Fußball | Regionalliga Mark Zimmermann (Hallescher FC): "Der HFC zählt automatisch zum Favoritenkreis"
Großer Umbruch und ein neuer Trainer bei Drittliga-Absteiger Hallescher FC. Wie gut spielt das Team zusammen? Wo sind Baustellen? Was sind die Ziele? Wie ist die Philosophie? Das große Interview mit Coach Zimmermann.
- SPORT IM OSTEN: Herr Zimmermann, wir haben nur noch wenige Stunden, bis die neue Regionalligasaison losgeht. Sie starten mit dem Halleschen FC gleich mit einem Knaller beim Chemnitzer FC. Kann es aus Ihrer Sicht losgehen? Hätten Sie gerne mehr Zeit gehabt?
Mark Zimmermann: "Grundsätzlich kann man als Trainer immer mehr Zeit haben. Das ist auch so beim HFC, weil wir einen kompletten Neustart in die Wege leiten mussten. Auch nach fünf Wochen gemeinsamer Arbeit ist dieser Teamentwicklungsprozess noch nicht abgeschlossen. Nur, dass es jetzt um Punkte geht. Das ist spannend, und wir freuen uns natürlich darauf, dass es losgeht. Die Anspannung steigt."
- Sie hatten einen riesigen Umbruch in der Mannschaft, 22 neue Spieler mussten zu einem Team geformt werden. Ich erinnere mich an dieses Mannschaftsfoto, wo alle, die eine Verbindung zum Halleschen FC haben, mal aufstehen sollten. Da sind quasi fast alle aufgestanden. Welche Philosophie steht dahinter, Männer heranzuholen, die schon mal eine Verbindung zum HFC hatten?
Mark Zimmermann: "Es ist wichtig, eine Bindung aufzubauen zu seinem Klub. Und das ist einfacher, wenn ich für einen Klub spiele, wo ich auch in der Stadt geboren bin oder wo ich schon einen Bezug hatte. Da spielt das Thema Identifikation eine große Rolle. Das ist keine Garantie für Erfolg, aber es ist eine Basis, dass viele Sachen leichter fallen können. Wir haben uns dazu entschieden, Jungs mit den Wurzeln hier vielleicht eine zweite Chance zu geben oder wieder Anlauf zu nehmen in ihrer Karriere."
- Eine große Herausforderung dürfte bei den vielen Neuen sein, einen guten Teamspirit herzustellen. Wie ist da der aktuelle Stand? Sind die Jungs schon bereit, einer für den anderen zu rennen und zu kämpfen?
Mark Zimmermann: "Wir haben mit allen Spielern gesprochen, ich habe Einzelgespräche geführt. Die Jungs sollten sich kennenlernen, sie sollten ihren Platz finden im Team und sich beschnuppern. Das braucht natürlich ein bisschen Zeit, das läuft nicht von heute auf morgen. Die Chemie im Team ist positiv. Ich glaube, dass wir einen guten Charakter im Team haben. Jetzt geht es darum, sich in Pflichtspielen zu beweisen, seinen Mann zu stehen. Da kann dann schon auch mal der Fuß wackeln."
- Welche Erwartungshaltung spüren Sie im Umfeld?
Mark Zimmermann: "Die wird im Umfeld in Halle groß sein, weil man nach zwölf Jahren 3. Liga einen Anspruch hat, über kurz oder lang wieder dahin zurückzukehren. Wir wollen direkt am Start sein, direkt online sein. Wir wollen von der ersten Minute da sein."
- Ihre bisherige Arbeit in Halle löst bei Ihren Trainerkollegen in der Regionalliga viel Respekt aus. Sie werden zum Staffel-Mitfavoriten ernannt. Wie klingt das für sie?
Mark Zimmermann: "Ich kann es nicht beeinflussen, was andere Leute sagen oder was andere Trainerkollegen sagen. Wenn man 22 neue Spieler holt, bewertet man sie vielleicht erst mal an ihrer Vergangenheit, den Erfahrungen, die sie gemacht haben. Allerdings muss man ja auch dann schauen, wie viele von unseren Neuzugängen haben bei ihren alten Klubs dauerhaft gespielt? In was für einer Form? Nach zwölf Jahren Drittliga-Zugehörigkeit zählt der HFC als Absteiger automatisch zum Favoritenkreis. Grundsätzlich kann ich damit leben. Ich habe ja auch das ein oder andere Team, das ich vorne sehe."
Trainer Mark Zimmermann, Hallescher FC
- Welche Teams sind das?
Mark Zimmermann: "Ich habe mir Chemnitz zweimal angeschaut. Es ist schon ein sehr stabiles Team, ein sehr diszipliniertes Team, eine Mannschaft, die sich über Einsatz, Intensität, Mentalität definiert. Sie wirken sehr eingespielt. Darüber hinaus würde ich Altglienicke und Greifswald nennen. Der BFC wird, nachdem er es letztes Jahr nicht geschafft hat, auch den Versuch unternehmen, vorn mitzuspielen."
- Einige Vorbereitungsspiele waren für Sie bitter, weil sich einige Ihrer Spieler verletzt haben. Wo sehen Sie aktuell noch personelle Baustellen in Ihrem Team?
Mark Zimmermann: "Da müssen wir schon schauen. Es sind Spieler, die wir verloren haben, die eine hohe Wahrscheinlichkeit hatten, Stammspieler zu sein. Oder Lucas Halangk, der zurückkam und sich leider jetzt auch verletzt hat. Das ist alles andere als positiv. Wir starten aber erstmal. Nach dem zweiten Spiel haben wir eine längere Pause. Dann werden wir schauen, ober wir personell eventuell noch nachlegen."
- Wo sehen Sie spielerische Baustellen und wo sind die Stärken?
Mark Zimmermann: "Was die Intensität angeht, da wollen wir noch einen Zahn zulegen. Wir haben einiges probiert, dass wir nicht so eindimensional werden. Wir wollen sehr, sehr mutig agieren. Wir wollen hoch anlaufen, den Gegner stressen, gegen den Ball eine hohe Intensität fahren. Im Spiel mit dem Ball und unabhängig davon, wie der Gegner agiert, brauchen wir noch mehr Seriosität, mehr Ernsthaftigkeit. Gerade was das Thema Konterabsicherung angeht, was das Thema Restverteidigung angeht."
- Die letzte Frage ist natürlich die Frage nach den Saisonzielen. Wann war die Saison erfolgreich für Sie?
Mark Zimmermann: "Bis zum 34. Spieltag will ich jetzt momentan noch gar nicht schauen. Ich habe mit jedem einzelnen Spieler gesprochen. Was sind seine persönlichen Ziele? Wo will er sich weiterentwickeln? Das haben wir jetzt mit der Mannschaft auch gemacht. Mir geht es um den Prozess. Dass wir weiter zusammenwachsen. Wenn wir das jeden Tag Schritt für Schritt leisten, dann werden auch die Ergebnisse kommen."
- Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die neue Saison.
Das Interview führte Dirk Hofmeister