Marco Rose

Fußball | Champions League Nach Atletico-Niederlage: Rose baut auf den Lerneffekt

Stand: 20.09.2024 09:25 Uhr

Trotz Führung kassiert RB Leipzig zum Auftakt der Champions League eine bittere Niederlage bei Atletico Madrid. Trainer Marco Rose will den Dämpfer schnell abhaken - und hofft auf den Lerneffekt für die anstehenden schweren Aufgaben.

Es lief bereits die 90. Minute, als Antoine Griezmann eine weitere Flanke in den Strafraum schlug. Am zweiten Pfosten stieg José María Giménez höher als Nicolas Seiwald und köpfte gegen die Laufrichtung von Peter Gulacsi ins Tor. Für Atletico Madrid war es der umjubelte Siegtreffer, für RB Leipzig der Nackenschlag in letzter Minute - gleichbedeutend mit der ersten Niederlage nach zuvor 16 ungeschlagenen Pflichtspielen, gleichbedeutend mit dem Fehlstart in die Ligaphase der Champions League.

Der Madrilene Gimenez köpft zum 2:1 gegen RB Leipzig ein

Atletico Madrids Gimenez sorgte für den späten K.o. aus Leipziger Sicht.

Wenig verwunderlich fühlte Marco Rose "in erster Linie Enttäuschung" nach der knappen, aber in Summe nicht unverdienten 1:2-Niederlage in Madrid. "Der Punkt wäre wichtig für uns und gut für das Gefühl gewesen", wusste RB Leipzigs Trainer auch mit Blick auf die kommenden Aufgaben. Mit Juventus Turin und dem FC Liverpool warten im Oktober zwei weitere Hochkaräter, die ihre Auftaktspiele jeweils gewinnen konnten. Erst im Anschluss geht es gegen vermeintlich machbarere Gegner. So ist der Druck auf RB, das den Einzug ins Achtelfinale als klares Ziel ausgegeben hat, schon früh gewachsen.

Marco Rose (Trainer RB Leipzig): "Auf dem Niveau entscheiden Kleinigkeiten"

"Gegner völlig unnötig ins Spiel geholt"

Dabei war es nicht nur die individuelle Klasse und der Wille des Gegners, die an diesem Abend den Ausschlag gaben. Vielmehr gab Leipzig die Partie nach einem starken Start mehr und mehr aus der Hand. Nach Benjamin Seskos frühem Führungstor in der vierten Minuten schlichen sich Unkonzentriertheiten ein. Räume wurden nicht genutzt, hinzu kamen Fehlpässe, die Atletico förmlich zu Torchancen einluden. "Wir haben den Gegner völlig unnötig ins Spiel geholt und uns aus dem Spiel genommen", haderte Rose nach Abpfiff. Natürlich gehören Fehler dazu, "aber dann muss man auch richtig damit umgehen. Wir haben an Selbstvertrauen und Selbstverständnis verloren. Das brauchst du, wenn du hier bestehen möchtest."

Schon in der ersten Halbzeit wendete Atletico das Blatt, schnürte RB phasenweise am eigenen Sechzehner ein und hätte nach Griezmanns Ausgleich schon früher in Führung gehen können. Die Kulisse im mit 70.000 Zuschauern ausverkauften Estadio Metropolitano tat ihr Übriges an diesem Abend. Zwar stemmten sich die Gäste in der zweiten Hälfte gegen die drohende Niederlage, hatten durch den Kopfball von Jubilar Yussuf Poulsen (400. Pflichtspiel für RB Leizig) sogar die Chance, erneut in Führung zu gehen, letztlich belohnte sich Madrid aber für das Dauerpressing nach eingangs beschriebener Szene.

ANTOINE GRIEZMANN Torschuß

Das Dauerpressing von Atletico Madrid ließ auch in der zweiten Hälfte nicht nach.

Baumgartner: "Das tut natürlich weh"

Die Umverteilung der Kräfteverhältnisse nach gut 20 Minuten sorgte auch bei Leipzigs Christoph Baumgartner für Frust. Nach der Führung "hat uns der Mut in Ballbesitz verlassen", meinte der Österreicher. "Wir haben die Bälle zu einfach hergeschenkt. Dann entwickeln sie (Atletico Madrid, Anm. d. Red.) natürlich eine gewisse Dominanz zuhause." Dass die "Rojiblancos" gerade in solchen Momenten mit ihrer Erfahrung ein Spiel drehen können, ist kein Geheimnis. "Das sind dann natürlich auch echte Männer, die wissen, wie man ein Spiel an sich reißt. Hinten heraus dürfen wir das Spiel so nicht verlieren", führte Baumgartner weiter aus: "Das tut natürlich weh."

Christoph Baumgartner (RB Leipzig): "Das sind dann auch echte Männer ..."

Was bleibt also von diesem aus Leipziger Sicht bitteren Abend? In erster Linie wohl die einfache Erkenntnis, aus solchen Spielen zu lernen. Das gilt insbesondere für die jungen Akteure. "Wir waren mit einer jungen Mannschaft hier", bilanzierte Rose mit Blick auf seine Startformationen, in der mit Neuzugang Arthur Vermeeren und Antonio Nusa gleich zwei 19-Jährige standen. Rechnet man Castello Lukeba (21), Xavi Simons (21) und Benjamin Sesko (21)hinzu, standen fünf U21-Spieler in der RB-Startelf - der Altersschnitt lag bei 24,45 Jahren.

"Ich hoffe, dass wir daraus lernen, dass wir auch Positives mitnehmen und daraus Energie ziehen", sagte Rose. "Die Quintessenz ist, dass wir ein paar Dinge besser machen müssen. Aber vor allem weiter an uns glauben, das ist vor allem für die jungen Spieler wichtig."

RB bereits am Sonntag wieder gefordert

Das nötige Selbstvertrauen soll sich seine Mannschaft nun in der Liga holen. Bereits am Sonntag steht das Auswärtsspiel beim Tabellenvorletzten St. Pauli an (19:30 Uhr im Ticker und Audio-Livestream). Der straffe Zeitplan sorgt auf der einen Seite für Ärger. Rose sprach von der "ungünstigsten Situation, die man haben kann: Wir spielen hier um 21 Uhr, fliegen dann zurück, am Samstag schon wieder nach Hamburg."

Auf der anderen Seite bleibt dadurch auch nicht viel Zeit, um die Niederlage in Madrid allzu sehr zu zerdenken. "Wir haben gar nicht viel Zeit, uns lange damit aufzuhalten", richtete Rose den Blick nach vorn - wohl wissend, dass es sein junges Team am 2. Oktober zuhause gegen Juventus Turin in der Champions League besser machen kann.

jsc