Fußball | Landespokal Dynamo Dresden verhindert Blamage in Plauen erst im Elfmeterschießen
Dynamo Dresden ist nur knapp an einem Debakel im Sachsenpokal vorbeigeschrammt. Beim mutigen Oberligisten VFC Plauen stand der Drittligist schon mit einem Bein im Aus.
Was für ein Krimi in mit 4999 Zuschauern ausverkauften Vogtland-Stadion: Dynamo Dresden setzte sich gegen den Gastgeber VFC Plauen erst im Elfmeterschießen mit 7:6 durch und kam nach einer schwachen Leistung mit einem blauen Auge davon. Im Halbfinale trifft die SGD auf den FSV Zwickau, der sich ebenfalls am Sonntag mit 4:1 gegen Fortuna Chemnitz durchsetzte.
Während die reguläre Spielzeit torlos endete, nahm die Pokalschlacht in der Verlängerung Fahrt auf. Erst brachte Plauens Johan Martynets das Stadion zum Kochen. Im Messi-Stil ließ er die Dynamo-Abwehr alt aussehen und traf zum 1:0 (98.). Vier Minuten vor dem Ende der Nachspielzeit bewahrte Stefan Kutschke sein Team vor dem Aus und rettete der SGD das Elfmeterschießen.
Dort trafen die ersten fünf Schützen beider Teams souverän. Der sechste Plauener, Charlie Spranger, scheiterte an SGD-Keeper Daniel Mesenhöler. Als Jakob Lemmer verwandelte, war der Sieg für den Favoriten perfekt. "Wir trainieren das immer mal nach dem Training. Ich war überzeugt, dass ich ihn reinmache", verriet Lemmer nach seinem Schuss ins Glück im SpiO-Interview..
Oswald: "Wenn wir das 2:0 machen, ist Ruhe"
"Wir waren topdrauf. Wir haben nicht verloren, wir haben viel gewonnen - in der Stadt und in der Region. Wir haben gezeigt, dass der VFC Plauen wieder da ist", sagte VFC-Trainer Karsten Oswald voller Stolz und ergänzte: "Wir hatten Dynamo soweit, dass sie nur mit langen Bällen kommen. Wenn wir bisschen kühler sind, machen wir das 2:0. Dann ist Ruhe."
Dynamo-Trainer Markus Anfang wirkte nach dem Abpfiff wortkarg: "Man versucht da immer Sensationen draus zu machen. Es ist ein Spiel. Da kann immer viel passieren. Es war schwierig auf dem Platz. Wir haben wenig Durchschlagskraft gehabt und der Gegner bekommt dann eine Konterchance. Das ist nichts Ungewöhnliches im Pokal." Mit einigen Ergänzungsspielern, die in Plauen von Beginn an ran durften, haderte er: "Da ist bei einigen noch Luft nach oben. Das hat man gesehen. Und dass wir wenig Tore machen, sieht man seit dem Saisonstart."
Dynamo rotiert und tut sich schwer
Dynamo Dresden wirbelte die Startelf ordentlich durch. Im Vergleich zum 0:0 im Drittliga-Spitzenspiel gegen Ulm brachte Markus Anfang acht frische Spieler. Lediglich Ahmet Arslan, Kevin Ehlers und Jakob Lewald standen in der Startelf. Die neuformierte SGD-Elf hatte viel Mühe mit den mutigen Plauenern, die sich nicht versteckten und die Räume von der ersten Minute an eng machen. Schnell war klar, dass es ein Geduldsspiel werden würde, denn anders als beim 7:3-Sieg der SGD beim letzten Pokalduell 2022 verteidigte Plauen diszipliniert und machte nur wenig Fehler.
1. Halbzeit: Chancen erst in der Schlussphase
Den Dynamos fehlten neben Tempo und zündenden Ideen, auch Tiefenläufe, die die Defensive hätten durcheinander bringen können. Die erste Topchance ließ bis zur 38. Minute auf sich warten. Dann verpasste Dennis Borkowski ziemlich freistehend nach einem Rückpass von Robin Meißner das 1:0. Sein Direktschuss rutschte ihm über den Schlappen und ging vorbei.
Plauen wirkte für einen Moment unsortiert und hatte Glück, dass Meißner, dem die Spielpraxis fehlt, wenige Sekunden später völlig überhastete abgezog und so die zweite gute Möglichkeit kläglich vergab. Plauen kam zwar nicht zu Topchancen, hatte aber mit Johan Martynets einen steten Unruheherd, der zumindest mit einem Schuss aus der Drehung für Gefahr sorgte.
Abraham Yeboah Boateng und Jonas Oehmichen
Nach der Pause: Spranger hat das 1:0 auf dem Fuß
Während Plauens Trainer und Ex-Dynamo-Spieler Karsten Oswald von seinen Jungs in der Halbzeit noch mehr "Mut" und "weniger lange Bälle" forderte, griff Anfang durch und beorderte Borkowski und Jonas Oehmichen vom Feld. Dafür kamen mit Tom Zimmerschied und Jakob Lemmer zwei Stammspieler.
Zunächst änderte sich am Geschehen auf dem Platz aber wenig. Dresden hatte oft den Ball, aber Plauen verteidigte gut und ließ nichts zu. Dazu setzte der Außenseiter Nadelstiche und hatte das 1:0 auf dem Fuß. Charlie Spranger wurde herrlich freigespielt und versuchte Torwart Daniel Mesenhöler mit einem Heber zu überwinden, der Ball landete am Außennetz.
Pomadige Dynamos ohne Ideen und Dampf
Erst als gut 20 Minuten vor dem Ende die Kräfte bei den Oberliga-Kickern kurz schwanden, hatte Dynamo mehr Raum und Platz. Ein Geniestreich von Lemmer hätte in der 73. Minute beinahe das erlösende 1:0 bedeutet. Mit dem Rücken zum Tor versuchte er Plauens Jakob Pielers zu überwinden, Abwehrmann Jasin Jusic roch den Braten und klärte deutlich vor der Linie. Kurz zuvor vergab der diesmal glücklose Arslan kläglich. Plauen setzte weiter Nadelstiche und blieb defensiv hellwach. So rettete Tom Fischer in höchster Not gegen Zimmerschied.
Krimi in der Verlängerung
Der Underdog rettete sich in die Verlängerung - und ging in Führung. Martynets - bester Plauener - belohnte sich für seinen starken Auftritt. Er setzte sich im Strafraum gegen vier halbherzige Dresdner durch und schob dann auch noch überlegt ins lange Eck (98.). Die Plauener steuerten der Sensation entgegen und wurden vier Minuten vor der Abpfiff der Verlängerung aus den Träumen gerissen. Kutschke köpfte nach einer Ecke am kurzen Pfosten unhaltbar ein: 1:1. Das Elfmeterschießen musste entscheiden - dort wurde unfassbar gut geschossen und Spranger letztendlich zur tragischen Figur.
Tor für Plauen. Johann Martynets (9, Plauen) trifft zum 1:0 und jubelt mit den Teamkollegen.
Sanny Stephan