
Fußball | Regionalliga Lok Leipzig: Das Glück ist weg - jetzt "einfach die Ruhe bewahren"
Plötzlich waren es nur noch fünf Punkte. Bekommt Lok Leipzig doch noch das große Flattern im Meisterkampf? Trainer und Spieler gaben sich nach dem zweiten sieglosen Spiel in Folge zumindest äußerlich entspannt.
Seit dem achten Spieltag thront Lok Leipzig an der Tabellenspitze der Regionalliga Nordost. Zwischenzeitlich wuchs der Vorsprung auf den einzigen echten Verfolger, den Hallescher FC, auf elf Zähler. Als Halle mehrfach - unter anderem bei Kellerkind Eilenburg (2:2 in Überzahl) patzte - schien die Meisterschaft entschieden.
Doch der Sekt muss länger als erwartet im Kühlschrank bleiben, denn auf der Zielgeraden geht Lok der Dampf oder besser das Glück aus. Schon bei der 1:2-Niederlage gegen Aufsteiger und Kellerkind Hertha Zehlendorf vor einer Woche hatte Lok Aluminium-Pech, und auch am Freitagabend (25. April) gegen Greifswald wollte der Ball in der Schlussphase einfach nicht rein. Zumindest den Vorwurf, 75 Minuten etwas zu passiv agiert zu haben, musste sich Lok nach der Nullnummer vor 5.500 Zuschauern gefallen lassen.
Halle wäre bereit...
Vor den eigenen Fans hätte Lok den letzten Schritt mit einem Sieg gehen können, wenn Stadtrivale BSG Chemie Leipzig zeitgleich drei Punkte beim HFC entführt hätte. Schnell war klar, dass von Chemie keine Schützenhilfe zu erwarten war und Halle stattdessen den Strohhalm ergreift und nach dem 3:1 weiter leise träumen darf.
Sollte Lok tatsächlich noch flattern und die Meisterschaft verspielen, wäre Halle da. Anders als in Probstheida muss sich der HFC nicht mit Nebengeräuschen plagen. Stadion und Infrastruktur sind auf Drittliga-Niveau, die Lizenz nur Formsache. Das Stadion des FCL wird dagegen zur Großbaustelle, um die Regularien für Liga drei zu erfüllen. Rasenheizung und neue Sitzplätze verschlingen Millionen. Geld, das Lok eintreiben muss. Vorstand, Sponsoren und Fans käme es natürlich entgegen, wenn lieber heute als morgen feststeht, ob Lok die Relegationsspiele erreicht oder nicht.
Siebeck weiß, wie man Meister wird
Zumindest Trainer und Mannschaft sind trotz geschmolzenem Vorsprung überzeugt. "Wir haben Riesendinger, um das Spiel zu gewinnen, immer noch fünf Punkte vor und das kann uns auch keiner schlechtreden. Ich glaube, mit der Leistung, die wir heute gebracht haben, brauchen wir uns nicht verstecken", sagte Mittelfeldmann Alexander Siebeck im SPORT IM OSTEN-Interview.
Der Enkel von Frank Siebeck (Europameister 1971 im 110-Meter-Hürdenlauf, Olympia-Teilnehmer 1972 und 1976) und der Neffe von Mark Siebeck (147-facher deutscher Volleyball-Nationalspieler, Olympia-Teilnehmer 2008) weiß, wie man Titel gewinnt. Er wurde dreimal Meister der Regionalliga Nordost und gewann viermal den Landespokal. Der 31-Jährige macht klar: "Wir müssen die Ruhe behalten. Wenn wir so weitermachen, dann kommen die Tore und die Punkte, die wir noch brauchen."
Lok-Trainer Seitz: Keiner muss geknickt sein
Davon ist auch Trainer Jochen Seitz überzeugt, der seiner Mannschaft ein "gutes Spiel" attestierte. Keiner müsse geknickt sein, sagte er nach dem Abpfiff während die Lok-Profis mit gesenktem Kopf vom Feld liefen. Seitz hatte ohnehin nicht damit gerechnet, dass die Meisterfeier steigen kann: "Es war mir klar, dass der HFC gegen Chemie gewinnt. Jetzt fahren wir nach Chemnitz und probieren dort, drei Punkte zu holen."
Das Restprogramm hat es in sich. Nach dem Duell beim CFC am nächsten Samstag (14 Uhr live im MDR FERNSEHEN), kommt der VFC Plauen und am letzten Spieltag geht es nach Erfurt. Einfacher sind die Aufgaben allerdings auch für Halle nicht. BFC Dynamo, Hertha Zehlendorf und Greifswalder FC heißen die letzten drei Gegner.
MSV Duisburg bejubelt Rückkehr in die 3. Liga
Während Lok noch Punkte braucht, steht der MSV Duisburg jetzt auch rein rechnerisch als Aufsteiger fest. 16.100 (!) Fans reisten zum Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach II mit und bejubelten nach einem 1:0-Sieg die Rückkehr in die 3. Liga. Sportlich ist alles im Lot bei den Zebras, die Lizenz für die 3. Liga gab es aber nur unter Auflagen. Kein Wunder: Im Dezember konnte der Spielbetrieb erst nach einer Geberrunde mit Stadt und Sponsoren gesichert werden.
Sanny Stephan