Fußball | Regionalliga Chemie-Vorstandschef Kühne zurückgetreten – Neuer Aufsichtsrat gewählt
Es sind die Wochen der Personalrochaden bei der kriselnden BSG Chemie Leipzig. Kurz vor der Außerordentlichen Mitgliederversammlung legt nun auch Vorstandschef Frank Kühne sein Amt nieder. Immerhin: Der Aufsichtsrat ist nun wieder handlungsfähig.
Die BSG Chemie Leipzig hat den nächsten Einschnitt in ihrer Führungsetage zu verzeichnen. Unmittelbar vor der Außerordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag (14. Dezember) in der Halle am Alfred-Kunze-Sportpark informierten die Grün-Weißen über den demnach schon zu Monatsbeginn vollzogenen Überraschungsrückzug von Vorstandschef Frank Kühne. Kühne hatte dem Gremium fast 13 Jahre lang angehört und es seit Oktober 2012 auch angeführt.
Standing Ovations für Kühne
Der Köhraer Autohändler, der in wenigen Tagen seinen 65. Geburtstag feiert, habe laut Pressemitteilung private Gründe dafür. Zwar bleibt er bis zur offiziellen Mitgliederversammlung im nächsten Sommer Vorstandsmitglied, lässt sein Mandat jedoch ruhen. Kühne war in Abwesenheit mit Standing Ovations bedacht worden. Die operative Klubführung obliegt den nun verbliebenen vier Männern um Vorstandssprecher Dirk Skoruppa, Anwalt Christian Friedrich, Schatzmeister Gerd Kroll und Gastronom Marc Walenta.
"Ich bin sehr traurig, dass unser Frank diesen Schritt gegangen ist. Das wird auch noch eine Weile nachhallen", sagte Skoruppa nachher bei SPORT IM OSTEN. Man werde sich jetzt in Ruhe damit beschäftigen, wie die Vorstandsarbeit ohne "die Frontfigur und das Gesicht Frank Kühne" im nächsten halben Jahr und über besagte Mitgliederversammlung hinaus gestaltet werden soll, ergänzte er.
Langjährige Weggefährten: Cheftrainer Miroslav Jagatic (re.) ist seit Januar 2019 bei der BSG Chemie Leipzig im Amt. Der nun zurückgetretene Vorstandschef Frank Kühne (li.) war seit 2012 in Verantwortung.
Chemie-Vorstand übt Selbstkritik
Eigentlich waren die über 500 anwesenden Mitglieder des sportlich ins Schlingern geratenen Regionalligisten nur gekommen, um den seit Ende November auf ein Mitglied dezimierten Aufsichtsrat wieder handlungsfähig zu wählen. Die vorherigen Gremiumsvertreter Kai Leschier, Tilo Müller und Frank Engel waren wegen Differenzen über Ziele und Ausrichtung der Leutzscher abgetreten. Dazu gab sich der Vorstand im schriftlichen MV-Bericht "selbstkritisch". Insbesondere habe man "langfristige Konzepte, Ziele und Visionen nicht in dem [...] geforderten Umfang entwickelt, auch wegen der zeitlich anspruchsvollen Einbindung in die ständigen operativen Aufgaben."
Fünf Mitglieder im neuen Aufsichtsrat
In den neuen Aufsichtsrat wurden letztendlich fünf der sieben Kandidatinnen und Kandidaten berufen. Gemeinsam mit der Journalistin Kristin Kielon (296 Stimmen), die übrig gebliebene Vertreterin des vorherigen Quartetts, bilden nun Katharina Freitag (297 Stimmen), die einst bei Lokalrivale 1. FC Lok in der Bundesliga und mittlerweile im Landesligateam der BSG-Frauen spielt, Martin Schmeißer (295), Christian Junghans (292) und Matthias Mahnke (226) das Kontrollgremium des Vereins. Sowohl Thomas Heier (131), früher im Vorstand und Gründungsmitglied der neuen BSG, als auch Michael Singewald (27) erhielten nicht die nötige Stimmenanzahl.
"Man merkt, dass die Gesamtstimmung angespannt ist", gab Neu-Aufsichtsrätin Freitag anschließend im Interview mit SPORT IM OSTEN zu. "Alle werden sich jetzt sammeln. Und vielleicht ist es noch mal ein Energieschub, dass mit dem neuen Aufsichtsrat auch Änderungen anbrechen." Freitag unterstrich: "Ich glaube, dass die Leute, die gewählt wurden, gut darauf aufpassen, dass der Verein gesund bleibt." Apropos gesund: Der Vorstand kündigte für das Geschäftsjahr 2024 der BSG einen Gewinn an. "Natürlich müssen wir den sportlichen Bereich in den Griff kriegen, aber wir sind in keinster Weise in irgendeiner wirtschaftlichen Schieflage", betonte Vorstand Dirk Skoruppa.
Chemie-Regionalligateam in der Krise
Jenes nicht zuletzt auch für die Mitglieder kaum weniger brennende Thema wurde bei der AOMV jedoch nur am Rande gestreift – die Situation des auf Rang 14 abgerutschten Regionalligateams, die erst seit wenigen Tagen von der neuen sportlichen Leitung um Ex-Profi David Bergner, Uwe Thomas, Daniel Heinze und Ex-Aufsichtsrat Frank Engel maßgeblich bearbeitet wird. Nach vielversprechendem Saisonstart gewannen die Grün-Weißen nur drei ihrer letzten 13 Punktspiele und holten dabei lediglich elf Zähler. Zuletzt setzte es drei Niederlagen in Serie. Auch der erhoffte versöhnliche Jahresabschluss blieb aus – das Freitagsheimspiel gegen den ZFC Meuselwitz fiel den Platzbedingungen in Leutzsch zum Opfer.
Der einmal mehr zurückgekehrte Ex-FC-Sachsen-Manager und langjährige Sponsor Thomas unterstrich in der vergangenen Woche: "Wir drehen hier jeden Stein um. Wir werden uns mit allen unterhalten, und es hat keiner eine Garantie in Leutzsch." Es gehe nicht um Einzelpersonalien, sondern um den Verein und den Regionalliga-Verbleib. Das gilt trotz Vertages bis 2027 auch für den dem Vernehmen nach in Teilen der Mannschaft längst nicht mehr unumstrittenen Aufstiegstrainer Miroslav Jagatic, dessen Amtsantritt sich Anfang Januar zum sechsten Mal jähren würde.
SpiO