Eishockey | DEL2 Eislöwen droht Rückschlag auf Jahre, Euphorie bei Füchsen und Eispiraten
Zum ersten Mal steigt die Abstiegsrunde der DEL2 im neuen Modus - für die Dresdner Eislöwen wird das zum Doppel-Nachteil. Die Folgen könnten verheerend sein. Die Eispiraten Crimmitschau und die Lausitzer Füchse fiebern dem Playoff-Start entgegen.
Showtime in der DEL2! In den kommenden Wochen fallen die endgültigen Entscheidungen in der zweithöchsten deutschen Eishockey-Liga. Während die Eispiraten Crimmitschau am Mittwoch (19:30 Uhr) gegen Krefeld und die Lausitzer Füchse parallel in Kassel ins Viertelfinale um den Meistertitel losschlittern, könnte die Saison für die Dresdner Eislöwen knüppeldick enden.
Neuer Playdown-Modus als Doppelstrafe für Hauptrunden-Verlierer
Denn als Vorletzter der Hauptrundentabelle müssen die Eislöwen auswärts bei den Selber Wölfen beginnen und mit vier Spielen eines mehr gewinnen als der Gegner, um den Klassenerhalt in der Vorschlussrunde zu schaffen. Sonst geht es gegen Rosenheim oder Bietigheim ins Abstiegsfinale, dessen Verlierer dann endgültig den Gang in die Oberliga antreten muss. Die neue Regelung wurde vor der Saison mit knapper Mehrheit von der DEL2 beschlossen. Ziel: Die insgesamt 52 Hauptrundenspieltage aufwerten und verhindern, dass sich die letzten Beiden rechtzeitig auf die Playdowns einstellen und auf den reinen Überlebenskampf konzentrieren. Sprich: Mehr Spannung in allen Saisonphasen.
Darum ist ein Abstieg für die Eislöwen so gravierend
Jetzt könnte ausgerechnet Dresden erster Leidtragender dieser Konstellation werden. In den vergangenen Spielzeiten hatte man sich immer nach oben Richtung DEL orientieren wollen, nun steckt der ESC tief im Schlamassel. Geschäftsführer Maik Walsdorf gibt zu: "Ein Abstieg würde uns mindestens um ein bis zwei Jahre zurückwerfen. Ein Aufstieg aus der zweigleisigen Oberliga ist immer schwer. Alles, was wir die letzten Jahre aufgebaut haben, würde zusammenbrechen."
Dementsprechend groß ist der Druck bei den Eislöwen, zumal die Fans dem Eishockey-Klub trotz sportlichem Abwärtstrend einen eigenen Zuschauerrekord bescherten. 3.300 Besucher kamen diese Saison im Schnitt - fünfthöchster Wert der DEL2. Die Eislöwen sind tief verwurzelt in der Sportlandschaft der sächsischen Landeshauptstadt.
"Jeder Profisportler ist auch Entertainer!"
Trainer Niklas Sundblad fordert deshalb: "Wir wollen gleich in Selb ein Zeichen setzen. Es geht darum, über den Körper zu spielen, Bandenchecks zu suchen und viele Schüsse zu blocken." Die Wölfe würden genauso offensiv spielen, was zu einem schnellen Spiel führen dürfte. In der Hauptrunde gewannen beide Teams jeweils zweimal gegeneinander, wobei Dresden die Oberfranken zuletzt vor einem Monat mit 8:1 vom Eis fegte.
Walsdorf beschwört vor allem die Einheit des Klub-Umfelds: "Fans, Sponsoren und Team müssen jetzt alle zusammenhalten. Jeder Profisportler ist auch Entertainer. Das letzte Prozent Leistung kitzelt also immer der Zuschauer heraus. Jeden, den wir mobilisieren, kann bei unserer Mission helfen!"
Erst nach dem Klassenerhalt wird es dann eine tiefere Aufarbeitung geben, wer die Verantwortung für diesen Absturz trägt. "Wie wir die neue Saison angehen werden, steht auf einem anderen Papier", deutet Walsdorf an. Insbesonders betrifft diese Frage wohl auch den bei Fans umstrittenen Sportchef Matthias Roos.
Lausitzer Füchse wollen Aufstiegskandidat Kassel überraschen
Eitler Sonnenschein herrscht dagegen in Weißwasser. Die Lausitzer Füchse sind nach dem Pre-Playoff-Sieg gegen Bad Nauheim nicht nur längst sicher gerettet, sondern können jetzt auch noch unter den Top8 der DEL2 mitmischen. Wie im vergangenen Jahr geht es gegen Hauptrundensieger Kassel. Die Huskies fuhren letzte Saison vier Spiele mit den Füchsen Schlitten, dann waren sie problemlos ins Halbfinale eingezogen.
Diesmal aber scheinen die Hessen wesentlich verletzlicher. Kurz vor Ende der Hauptrunde entschieden sich die Kasseler sogar noch für einen Trainerwechsel hin zu Bill Stewart. Der 66-Jährige coachte einst die Eislöwen und hat immer den ein oder anderen Psycho-Trick parat. "Drei der vier Spiele letztes Jahr waren ziemlich eng, diesmal wollen wir es etwas rumdrehen", sagte Weißwassers Manager Dirk Rohrbach "Sport im Osten" vor Beginn der "Best-of-seven"-Serie.
Überrascht Crimmitschau auch in den Playoffs?
Anders als in den Playdowns gehen alle Playoff-Duelle bei null los. Fast schon ärgerlich für den Dritten aus Crimmitschau, der seine stärkste Saison in der DEL2 aufs Eis brachte. Die Eispiraten legten von Anfang an bis zum drittletzten Spieltag der Hauptrunde fulminante Spiele hin. Nur in den letzten beiden Partien gegen die Lausitzer Füchse (1:2) und den Letzten Bietigheim (0:5) gaben sich die Westsachsen plötzlich eine Blöße. So oder so wird das Viertelfinale gegen Krefeld kein Selbstläufer. Die Pinguine, die 2022 aus der DEL abstiegen, sind ein ganz unbequemer Gegner. Nach oben gehen kann es für Crimmitschau übrigens nicht, denn nur Krefeld und Kassel haben von den Playoffs-Teams die Lizenzunterlagen für die DEL eingereicht.
Die Eispiraten (hier: Vincent Saponari/links) und die Füchse (hier: Julian Wäser/rechts) starten Mittwoch in ihre Playoff-Viertelfinals.
Beim Duell mit den Rheinländern erwartet den ETC auswärts mit im Schnitt 4.900 Besuchern das größte und lauteste Publikum der Liga. Auch der Blick in die Statistik spricht nicht für die Eispiraten. Alle vier Hauptrundenspiele verlor Crimmitschau diese Saison gegen Krefeld. Wird so der Beutezug als Geheimfavorit doch schneller gestoppt als gewünscht?