Handball | DHB-Pokal "Jeder will dahin" - ThSV Eisenach träumt nach Sieg gegen Leipzig vom Pokal-Final-Four
Der SC DHfK Leipzig – raus. Der SC Magdeburg – raus. Der "kleine" ThSV Eisenach ist das einzige mitteldeutsche Team, das im DHB-Pokal weiter vom Final-Wochenende in Köln träumen darf. Einen Viertelfinal-Wunschgegner gibt es auch schon.
"Wir sind weit davon entfernt, Leipzig den Rang abzulaufen" – Eisenachs Sportlicher Leiter Maik Nowak wies vor dem DHB-Pokal-Achtelfinale alle Vergleiche mit dem Ost-Kontrahenten aus Sachsen weit von sich: "Wir vergleichen uns nicht. Die Bedingungen in Leipzig sind klar besser", so das freundliche Understatement des lange als Trainer in Leipzig tätigen Nowak.
Eisenach gewinnt drittes Duell gegen Leipzig
Nach diesem DHB-Pokal-Achtelfinale sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Zum dritten Mal im dritten Spiel in Folge haben die Eisenacher den SC DHfK besiegt. Der 30:24-Sieg von Mittwochabend (13. November 2024) war zugleich der deutlichste Sieg in dieser Trilogie. Und weil auch Titelverteidiger SC Magdeburg in Kiel rausflog, ist der kleine ThSV nun das einzige mitteldeutsche Team, das vom Final Four in Köln träumen darf.
Marko Grgic, Ivan Snajder und Filip Vistorop jubeln nach Sieg
ThSV-Coach Kaufmann: "Stolz auf meine Jungs"
"Jeder will dahin, wir haben einen großen Schritt gemacht", freute sich ThSV-Rechtsaußen Moritz Ende, der selbst mit fünf Toren bei fünf Wurfversuchen überzeugte. "Das fühlt sich gut an. Ich bin ziemlich stolz auf meine Jungs", lobte auch Eisenachs Coach Misha Kaufmann.
DHfK-Geschäftsführer Günther: "Viele bittere Aspekte"
Frust dagegen in Leipzig: "Es gibt viele bittere Aspekte in diesem Spiel. Der erste bittere Aspekt ist, dass wir ausgeschieden sind. Wir wollten unbedingt nach Köln", ärgerte sich DHfK-Geschäftsführer Karsten Günther. Der Leipziger sah eine dominante Heimmannschaft. Eisenach führt bereits vor der Pause deutlich (13:8/24.), ging mit einem Fünf-Tore-Vorsprung in die Pause (15:10). Zu Beginn der zweiten Hälfte konnten die Leipziger verkürzen und glichen beim 19:19 (43.) aus. "Wir hatten nur eine Viertelstunde Licht", so Günther nach dem Spiel: "Wir gleichen die Führung aus und spielen den Ball richtig gut. Wir haben die Chance auf die Führung und machen Dummheiten, so dass wir die Halle wieder reinholen."
Kaufmann: "Beeindruckend gefangen"
Kaufmann sah die entscheidende Phase Mitte der zweiten Halbzeit so: "Wir hatten ein kleines Tief. Aber wie wir uns da gefangen haben, ist sehr beeindruckend", so der Schweizer: "Im Großen und Ganzen haben wir die Defensive gut kontrolliert. Das war der Grundstein." Lob gab es auch aus Leipzig: "Über 60 Minuten hält sich Eisenach konsequenter an den Plan, steht geschlossener auf dem Feld, versucht das als Mannschaft zu lösen", hat DHfK-Geschäftsführer Günther beobachtet. Kritik äußert er am Auftreten des eigenen Teams: "Wir haben ein paar Jungs auf dem Platz, die versuchen, das alleine zu klären und damit gnadenlos scheitern."
SC-Magdeburg-Frust: "Uns fehlen zehn Minuten"
Ärger auch beim SC Magdeburg: Der Pokalsieger der Vorsaison kann nach der 28:29-Niederlage in Kiel den Titel nicht verteidigen. "Es geht mir schlecht. Ich bin sehr enttäuscht. Wir sind alle enttäuscht", so SCM-Trainer Bennet Wiegert am Mittwochabend in Kiel. Erstmals seit 2017 verloren die Sachsen-Anhalter wieder an der Ostsee. Das ist bitter, "weil ich das Gefühl hatte, dass wir 50 Minuten ein sehr gutes Spiel machen. Und dann fehlen uns vielleicht zehn Minuten, um weiterzukommen", ärgerte sich Wiegert.
Magdeburgs Michael Damgaard enttäuscht nach der Niederlage in Kiel.
Wiegert: "Wir haben uns vorzuwerfen, ..."
Tatsächlich führte der SCM lange, immer wieder mit zwei Toren (24:22/51.). In der Schlussphase drehte Kiel aber das Spiel und setzte sich zum dritten Mal im direkten Duell gegen Magdeburg durch. "Wir haben uns vorzuwerfen, dass wir das hier nicht finalisieren und Weiterkommen in einem wichtigen Wettbewerb."
Eine Revanche gegen die Kieler "Zebras" können die Magdeburger erst Anfang Februar in der Bundesliga angehen. Der SC DHfK kann gegen Eisenach bereits in zwei Wochen Wiedergutmachung betreiben. Doch daran will Leipzigs Karsten Günther noch nicht denken: "Wichtig ist, dass wir am Sonntag eine Reaktion zeigen". Dann gastiert Göppingen in Leipzig: "Wir brauchen mehr Geschlossenheit und die zwei Punkte zu Hause."
Eisenacher Wunsch: "Würden uns über Coburg freuen"
In Eisenach darf man dagegen ans DHB-Pokal-Viertelfinale denken. Das wird am Donnerstagabend ausgelost. ThSV-Spieler Ende hat sogar einen Wunschgegner: "Coburg. Hier bei uns zu Hause. Wir würden uns über Coburg freuen", erhofft sich 24-Jährige ein Nachbarschaftsduell gegen die rund 120 Kilometer entfernten Oberfranken. Der Zweitligist überraschte im Achtelfinale und warf Bundesligist Lemgo Lippe raus.
Dirk Hofmeister