Zuschauer vor Bildschirmen in der Fanzone.

Fanmeile, Stadion-Umbau, Sicherheitskonzept Wird die Fußball-EM 2024 zum Geldsegen oder Minusgeschäft für Frankfurt?

Stand: 25.06.2024 13:06 Uhr

Um die Fußball-EM mit modernem Stadion und einer riesigen Fanmeile zu feiern, hat Frankfurt rund 30 Millionen Euro ausgegeben. Lohnt sich die Investition für die Stadt oder wird das Ganze zu einem teuren Vergnügen? Einen klaren Gewinner gibt es in jedem Fall.

Von Emal Atif

Fünf Spiele im modernisierten Waldstadion, eine 1,4 Kilometer lange Fanmeile am Mainufer mit Bigscreens und ein schwimmendes Fußballfeld: Was Frankfurt zur Fußball-EM 2024 aufgeboten hat, klingt zwar nach Spaß, allerdings nach einem teuren.

Tatsächlich hat die Stadt für die Vorbereitung der Europameisterschaft tief in die Taschen der Steuerzahler gegriffen. Rund 30,2 Millionen Euro wurden ausgegeben – doppelt so viel wie 2016 geschätzt, als Frankfurt sich als Austragungsort beworben hatte.

14 Millionen Euro teure Fanmeile

Knapp die Hälfte des Geldes, 14 Millionen Euro, sei in die Fan-Zone zwischen Friedensbrücke und Eisernem Steg geflossen, teilte die Stadt dem hr mit. Frankfurt lädt als einziger Austragungsort Hessens auch zur einzigen offiziellen Fan-Zone des Bundeslandes ein. Die ist von der UEFA vorgegeben. Auf zehn Leinwänden werden dort alle EM-Spiele übertragen. 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer haben Platz.

Weitere 16 Millionen Euro sind demnach für den Umbau des Waldstadions, die Sicherheit und die Mobilität ausgegeben worden. Beispielsweise sind die U-Bahnstationen am Hauptbahnhof wieder barrierefrei zugänglich.

WM 2006 endete mit Plus

Im Gegenzug verspricht sich Frankfurt Profite für Tourismus und Wirtschaft. Die Austragungsorte ziehen erfahrungsgemäß die meisten EM-Touristen an, die natürlich essen, trinken und auch schlafen wollen. Konkrete Zahlen konnte die Stadt auf Nachfrage zunächst aber nicht nennen. Wie hoch die Einnahmen ausfallen, wisse man erst nach der EM.

Von der WM 2006, bei der Frankfurt ebenfalls Austragungsort war, habe die Stadt jedenfalls unter dem Strich profitiert. Und in der Football-Liga NFL wurden nach Angaben der Stadt im vergangenen Jahr mit zwei Spielen etwa acht Millionen Euro an zusätzlichen Steuern eingenommen, rund zwei Millionen Euro wurden ausgegeben.

Zuschauer vor Bildschirmen in der Fanzone.

Auf zehn Bildschirmen werden die Spiele in der Fan-Zone übertragen - einer davon schwimmt auf dem Main.

Insgesamt erwarten Deutschland nach einer Berechnung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) 250 Millionen Euro Mehreinnahmen durch Touristen. Diese verteilten sich vor allem auf die zehn Austragungsorte.

Eine Million Touristen erwartet – Hotelpreise vervielfacht

Rund eine Million Touristen erwartet der Frankfurter Tourismus-Chef Thomas Feda während der EM 2024. Freuen dürften sich vor allem die Hotelbranche, die Verkehrsunternehmen und die Gastronomie.

Die Hotelpreise in Frankfurt sind bereits explodiert. Die Übernachtungspreise im EM-Zeitraum sind in dem Hotel-Buchungsportal Booking.com teilweise um das Zehnfache angestiegen.

Manche Restaurants und Bars hätten ihre Einnahmen schon nach einer Woche verdoppelt, berichteten die Betreiber dem hr. "Gerade, wenn die Spiele in Frankfurt stattfinden, ist die Hölle los", sagte etwa Jessica Pohl, Wirtin des Cafe & Bar Celona. "Touristen kommen ohne Ende, Bier fließt ohne Ende, wir können uns nicht beschweren."

Hunderttausende auf der Fanmeile

Nazim Alemdar vom Kultkiosk Yok Yok bestätigte: "Wir machen viel mehr Umsatz. Wenn der Saufpegel zunimmt, wird’s auch mal lauter, aber Gott sei Dank gab es noch keine Krawalle." Armando Faila vom Restaurant Paninoteca ist sich sicher: "Von der EM profitieren alle Geschäftsleute."

Zuschauer vor Bildschirmen in der Fanzone.

Zehntausende Fans kamen zu den Deutschland-Spielen in die Frankfurter Fan-Zone.

Auch die Zwischenbilanz der Fanmeile lässt sich mehr als sehen. An den ersten zehn Tagen bis einschließlich Sonntag kamen laut Stadt mehr als 475.000 Besucherinnen und Besucher. Pro Tag seien es im Schnitt 47.500 gewesen. Gewerbetreibende verkaufen auch in der Zone entlang des Mainufers Essen, Trinken und Fanartikel – die Stadt profitiert hier ebenfalls durch Gewerbesteuern.

Besseres Image trotz "Zombieland"-Berichten?

Frankfurt hofft aber nicht nur auf kurzfristige Einnahmen, sondern auch auf ein verbessertes Image als Sportstadt. Wenn sich die Stadt offen und gastfreundlich zeige, könne sie auch attraktiver für Reisende und Investoren werden. Möglich ist ist ein solcher Effekt laut Ökonomen, die dabei von einer emotionalen Rendite sprechen.

Zuletzt kursierten aber vor allem Medienberichte, die alles andere als positiv für das Frankfurter Image waren. Die britische Boulevard-Zeitung "The Sun" bezeichnete das Bahnhofsviertel schon Wochen vor der EM als Deutschlands größten Slum - "ein Zombieland", in dem Drogensüchtige durch die Straßen streifen würden und Kriminalität herrsche. Die belgische Polizei warnte die eigenen Fans ebenfalls vor dem Frankfurter Hauptbahnhof.

Trotzdem zeigt sich die Stadt optimistisch. Die vergangenen Spieltage und die daraus entstandenen Bilder seien "sehr vielversprechend". Fans und Touristen könnten die Stadt durch das vielfältige Angebot positiv erleben. Eine Volunteer sagte dem hr: "Viele Fans haben Frankfurt das erste Mal von einer anderen Seite kennengelernt."

Größter Gewinner ist die UEFA

In den kommenden Wochen hofft die Stadt also auf viele zusätzliche Millioneneinnahmen bei der Gewerbesteuer. Je weiter Deutschland bei der EM kommt, desto mehr könnten Kauflaune und Stimmung in ganz Hessen steigen.

Ob das reicht, um die Kosten aufzuwiegen, ist laut Ökonomen offen. Oft sind solche Großveranstaltungen laut dem IWH sogar ein Minus-Geschäft, weil viel Geld in die Infrastruktur und den Stadionausbau fließe. Dank der bereits vor der EM gut ausgebauten Infrastruktur stehe Deutschland allerdings besser da als andere Austragungsländer.

Die größten Gewinne dürfte in jedem Fall die UEFA machen - geschätzt 1,2 Milliarden Euro. Sie sitzt nicht in Frankfurt und auch nirgends sonst in Deutschland, sondern in der Schweiz.