Wintersport | Nordische Kombination Für Olympia-Teilnahme 2030: Nordische Kombination hat Hausaufgaben zu erledigen
Die Nordische Kombination steht an einem olympischen Scheideweg. Die Zukunft der einstigen Königsdisziplin des Wintersports auf der größtmöglichen Bühne steht weiter in den Sternen. Bemühungen für eine bessere Perspektive sind da und werden bereits umgesetzt, am Ende entscheidet aber das IOC mit seinem Präsidenten Thomas Bach.
Droht der Nordischen Kombination 2030 tatsächlich das Olympia-Aus? Diese Befürchtung erhielt im vergangenen Jahr neuen Nährboden, nachdem die japanische Stadt Sapporo ihren Verzicht für eine Bewerbung um die Spiele in sechs Jahren erklärt hatte. Japan gehörte in den vergangenen Jahren im Weltcup zur erweiterten Spitze, die Sportart hätte daher wohl ihren festen Platz bei möglichen Spielen in Sapporo gehabt.
Welche olympische Perspektive hat die Nordische Kombination? (Archiv)
Inzwischen hat sich der IOC-Vorstand auf Frankreich als favorisierten Gastgeber für 2030 festgelegt, die 2034 folgenden Spiele sollen in Salt Lake City (USA) stattfinden. Inzwischen ist das IOC mit beiden Bewerbern in einem so genannten "gezielten Dialog", die das jeweilige Olympia-Konzept zur endgültigen Reife bringen soll. Noch in diesem Jahr soll dann die Generalversammlung den endgültigen Zuschlag für die Winterspiele 2030 und 2034 erteilen. Die IOC-Session hatte im Oktober 2023 eine solche Doppel-Vergabe beschlossen, so dass der entsprechende Beschluss der Generalversammlung nur noch formalen Charakter haben dürfte.
Nordische Kombination am Scheideweg
Der Deutsche Skiverband (DSV) kämpft seit zwei Jahren um das olympische Überleben der Nordischen Kombination, denn der Sportart droht ein Olympia-Aus auf Raten. Die Kritikpunkte des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): zu wenig Leistungsdichte, fehlende Vielfalt in den Wettbewerben und nicht zufriedenstellende TV-Einschaltquoten. Das Resultat bislang: Die Frauen bekamen 2022 keinen Platz für die Winterspiele 2026 in Mailand zugeteilt, zudem wurde ein Start beider Geschlechter für das Jahr 2030 von den weiteren Entwicklungen der Sportart abhängig gemacht. Die gestoppten Olympiapläne Sapporos verheißen in dem Zusammenhang nichts Gutes.
Für Nathalie Armbruster und Jenny Nowak wird Olympia vorerst weiter ein Traum bleiben. (Archiv)
DSV-Sportdirektor: "Hausaufgaben gemacht"
Die einstige Königsdisziplin des nordischen Skisports und ihre Verantwortlichen bemühen sich seitdem, die Attraktivität der Sportart zu erhöhen und sich insgesamt breiter aufzustellen. Aus diesem Grund werden kleinere Länder, die bislang in der Nordischen Kombination kaum eine Rolle gespielt haben, mit Förderprogrammen unterstützt. Ziel ist, dass noch mehr Nationen am höchsten Wettkampfniveau teilnehmen können. So arbeiten Norweger und US-Amerikaner zusammen, Deutschland kooperiert mit der Tschechischen Republik und den Niederlanden.
Auch ein neuer Wettkampf, Compact-Format genannt, soll mehr Zuschauer an die Strecken und vor die Bildschirme locken. Enorme Zeitabstände, die dem Rennen bereits vor dem Langlauf-Teil die Spannung nehmen, gehören im Compact-Format der Vergangenheit an, da das Sprungergebnis lediglich die Startreihenfolge der Athleten festlegt. Der Rückstand auf den vorderen Platz beträgt immer sechs Sekunden. Für Spannung beim Langlauf ist dadurch gesorgt.
Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Wettbewerb sorgten bei den Kombinierern für Erleichterung – die Rennen beim Weltcup-Auftakt im finnischen Kuusamo und später in Oberstdorf erfüllten exakt die Vorstellungen aller Beteiligten. DSV-Sportdirektor Horst Hüttel fasste bereits im vergangenen Herbst – noch vor dem IOC-Votum für Frankreich 2030 – die Bemühungen in einem einem Spio-Talk zusammen: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht."
Eric Frenzel zum Gespräch bei IOC-Präsident Bach
Entscheidend ist nun das IOC mit seinem Präsidenten Thomas Bach. Olympiasieger Eric Frenzel, der inzwischen als Trainer die Verantwortung für die besten deutschen NoKo-Athleten trägt, hat bei den Olympischen Jugendspielen, die derzeit in Südkorea stattfinden, mit Bach gesprochen. "Er war über die Problematik gut im Bilde. Ich habe ihm erzählt, welche Anstrengungen wir unternehmen, zum Beispiel, dass wir mit dem Kompaktsprint einen spannenden Langlauf hinbekommen", wird Frenzel in einem Bericht der Freien Presse zitiert. Und weiter: "Wir haben dem IOC unterbreitet, dass wir auf einem guten Weg sind."
Eric Frenzel hat das Gespräch mit IOC-Präsident Bach gesucht. (Archiv)
Trend spricht aktuell gegen die NoKo
Bach habe Frenzel zufolge deutlich gemacht, dass die Sportart noch Hausaufgaben erledigen müsse, um ihre olympische Berechtigung zu erhalten. Beispielsweise müsse der internationale Skiverband (FIS) daran arbeiten, dass Frauen und Männer an noch mehr Weltcup-Orten starten. Wie es aber konkret weitergeht, ist aktuell unklar. Bei den Olympischen Spielen 2026 werden dem Bericht zufolge jedenfalls nur noch 36 Männer an den Start gehen, zuvor waren es 55.
Der Grund: Weil der Ski-Weltverband FIS in der Disziplin – wie vom IOC gefordert – möglichst viele Nationen am Start haben möchte, reduzierte er die maximale Zahl von Sportlern pro Teilnehmerland von fünf auf vier. Damit wird es den Vierer-Teamwettbewerb in Mailand nicht mehr geben, stattdessen steht ein Team-Sprint mit zwei Aktiven pro Nation auf dem Programm. Der Verlust der Startplätze deutet auf eine düstere Prognose hin. Es wird dadurch immer schwerer werden, die Attraktivität der Sportart durch sportliche Höchstleistungen zu steigern. Außerdem wird die Herausforderung für Nationen, genügend Nachwuchs zu generieren, immer größer.
ten/tvw