Biathlon | Olympia Erik Lesser: "Diese Goldmedaille ist einfach noch mal ein i-Tüpfelchen"
Die große Karriere von Erik Lesser scheint zwei Jahre nach seinem Abtritt doch noch eine goldene Krönung zu erfahren. Dem Thüringer und seinen drei DSV-Staffelkollegen winkt endgültig der Olympiasieg von Sotschi 2014. Wie hat Lesser den abgewiesenen CAS-Einspruch des wegen Dopings gesperrten Jewgeni Ustjugow aufgenommen?
Gewartet hat Erik Lesser jetzt schon jahrelang, da kommt es auf ein paar Tage mehr bis zur offiziellen Bestätigung des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) nun auch nicht an. Schon bald wird der Thüringer – wenn auch mit einer Dekade Verspätung – gemeinsam mit den DSV-Teamkollegen Arnd Peiffer, Simon Schempp und Daniel Böhm zum Olympiasieger des Biathlon-Staffelrennens von 2014 in Sotschi gekrönt.
"Habe mein Herz auf der Strecke gelassen"
Auch wenn es noch etwas Restgeduld des damaligen Startläufers bedarf: "Ich hoffe, dass ich das so richtig greifen kann, dass ich irgendwann so ne Goldmedaille zuhause habe", sagte der mittlerweile 36-Jährige am Freitag (13. September) im SPORT IM OSTEN-Talk. Auch zehn Jahre danach "bin ich einfach stolz, bei diesen vier Hanseln dabei gewesen zu sein. Ich hatte extrem schöne Olympische Spiele. Diese Goldmedaille ist einfach noch mal ein i-Tüpfelchen jetzt. Ich hab mein komplettes Herz auf die Strecke gelegt, die anderen drei genauso."
Zu Wochenbeginn hatte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) den Einspruch des russischen Athleten Jewgeni Ustjugow abgewiesen, der sich allem Anschein nach juristisch vergeblich gegen seine Dopingsperre mitsamt der Annullierung sämtlicher Ergebnisse zwischen 2010 und 2014 gewehrt hat – darunter fällt auch jener damalige Goldwettkampf seiner Staffel. Davon würden neben den mit Silber prämierten Deutschen auch der Dritte Österreich und Norwegen auf Rang vier entsprechend profitieren.
Endlich keine Spitzen mehr von Rösch
Lessers persönliche Olympiamedaillensatz wäre damit übrigens vollständig. In Sotschi hatte der gebürtige Suhler auch im Einzel über 20 Kilometer Silber gewonnen, zudem vier Jahre später in Pyeongchang mit der Staffel Bronze. Als durchaus angenehmen Nebeneffekt "geht mir der Michael Rösch nicht mehr permanent auf den Sack", grinste Lesser. Sein einstiger Kollege und Kontrahent aus Sachsen war 2006 in Turin mit der DSV-Staffel ganz oben auf dem Treppchen.
Wann auch immer der Sieg der deutschen Staffel von 2014 offiziell gemacht wird, eine festliche Sause vor großen Publikum braucht Erik Lesser dafür gar nicht. Viel lieber würde der heutige Oberhofer Stützpunkttrainer zunächst im kleinen Kreis mit den Teamkollegen und Betreuern von damals anstoßen. "Wir hatten schon am Tag der CAS-Pressemitteilung über Whatsapp kontakt – wir sind sehr flexibel und kreativ, uns da eine Location zum Nachfeiern zu suchen."
Erik Lesser hatte seine Karriere 2022 beendet und ist mittlerweile als Stützpunkttrainer und ARD-Biathlonexperte tätig.
Lesser will kein Geld nachfordern
Und auch auf damals womöglich entgangene Prämien und Zuschüsse legt er es nicht an. "Da sind mir sicherlich ein paar Tausend Euro durch die lappen gegangen", weiß Lesser, aber "da werde ich die Finger von lassen, das jetzt nachzufordern. Das wäre auch nicht ganz faier den Sponsoren gegenüber." Viel mehr sei er "sehr froh darüber, dass diese Causa nach zehn Jahren endlich geschlossen wird."
SpiO