Herbert Müller

Handball | Bundesliga THC-Coach Herbert Müller: "Das Feuer brennt noch"

Stand: 09.08.2024 12:35 Uhr

Mit dem Thüringer HC geht Herbert Müller ins 15. Jahr. Und der 61-Jährige ist nach wie vor heiß, hat anspruchsvolle Ziele mit seinem THC und eine klare Meinung zum Abschneiden der DHB-Teams in Paris.

Die Handballerinnen des Thüringer HC befinden sich mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Am Wochenende stehen die ersten ernsthaften Testspiele gegen den tschechischen Meister Banik Most (Samstag 19 Uhr in Sömmerda und Sonntag 15 Uhr in Artern) auf dem Programm. SPORT IM OSTEN sprach mit Herbert Müller, der seit 2010 Trainer des THC ist, über Olympia, die Vorbereitung und Ziele und die persönliche Motivation.

Wir treffen Herbert Müller nach einem schweißtreibenden Morgentraining und einer persönlichen Rad-Runde. Der 61-Jährige hat wieder mal die Aufgabe, einen größeren Umbruch zu bewerkstelligen. Sieben Spielerinnen verließen den Verein, sieben neue mussten und müssen integriert werden. Doch dem Handballverrückten entgingen natürlich auch die Auftritte der deutschen Nationalteams während der Olympischen Spiele nicht.

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"Man ist fast gestorben auf der heimischen Couch", erklärte Müller mit Blick auf dem Herzschlagspiel der DHB-Männer gegen Frankreich. Deutschland setzte sich nach Verlängerung durch. "Wie die Mannschaft gekämpft hat, das Ding gedreht hat. Das ist Handball, die schönste Sportart der Welt." Besonders erfreulich sei, dass der junge Eisenacher Marko Grgic auch in der entscheidenden Phase auf der Platte stand. "Das war eine Riesenverantwortung für so einen jungen Spieler. Er wird viel mitnehmen und lernen. Ich hoffe, dass Eisenach und die Nationalmannschaft profitieren werden."

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Abschneiden der DHB-Frauen war Riesenenttäuschung

Weniger lobende Worte hat der THC-Trainer für die deutsche Frauen-Auswahl übrig. "Wenn man ein Spiel gewinnt und fünf verliert. Das war enttäuschend. Wir sind so weit weg von der Weltspitze. Das ist unerklärlich, das darf nicht passieren. Das Abschneiden ist eine Riesenenttäuschung", so Müller, der auch keine Ausreden mehr hören will. "Das höre ich seit 20 Jahren, wir sind dran, wir sind auf dem Weg. Es ist höchste Zeit, dass Ergebnisse geliefert werden."

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THC mit großem Umbruch

Beim Thüringer HC - seinem Aufgabengebiet - gab es im Sommer erneut einen größeren Umbruch. Mit Johanna Stockschläder, Yuki Tanabe, Annika Lott, Vilma Matthijs Holmberg, Sonja Frey, Nicole Roth und Sara Saetre Ronningen verließen sieben Spielerinnen den Verein. Dafür kamen Natsuki Aizawa, Rikke Hoffbeck Petersen, Julie Holm, Csenge Kuczora, Christina Lövgren Hallberg, Sharon Nooitmeer und Anna Szabo. Die ersten Wochen der Vorbereitung stimmten den Trainer optimistisch. "Man merkte gleich in der ersten Woche, dass die Mentalität stimmt. Es macht viel Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten: Sieben Spielerinnen integrierst du aber nicht von heute auf morgen." Dazu kämen noch drei Spielerinnen, die wegen ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen erst kommende Woche zur Mannschaft stoßen.

Müller kritisiert Playoffs

Dass in der neuen Saison nicht mehr der Meister in einer Doppelrunde ausgespielt wird, sondern erst nach den Playoffs feststeht, stößt dem THC-Trainer bitter auf. Er sei ein Freund von einem fairen Modus, wo die Mannschaft, die konstant spielt, Meister wird. Die Playoffs würden dagegen dafür sorgen, "dass man mit Glücksspielerei mit einem Spiel die Arbeit der gesamten Saison ad absurdum führen kann". "Ich finde den Modus ganz schlecht."

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Für den THC blieben die Ziele gleich. Man wolle Deutschland international gut vertreten. Dazu gehöre, dass man die Gruppenphase der European League, das Final Four im Pokal in Stuttgart und in der Meisterschaft einen internationalen Startplatz erreichen will. "Jede Medaille wäre toll."

Das Feuer brennt noch

Und dass Herbert Müller auch nach 14 Jahren immer noch für seinen Thüringer HC brennt, daran ließ der 61-Jährige keinen Zweifel. "Wenn man nicht selber brennt, kann man keine Mannschaft mitreißen." Die Arbeit sei anspruchsvoll, das Zusammenspiel mit den Spielerinnen habe sich verändert. "Für mich ist das kein Job. Es ist mein Leben, meine Berufung. Solange das Feuer so brennt." Erstmals um Punkte geht es für den Thüringer HC am 8. September. Dann gastiert das Müller-Team bei Bayer Leverkusen.

Herbert Müller über das Feuer: "Für mich ist das mein Leben und meine Berufung"

rei