Fußball | 3. Liga Der starke Osten: Aue, Cottbus und Rostock begeistern in Englischer Woche
Starke Wochen für die Ostklubs in der 3. Liga: Erzgebirge Aue, Hansa Rostock und Energie Cottbus lieferten am Dienstag ab. Dynamo Dresden (19 Uhr in Verl im Audiostream und Ticker) kann heute nachlegen.
Der Blick auf die Tabelle der 3. Liga lässt die Herzen der Fans der Ost-Vereine höher schlagen. Erzgebirge Aue, Dynamo Dresden und Energie Cottbus thronen unter den Top 4 und auch Zweitligaabsteiger Hansa Rostock findet langsam in die Spur und feierte einen Befreiungsschlag. Mit dem 4:1 (2:1) gegen die SpVgg Unterhaching schaffte die Kogge den ersten Saisonsieg, Felix Ruschke erzielte dabei sein erstes Profitor. "Schwer, Worte zu finden, es ist ein unglaubliches Gefühl", versucht Ruschke nach dem Spiel seine Emotionen zu beschreiben, "man hat sich das als kleines Kind so gewünscht und jetzt ist es in Erfüllung gegangen".
Torschütze Felix Ruschke (Hansa Rostock) jubelt nach seinem Tor zum 1:0 gegen Unterhaching.
Energie Cottbus mit Siegesserie
Auch Energie Cottbus war nach dem Aufstieg eher stotternd in diese Drittligasaison gestartet, mit zwei Niederlagen in Folge, nur drei Punkte nach den ersten vier Spieltagen. Zuletzt jedoch legte der FCE eine Serie von drei Siegen hin, allesamt mit zahlreichen Toren, auch gegen den VfL Osnabrück trafen die Cottbuser oft. 5:2 (2:1) für Energie stand am Ende auf der Anzeigetafel, inklusive eines Doppelpacks durch Timmy Thiele. "Wir orientieren uns nicht am Gegner, obwohl wir uns in den ersten zehn Minuten auch sortieren mussten", erklärt FCE-Trainer Claus-Dieter Wollitz nach der Partie. Nach Rückschlägen wie den beiden zwischenzeitlichen Ausgleichstreffern zum 1:1 beziehungsweise 2:2 zum Beispiel wurde sein Team "nicht unruhig. Wir gewinnen hier hochverdient."
Trainer Claus-Dieter Pele Wollitz (Cottbus) jubelt nach dem Tor zum 2:3 mit Yannik Möker Moeker (Cottbus) und Axel Borgmann (Cottbus).
Cottbus klettert also erst einmal am FC Viktoria Köln vorbei auf den vierten Platz, die Kölner spielen heute (25. September 2024, 19 Uhr) in Saarbrücken, und haben mit Dynamo Dresden einen weiteren Ostklub vor sich. Der Primus in der Region ist aktuell aber der FC Erzgebirge Aue, der nach den ersten beiden Punktverlusten in Folge mit dem 2:1-Sieg (2:0) gegen Wehen Wiesbaden mindestens für die Nacht auf Mittwoch an Dresden vorbei auf den zweiten Platz geklettert ist. "Ich bin sehr zufrieden", resümiert Trainer Pavel Dotchev diesen siebten Spieltag für seine Veilchen.
Pleiten, Pech und Pannen bei Stefaniak - trotzdem läuft's bei Aue
Dabei sah es in den letzten zwei Wochen vor allem für einen Erzgebirgler alles andere als rosig aus: "Da hatte ich nur Scheiße am Fuß", sagt Marvin Stefaniak im Anschluss an den Sieg gegen Wiesbaden. Das Knie verdreht, das Auto geklaut, die Kinder krank - es kann besser laufen und so kam es dann auch in der Partie gegen den Tabellensechsten.
Er habe sich die Strafraumbesetzung zu Herzen genommen, erklärt Stefaniak, wolle mehr Tore schießen, und tat das am Dienstag zum vierten Mal schon in dieser Saison. Der 29-Jährige scheint dabei nach einem Muster zu treffen, in jedem zweiten Spiel des FCE nämlich, und ist damit schon bei gut der Hälfte seiner Tore aus der Vorsaison angekommen. Auch wenn er selbst mehr Tore schießen will, Stefaniak freut sich nach eigener Aussage "auch für andere, wenn sie Tore schießen".
Aues Marvin Stefaniak trifft zum 1:0 gegen Wehen Wiesbaden.
Einer von diesen anderen ist Mika Clausen. In der Partie gegen Wehen Wiesbaden erzielte der 22-Jährige, der im Juli ins Erzgebirge gewechselt war, das zwischenzeitliche 2:0, ein scharfer Flachschuss aus gut zwanzig Metern, Clausens zweiter Treffer für Aue im Ligabetrieb. "Der sollte schon da in die Richtung, aber dass er so einschlägt, das kann man nicht perfekt so planen", verrät er breit grinsend nach Abpfiff. Trotz seines noch jungen Alters ist er in den letzten Spielen zum Leistungsträger bei den Veilchen geworden, steht von Saisonbeginn an in der Startelf und weist neben zwei Toren in der Liga ein weiteres im Pokal auf, sowie zwei Vorlagen.
Gute Laune bei den "Veilchen"
Die Stimmung in dieser Englischen Woche ist also gut im Erzgebirge - auf und neben dem Platz wird deutlich: Es passt. Nicht nur Neuzugang Clausen ist es "extrem leicht gefallen", in Aue "extrem gut anzukommen", wie er selbst sagt, auch dem Vorlagengeber zu Stefaniaks 1:0 gegen Wiesbaden scheint es im Erzgebirge zu gefallen.
Mirnes Pepic (10) und Pascal Fallmann (17) beobachten eine Torchance für Wehen Wiesbaden gegen Aue-Torwart Martin Männel.
Das Steigerlied kann Pascal Fallmann jedenfalls schon "zu großen Teilen" auswendig, wie er stolz verkündet, ähnliches erwartet er von seiner Familie: "Das Steigerlied habe ich jedem meiner Familie vorgespielt. Ich sage ihnen dann auch: Wenn sie kommen, müssen sie es auswendig können!" Auch der Österreicher schwärmt wie Clausen von seinem neuen Team, "die Jungs haben mich super aufgenommen".
Am Samstag kann das Dotchev-Team Stefaniaks Vorschlag einer Schlagzeile wahr machen, "Aue nach Englischer Woche: Perfekter erster Platz" soll dann zu lesen sein. Im Weg steht dem noch der FC Viktoria Köln, das Team, das Dotchev von 2019 bis 2021 zwei Jahre lang trainierte und zu dem er auch jetzt noch große Sympathien hegt: "Es ist wie, wenn ich zuhause bin", schwärmt der Aue-Trainer. Die enge Bindung auch zu Viktoria-Trainer Olaf Janßen, Sportvorstand Franz Wunderlich und offenbar vielen weiteren Personen ("wir brauchen Zeit, um alle aufzuzählen") soll der Punkteausbeute jedoch nicht im Weg stehen.
Komplettiert Dynamo den traumhaften Spieltag?
Aue schwebt in dieser Englischen Woche also auf einer rosarot-lila Wolke, zufrieden dürften alle Fans des Ostfußballs nach der Hälfte des siebten Spieltags in der dritten Liga schonmal sein - und ein Team fehlt ja auch noch. Dynamo Dresden zieht erst heute nach, könnte mit einem Sieg gegen den Tabellen-15. SC Verl den vierten Sieg für die Region einholen und auf dem Tableau wieder an Aue vorbeiklettern. SPORT IM OSTEN ist heute (Mittwoch, 25. September 2024) ab 19 Uhr im Audiostream und Ticker live dabei. Wie Aues Clausen schon meinte: "Das könnte eine gute Englische Woche werden".
Nina Potzel