Klub-WM SCM kämpft in Ägypten um Handball-Krone
Es wird wieder Handball in der Wüste gespielt. Doch anstatt wie in den vergangenen Jahren nach Saudi-Arabien, sind die Handballer vom SC Magdeburg nun nach Ägypten gereist. Die IHF Men’s Club World Championship findet in diesem Jahr erstmals seit 2007, wieder auf afrikanischem Boden statt. Gespielt wird in der neuen, noch namenlosen Hauptstadt mitten in der Wüste.
- Am Dienstag muss der SC Magdeburg bei der Handball-Klub-WM in Ägypten wieder ran, an einem ungewöhnlichen Austragungsort.
- Nachdem Saudi-Arabien als Austragungsort zurückgetreten ist, ist Ägypten mit seiner neuen Hauptstadt eingesprungen.
- Die Stadt hat zwar noch keinen Namen aber bereits ein riesiges Sportzentrum.
Der SC Mageburg steht derzeit bei der Handball-Klub-Weltmeisterschaft mitten in der ägyptischen Wüste auf der Platte. SCM-Trainer Bennet Wiegert hat sich im Vorfeld wenig mit dem neuen Austragungsort beschäftigt. Vielmehr lag sein Fokus für die Vorrunde auf den zu bezwingenden Gegner, den California Eagles und Khaleej Club: Beide Partien konnte der SC-Magdeburg am vergangenen Wochenende für sich entscheiden.
Zum neuen Austragungsort sagte Wiegert, er habe "keine Ahnung gehabt, was uns da erwartet". Auf das Turnier hingegen hat er seine Mannschaft bestmöglich innerhalb kürzester Zeit vorbereitet. Das Ziel in Ägypten ist klar: Die Magdeburger Handballer wollen zum vierten Mal in Folge Klub-Weltmeister werden. Abgesehen vom sportlichen Erfolg winkt auch ein ordentliches Preisgeld. 2023 gab es für den Sieger 400.000 US-Dollar, in diesem Jahr ist es laut SCM-Geschäftsführer Marc Schmedt "leider etwas weniger." Die Prämien seien "in Summe etwa 30% geringer als noch im Vorjahr."
Bennet Wiegert trainiert den SC Magdeburg. (Archivbild)
Handball verabschiedet sich aus Saudi-Arabien
Die ehemals "Super Globe Cup" genannte Handball-Klub-Weltmeisterschaft feierte ihre Premiere 1997 in Wien. 2019 sicherte sich dann der Wüstenstaat Saudi-Arabien gleich für fünf Jahre die Rechte an dem Internationalen Turnier. Noch im letzten Jahr hieß es, man wolle sich sogar auf die Weltmeisterschaft 2029 und 2031 bewerben, doch dann kam der Rückzug. Zunächst von den Bewerbungen für die WM, und anschließend auch von der Klub-Weltmeisterschaft. Haben die Investoren vom Golfstaat also gänzlich das Interesse am Handball verloren?
Saudi-Arabien setzt mit der Ablehnung von zwei internationalen Handball-Turnieren ein ziemlich eindeutiges Zeichen. So sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann dem Magazin "Handball-Inside", dass sich Saudi-Arabien zukünftig "auf andere Sportarten konzentrieren" wolle.
Klub-WM in namenloser Metropole
Geplant ist nun, dass Ägypten die IHF Men's Club World Championship für die nächsten drei Jahre übernimmt. Die architektonischen Bedingungen dafür sind schon gegeben, denn unweit von Kairo befindet sich seit 2015 eine zukünftige Metropole im Bau. Die neue Hauptstadt Ägyptens hat zwar noch keinen Namen, aber dafür bereits einen riesigen Sportkomplex. Eine Bewerbung Ägyptens, hier die Olympischen Spiele 2036 oder 2040 austragen zu dürfen, wurde bereits eingereicht.
Die noch namenlose neue Hauptstadt Ägyptens befindet sich im Bau.
Die 60 Milliarden Euro teure Stadt wurde aus dem staubigen Boden gestampft. Auf einer Fläche so groß wie Singapur entsteht eine Planstadt in gigantischem Ausmaß, Neben 1,1 Millionen Wohnungen und Hotels, die bis zu 40.000 Gästen Platz bieten sollen, werden circa 600 Krankenhäuser, über 1.000 Moscheen und etwa 2.000 Schulen in der Mega-Stadt platz finden. Ein Flughafen größer als London-Heathrow und ein Disney-Freizeitpark sind ebenfalls in Planung.
Eine breite Straße führt zum Zentrum der neuen Verwaltungshauptstadt Ãgyptens.
SCM vorerst zufrieden
Alles mitten in der Wüste, 50 Kilometer östlich vom überbevölkerten Kairo. Das ist auch offiziell der Grund für ihren Bau, die Stadt soll neuen Wohn- und Lebensraum schaffen. Laut Informationen der Berliner Morgenpost sei das problematisch, da der Großteil der Ägypter sich den Wohnraum dort wohl nicht leisten kann. Sie werfen der Regierung und vor allem Präsident Abdel Fattah al-Sisi vor, eigennützig zu handeln. Zudem wird das Projekt zum Großteil von ausländischen Investoren, wie aus China finanziert, da der ägyptische Staat selbst hoch verschuldet ist.
Zu stören scheint sich Präsident al-Sisi an der Kritik nicht. Er betonte nach Informationen der Berliner Morgenpost stattdessen, wie wichtig es für ein einen Staat sei, sich durch die Realisierung derartiger Projekte einen Platz unter den Nationen zu verschaffen und das ginge nicht ohne Aufopferung. Ob die neue Stadt der Superlative trotz offensichtlicher Machtdemonstration des Präsidenten auch für die breite Schicht der Bevölkerung Bestand hat, wird wohl die Zukunft zeigen müssen.
Wiegert: "Fühlen uns jetzt richtig angekommen"
Trotz aller Bedenken spricht zumindest aus rein sportlicher Sicht nichts gegen die neue Hauptstadt als Austragungsort für die Klub-WM. Bereits 2021 fand in der neuen Metropole als erstes sportliches Großturnier überhaupt, die Handball-Weltmeisterschaft statt. Trainer Bennet Wiegert sagte zu den beiden ersten Siegen in Ägypten: Er sei "sehr glücklich so in das Turnier gestartet zu sein." Man habe "jetzt das Gefühl, richtig angekommen zu sein."
Bereits am Dienstagabend geht es dann für die Handballer aus Magdeburg im Halbfinale gegen den zweitplatzierten Al-Ahly aus Ägypten (live im Ticker) weiter. Bereits davor trifft im ersten Halbfinale der FC Barcelona auf MKB Veszprem KC.
MDR (Veronika Loof, Mario Köhne)