Ein Schiedsrichter-Assistent beim Fußball

Bundesweit 17 Verdachtsfälle Fußballspiele in Hessen manipuliert? Polizei ermittelt

Stand: 06.09.2024 15:54 Uhr

17 Fußballspiele in Deutschland stehen unter Manipulationsverdacht, darunter auch zwei hessische. Das Landeskriminalamt spricht von "auffälligen" Begegnungen, im Saarland ist man schon weiter.

Wegen des Manipulationsverdachts bei einem Fußballspiel ermittelt die Polizei im Saarland. Das teilte die Behörde auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.

Dem Hessischen Landeskriminalamt seien zwei "auffällige" Spiele bekannt. "Diese werden derzeit kriminalpolizeilich bewertet. Eine mögliche staatsanwaltschaftliche Befassung wird aktuell geklärt", teilte die Behörde mit.

Im Saarland geht es um eine Begegnung, die bereits stattgefunden hat, wie die Polizei mitteilte. Sie führt die Ermittlungen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Saarbrücken durch. Weitere Angaben machte die Polizei zunächst nicht.

Verdachtsfälle bis hoch in die 3. Liga

Zuvor hatte die Hamburger Morgenpost berichtet, dass bundesweit 17 Spiele unter Manipulationsverdacht ständen. Demnach könnten seit November 2022 Partien aus der 3. Liga, zwei Regionalligen und mehreren Oberligen zum Zweck des Wettbetrugs beeinflusst worden sein. Welche Spiele genau unter Verdacht stehen, soll aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen zunächst nicht öffentlich werden.

Auch bei der Regionalliga Südwest, in der zurzeit sieben hessische Vereine spielen, kann man derzeit nichts Genaues sagen. Vom LKA wurde die Liga nicht kontaktiert, man stehe allerdings mit dem DFB in Kontakt, sagte Geschäftsführer Maximilian Ziegler-Freisinger dem hr-sport. Ob Spiele aus der Regionalliga Südwest betroffen seien, weiß Ziegler-Freisinger derzeit aber nicht.

Infos im Darknet verkauft

In den betroffenen Begegnungen soll es teilweise auffällige Fehlentscheidungen der Schiedsrichter oder schwere Patzer von Torhütern und Abwehrspielern gegeben haben. Bei den 17 Partien sollen Informationen über die zu erwartenden Spielergebnisse im Darknet verkauft worden sein. So konnten womöglich hohe Wettgewinne erzielt werden. Entsprechende Chatverläufe sollen die kriminellen Deals belegen.

Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) liegen dazu bislang aber keine belastbaren Erkenntnisse vor. "Wir stehen allerdings bereits in Kontakt mit den zuständigen Behörden und unserem Monitoring-Partner Genius Sports. Weitere Ausführungen sind dem DFB mit Blick auf die angelaufenen Ermittlungen nicht möglich", teilte der Verband mit.

Beim FSV Frankfurt wird noch ermittelt

Im vergangenen Herbst hatte die Staatsanwaltschaft Bochum Ermittlungen wegen ungewöhnlich hoher Wetteinsätze bei der Regionalliga-Partie FSV Frankfurt gegen TSV Steinbach Haiger aufgenommen. Damals hatte das Bundesinnenministerium von einem Wettanbieter Hinweise auf eine mögliche Manipulation bekommen. Die Ermittlungen zu dem Spiel dauern an, wie es von der Staatsanwaltschaft nun heißt. "Vor diesem Hintergrund können derzeit auch keine weiteren Angaben zu dem Verfahren gemacht werden."

Der Wettskandal mit dem damaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 hatte das Thema Spielmanipulation einst in den öffentlichen Fokus gestellt. Später sorgten vor allem die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum gegen eine international agierende Bande für Aufsehen - Partien von der 2. Bundesliga über Champions und Europa League standen unter Verdacht, auch Profispieler in Deutschland wurden gesperrt, Betrüger zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.