3x3-Basketballer Leon Fertig

3x3-Basketball Leon Fertig - im Durcheinander am stärksten

Stand: 14.09.2024 12:29 Uhr

Am Wochenende steigt in Düsseldorf das hochwertigste 3x3-Turnier in Deutschland. Für Shootingstar Leon Fertig die ideale Sportart - nachdem er sich im Hallen-Basketball zu sehr eingeengt gefühlt hat.

Es sind wilde Wochen gerade für Leon Fertig. Der deutsche Shooting-Star im 3x3-Basketball jettet in diesen Tagen um die Welt - ein Event jagt das nächste. Da waren die deutschen Meisterschaften in Essen, die der 23-Jährige im August mit seinem Team LFDY Düsseldorf gewonnen hat.

Es folgte in der ersten Septemberwoche die internationale Challenger-Turnierrunde, für die er mit Düsseldorf in der Mongolei antrat. Als überragender Akteur dort wurde Fertig kurzerhand auch noch für die U23-WM engagiert, die sich ebenfalls in der Mongolei anschloss.

"Das ist natürlich stressig, aber mir gefällt das", sagt Fertig. Der 1,88 Meter - für einen Basketballer eher "kleine" - gebürtige Langener mag das Chaos. Auch und vor allem auf dem Basketballfeld. "Im 3x3-Basketball sind unorthodoxe Moves gefragt. Und man wird in Abwehr- wie Angriffsaktionen gleichermaßen permanent gefordert. Das manchmal Wilde, das Durcheinander in diesem Sport - das liegt mir einfach", sagt er.

"Normaler" Basketball liegt Fertig nicht

Vom Profibasketball hat der Sohn einer alleinerziehenden Mutter ("Ich bin in sehr einfachen Verhältnissen in einer Hochhaussiedlung aufgewachsen") schon immer geträumt. Mit 15 verließ er seine hessische Heimat und zog in eine Gastfamilie in Quakenbrück in Niedersachsen, um im dortigen Basketball-Leistungszentrum ausgebildet zu werden.

Allein - im "normalen" Hallenbasketball reichte es nicht für den Sprung nach ganz oben. Endstation war die 2. Liga - was auch mit einer Depresssionserkrankung zu tun hatte, mit der Fertig heute ganz offen umgeht. "Ich war um 2020 herum aufgrund meiner Depressionen ein Jahr quasi ganz raus. Der Sport hat mir letztlich auch sehr geholfen, die Krankheit einigermaßen in den Griff zu bekommen."

Düsseldorf als Karriere-Schwungrad

2021 war es, da wurde Fertig von einem hessischen Verbandstrainer bei einem Turnier als 3x3-Spieler entdeckt. Der vermittelte ihn nach Düsseldorf - zum Team LFDY. Dem einzigen in Deutschland neben einem Team aus Hamburg, wo 3x3-Basketball wirklich auf professionellem Niveau gespielt wird. "Das war der beste Schritt in meiner Karriere", sagt Fertig, der sich fortan ganz auf Basketball fokussieren konnte. "Wir arbeiten in Düsseldorf unter professionellen Bedingungen, trainieren täglich, wenn wir nicht zu Spielen oder Turnieren unterwegs sind. Das hat mir noch einmal einen richtigen Push gegeben und mich natürlich stärker gemacht."

Fertig gilt im deutschen 3x3-Basketball, das seit dem Olympiasieg der deutschen Frauen in Paris plötzlich in den Fokus deutscher Sportfans geraten ist, als kommender Star. Sowohl in seinem Verein in Düsseldorf als auch in der deutschen Nationalmannschaft glänzt er regelmäßig als bester Punktesammler. Bei der U23-WM 2023 in Polen, als Deutschland Bronze holte, war er Topscorer und wurde ins "Team of the Tournament" gewählt. Kurzfristig wurde er im Frühsommer noch für die Olympia-Qualifikation nominiert, als er Paris mit der deutschen Männer-Nationalmannschaft nur hauchdünn verpasste.

Gefragt auf allen Ebenen

Zudem, und das ist in dem intensiven Sport mindestens genauso wichtig, führt er seine Teams als Kapitän im psychologischen Bereich an. "Ich glaube, dass ich als sogenannter 'Glu Guy' die Fähigkeit mitbringe, ein Team zusammenzuhalten und auf mentaler Ebene stärker zu machen", sagt er.

Momentan reißen sich alle um ihn - und die U23-Titelkämpfe in der Mongolei sind es, die sein Vereinsteam aus Düsseldorf schwächen werden. Denn aus Fertigs rechtzeitiger Rückkehr am Wochenende wird nun kurzerhand nichts. Er wird es nicht rechtzeitig zurück schaffen, um am dortigen 3x3-Quest-Turnier teilehmen zu können. Einer internationalen Serie, die genau ein einziges Mal in Deutschland Halt macht - jetzt am Wochenende 14./15. September in Düsseldorf.

Für Düsseldorfs Trainer Emre Atsür ein extrem wichtiges Event: "Ein solches Heimturnier haben wir nur sehr selten. Wir wollen das gesteigerte Interesse am 3x3-Basketball nutzen und natürlich weiter Werbung für unseren Sport machen. Klar, dass wir auch sportlich auf uns aufmerksam machen wollen."

Sozialarbeit im Visier

Die Düsseldorfer werden dabei am Samstag ohne ihren besten Mann auskommen müssen. Der hat im Übrigen schon genaue Pläne für die Zeit nach dem aktiven Sport. "Ich werde ein Studium im sozialen Bereich machen und später auch in diesem Bereich arbeiten. Ich habe in meiner Jugend in Langen viel Kriminalität, Drogenproblematik und Gewalt erlebt. Ich denke, dass ich Betroffenen mit diesen Erfahrungen auf jeden Fall helfen kann."

Bis es soweit ist, stehen aber erst einmal noch einige 3x3-Events für Leon Fertig an. Verein und Nationalmannschaft werden noch nicht auf ihn verzichten können.