Athleten, Funktionäre, Politik Olympia 2040 in Deutschland? "Es geht nicht um Ost, West, Nord und Süd"
Sportliche Höchstleistungen bei den Wettkämpfen, Begeisterung auf den Rängen und vor den Fernsehgeräten, Lobeshymnen aus aller Welt - das war Paris 2024. Das will Deutschland auch. Am liebsten bei den Sommerspielen 2040. Wie kommen die deutschen Olympia-Pläne in Mitteldeutschland an?
Das Sommerspiele-Spektakel in Paris hat Begehrlichkeiten bei potenziellen künftigen Ausrichtern geweckt - so auch in Deutschland. Dass die Bundesregierung Olympia 2040 will, ist spätestens seit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung in Paris durch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) klar. Doch ob sich der Olympia-Gastgeber von 1972 tatsächlich zum ernsthaften Kandidaten für das Giganten-Event mausern kann, ist offen. Die Konkurrenz wäre groß und auch im eigenen Land warten hohe Hürden auf dem Weg zu einer Bewerbung.
Ministerpräsident Kretschmer: "2040 in Leipzig Wettbewerbe"
Die Politik ist gewillt und möchte anpacken - nicht nur auf Bundesebene, sondern auch auf Landesebene. Das machte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer zuletzt mehfach klar. So auch am Dienstag (13. August 2024) auf einem Sport- und Wirtschafts-Event in Zwickau. Der CDU-Politiker, der sich aktuell im Wahlkampf für die Landtagswahl am 1. September befindet, sagte SPORT IM OSTEN: "2040 muss Olympia in Deutschland stattfinden. Und dann, 50 Jahre deutsche Einheit, in Leipzig Wettbewerbe."
Bei seiner Forderung "damit wir dann noch mehr Medaillen gewinnen, braucht der Leistungssport eine anständige Unterstützung", nimmt der Landespolitiker die Bundesregierung in die Pflicht: "Der Bund muss da mehr leisten. Wir brauchen die Infrastruktur, wir brauchen die Förderung von Trainern. Und wir müssen die, die am Ende gewinnen, anständig honorieren. Das sind wir den Sportlern schuldig."
Rebekka Haase: "Jeder kann ausrechnen, wie viel bleibt"
Aktuell bleibe bei den Sportlern auch bei einer Olympiamedaille nicht viel hängen. Staffel-Bronzemedaillengewinnerin Rebekka Haase erzählt beispielsweise, dass die 10.000 Euro Olympia-Prämie durch die fünf Staffel-Teilnehmerinnen geteilt und dann noch versteuert werden müssen. "Da kann man sich ausrechnen, wie viel da bleibt".
Haase hebt Stellenwert des Sports heraus
Die Sprinterin aus dem Erzgebirge begrüßt Forderungen nach einer besseren finanziellen Honorierung: "Ich freue mich natürlich, wenn man solche Worte hört (...). Sport hat eine wichtige Rolle verdient", so Olympia-Bronzemedaillen-Gewinnerin Rebekka Haase aus dem Erzgebirge auf demselben Event.
Olympischen Geist nach Deutschland holen
Auch Johannes Herber, Geschäftsführer des Vereins "Athleten Deutschland" bewertet die deutschen Olympia-Pläne durchaus positiv: "Ich war kurz in Paris und habe die Atmosphäre dort spüren können. (…) Da war schon dieser vielbeschworene olympische Geist sehr stark zu spüren und natürlich wünschen wir uns, dass man so eine Euphorie und Begeisterung auch in Deutschland wecken kann."
Gemeinsame Vision von Olympia 2024
Mit Berlin, Hamburg, Leipzig, München (und Bayern) sowie Nordrhein-Westfalen gibt es mehrere Städte und Regionen, die an einer Gastgeberrolle für die Olympischen Spiele in Deutschland interessiert sind. Karsten Günther, Vorstandsvorsitzender von TeamSportSachsen hofft, dass alle dabei an einem Strang ziehen:
"Da geht’s nicht um Ost, West, Nord und Süd, sondern hier geht es um ein Land, dass hinter einer Idee steht, hinter einer Bewegung steht. Dann haben wir sicher eine Chance." Neben der gemeinsamen Vision sieht NOFV-Präsident Hermann Winkler auch die wichtige Aufgabe, den Sport im Hinblick auf eine mögliches Sport-Großereignis 2040 in Deutschland schon jetzt zu fördern und zu unterstützen.
Unklarer Bürger-Wille und große Konkurrenz
Selbst wenn die wichtigsten Voraussetzuungen erfüllt sind und viel Geld für eine Bewerbung ausgegeben wird, ist nichts garantiert. Für 2040 gibt es laut IOC bereits einige Interessenten, und dass die Ringe-Organisation immer auf der Suche nach neuen (Wachstums-)Märkten ist, zeigte zuletzt die Vergabe der ersten Olympischen E-Sport-Games nach Saudi-Arabien. Für 2036 sind beispielsweise Katar, Indien oder Südkorea im Gespräch. Staatsgarantien sind dort kein Problem - für das IOC sind sie eine nicht verhandelbare Bedingung.
Wenn Deutschland Olympia-Bewerber sein will, wird sich der Bund also wohl noch deutlich stärker engagieren müssen. Das wiederum muss der Steuerzahler mittragen und bei einer Abstimmung mit Ja stimmen. Der DOSB hat immer betont, dass er einen erneuten Anlauf für Olympia nur mit der Unterstützung der Bürger unternehmen will. Die letzten sieben Anläufe sind gescheitert.
SpiO/dpa