3:2-Zittersieg seines Teams von Freitagabend deutlich anzuhören.

Fußballspieler Lois Openda (RB Leipzig) jubelt nach seinem Tor zum 0:1 mit Zsolt Löw, Trainer RB Leipzig.

Openda und Löw: "Wo ich ihm außerhalb des Platzes helfen kann".

RB-Coach Löw: "Bin sehr, sehr stolz"

Nicht nur der Ex-Wolfsburger Baku, der bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte einen entscheidenden Anteil am Leipziger Sieg hatte, pustete nach Abpfiff tief durch: "Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs", sagte RB-Coach Zsolt Löw am ARD-Mikrofon "Nach mehreren Monaten ohne Auswärtssieg mit dieser Kulisse und diesem Druck umzugehen, da bin ich sehr stolz." RB-Torhüter Peter Gulacsi gestand in der Mixed Zone sogar, dass ihm in der Schlussphase der Partie das 3:3 von Mitte Januar in Bochum durch den Kopf ging: "Nach einem 3:0 darf man ein Spiel nicht zweimal aus der Hand geben. Gott sei Dank haben wir gewonnen."

Zweiter Simons-Doppelpack der Saison

Auch am Freitagabend führte RB Leipzig schon 3:0. Nach Toren von Lois Openda (11.) und Xavi Simons (26./49.) sahen die Leipziger bereits wie der sichere Sieger aus, ehe der Dreier durch zwei Gegentore von Kilian Fischer (58.) und Andreas Skov Olsen (75.) nochmal ins Wackeln geriet.

Löws Sondereinheiten mit Openda

Was kann RB Leipzig aus dem knappen Sieg mitnehmen? Erstens, ganz klar: die Tore von Lois Openda und Xavi Simons. Bei beiden blitzte vor allein der in der ersten Hälfte immer wieder die Klasse und Spielfreude und Zielstrebigkeit auf, die sie zu großen Leipziger Hoffnungsträgern machte. Openda wird seine 24 Tore aus der Vorsaison vermutlich nicht mehr erreichen, mit seinem neunten Saisontor brachte er RB aber gleich zu Beginn der Partie auf die Siegerstraße.

Und das könnte auch an den verbalen Streicheleinheiten des neuen Trainers Zsolt Löw liegen: "Mit Lois hab ich häufiger Einzelgespräche, er ist ein sehr sensibler Junge, ein sehr, sehr guter Mensch. Wir sprechen sehr viel, bestimmt 20, 30 Minuten am Tag", berichtete der Ungar. In den Gesprächen mit dem jungen Papa Openda geht es dabei nicht immer nur um Fußball: "Ich versuche einfach mal rauszukriegen, wo ich ihm außerhalb des Platzes helfen und unterstützen kann."

30 Minuten Champions-League-Form

Nach Ex-Trainer Marco Rose, der ebenfalls viele Einzelgespräche führte, scheint Löw eine andere Ansprache zu finden. Vor dem Spiel sagte der Interimscoach, er wolle im Team "mehr Energie, mehr Lockerheit, mehr Positivität" erreichen. Mit der Rückkehr zum 4-2-2-2 spielt RB wieder ein offensiveres System.

Das zumindest 30 Minuten nahezu perfekt lief. In der ersten Halbzeit dominierte RB mit druckvollem und hohem Anlaufen die überraschten Gastgeber. Zudem zeigte sich RB im Abschluss effizient: Mit insgesamt neun Schüssen, von denen aber nur drei wirklich aufs Tor gingen, führte RB nach 49 Minuten 3:0. Aus einem xGoals-Wert von nur 0,62 statistisch erwartbaren Toren machten die Leipziger eine 3:0-Führung.

Offenbar, und das ist die zweite Erkenntnis aus dem Wolfsburg-Spiel, hat sich der Trainerwechsel – so umstritten er war – schon ausgezahlt. Die Mannschaft wirkt frischer. Die 122 Laufkilometer von RB in Wolfsburg erreichten die Kicker vom Leipziger Cottaweg in der bisherigen Saison eher selten.

Die Mannschaft des RB Leipzig feiert nach einem Spiel.

Jubel bei RB nach dem Sieg in wolfsburg

Gulacsi und Baku sichern Sieg

Einen großen Anteil am Leipziger Sieg hatten Torhüter Peter Gulacsi und Außenbahnspieler Ridle Baku. Gulacsi zeigte eine Woche nach seinem groben Fehler im Hoffenheim-Spiel, welche Höchstleistungen er auf der Linie immer noch abrufen kann: Gleich vier Wolfsburger Hochkaräter entschärfte der frühere ungarische Nationaltorhüter und half dabei entscheidend, dass es nicht zum Bochumer 3:3-Déjà-vu kam.

Offensivmann Baku bereitete mit dem 1:0 und 3:0 gleich zwei Tore vor, sammelte damit seine ersten Assists im RB-Trikot und zeigte auf der rechten Bahn, wie wichtig er für RB noch werden kann. Auch Baku freute sich über "eine fantastische erste Halbzeit"

Baku: "Daran müssen wir weiter arbeiten"

Der 27-Jährige erklärte aber auch, welche Baustellen das Leipziger Spiel nach wie vor hat: Der Druckabfall in der letzten Phase des Spiels. "In den letzten 15, 20 Minuten müssen wir immer ein bisschen leiden, da müssen wir Extrameter machen. Das begleitet uns weiterhin. Da sind die Abstände ein bisschen groß. In der Bundesliga kannst Du Dir nicht erlauben, abzuschalten. Daran müssen wir weiter arbeiten." Zum Beispiel an der Chancenverwertung in der Schlussphase: der eingewechselte Christoph Baumgartner vergab gleich dreimal aus guter Position die Vorentscheidung.

Auch der Couch Mainz und Frankfurt beobachten

"Da ist ja ein extremer Druck, den du aushalten musst. Und dass da nicht alles klappt, ist klar", hat Coach Löw auch hier Verständnis. Mit dem Sieg kletterte RB zumindest über Nacht auf den vierten Tabellenplatz. Und kann nun "entspannt auf der Couch die anderen Spiele schauen". Zum Beispiel, wie sich Mainz am Samstagnachmittag in Hoffenheim schlägt und wie die mit RB punktgleiche Frankfurter Eintracht am Sonntag gegen Heidenheim spielt.

Dirk Hofmeister