Vierschanzentournee Diese Tournee-Krimis erlebte einst Skispringer Jens Weißflog
Die Vierschanzentournee steuert auf ein dramatisches Finale zu, nur 4,8 Punkte liegen zwischen dem Führenden Ryoyu Kobayashi und Verfolger Andreas Wellinger. Denkwürdige Entscheidungen gab es in Bischofshofen schon häufig – mittendrin war oft auch der "Floh vom Fichtelberg" - Jens Weißflog.
1983: Erster Weltcupsieg in Bischofshofen
Jens Weißflog ist zarte 18 Jahre alt, als sein Stern in Bischofshofen aufgeht: Der "Floh vom Fichtelberg" holt am 6. Januar 1983 seinen ersten von 33 Weltcupsiegen. Es ist der Beginn einer langen Karriere in Ost und West. Weißflog gewinnt alle wichtigen Springen, in Bischofshofen, dem traditionellen Abschluss der Vierschanzentournee steht er aber nicht immer auf der Sonnenseite.
1989: Der lachende Dritte
Am 6. Januar 1989 führen Jens Weißflog und der Finne Matti Nykänen die überragenden Skispringer der 80er Jahre, vor dem letzten Tournee-Springen die Gesamtwertung an. Dann passiert, womit keiner gerechnet hat: Weißflog (16.) und Nykänen (35.) patzen böse. Der Finne Risto Laakkonen staubt ab und wird Tourneesieger.
1994: Skandal um Ottensen
Weißflogs Drama in Bischofshofen setzt sich fünf Jahre später, am 6. Januar 1994, fort. Der Norweger Lasse Ottesen schindet auf dem Balken Zeit, der nach im springende Weißflog muss daher bei deutlich schlechterem Wind starten - und den Tourneesieg noch an Ottesens Landsmann Espen Bredesen abgeben. Ottesen wird nachträglich disqualifiziert.
Kobayashi-Jäger Wellinger mit Kampfansage
Auf solche Tricks will Wellinger natürlich nicht zurückgreifen. "Ich werde mit Selbstvertrauen das Ding raushämmern, möglichst lange in der Luft bleiben und sauber landen - und dann wird es eine Ergebnisliste geben", sagt der Kobayashi-Jäger: "Und dann werdet ihr an meinem Gesichtsausdruck sehen, ob ich zufrieden bin oder nicht.“ Wie schwierig die Aufgabe für Wellinger wird, zeigt ein Blick in die Statistik: Mehr als vier Punkte Rückstand holte im letzten Tournee-Wettkampf zuletzt Espen Bredesen auf - vor 30 Jahren - und zugleich mit erwähnter unsportlicher Hilfe seines Teamkollegen Ottesen.
Weißflog tippte auf Wellinger
Der dreimalige Weltmeister Weißflog drückt natürlich Wellinger die Daumen. Schon vor Tournee-Beginn sah der 59-Jährige Wellinger als stärksten deutschen Anwärter auf den Goldadler. "Wenn ich einen wählen müsste, dann ihn. Er hat absolut das Potenzial", sagte Weißflog, der die Vierschanzentournee vier Mal (1983/84, 1984/85, 1990/91, 1995/96) gewann. Für Wellinger wäre es eine Premiere - und zugleich der erste deutsche Sieg seit dem Triumph von Sven Hannawald, der vor 22 Jahren alle vier Springen der Tournee gewann und damit zur Legende wurde.
Die Entscheidung um den diesjährigen Sieg fällt am Samstag (06.01.) ab 16.15 Uhr.
red/sid/dpa