Drei Gegentore im Spitzenspiel Zu viel Risiko? Bayern wird in Frankfurt bestraft
Eintracht Frankfurt nutzte gegen einen dominierenden FC Bayern München beinahe jede Chance. War die Spielweise des Teams von Trainer Vincent Kompany zu fahrlässig?
3:3 (2:2) spielte der Rekordmeister gegen Eintracht Frankfurt, doch laut Statistik hätte der FC Bayern München deutlich gewinnen sollen. In der ersten Halbzeit hatte das Team von Trainer Kompany fast 80 Prozent Ballbesitz, in der zweiten knapp 70. Die Münchener schossen 24 Mal aufs Tor, die Eintracht sechsmal. Zum Glück ist Fußball aber eben nicht nur Statistik.
Die Vor- und Nachteile der Bayern-Spielweise
"Als Frankfurter hätte ich die weiße Fahne gehisst", sagte Thomas Müller nach dem Spiel. Denn die Spielweise von Vincent Kompany ist Offensivfußball in Reinform: Bayern München hat den Ball, steht hoch, auch die Innenverteidiger sind selten hinter der Mittellinie zu finden.
Der Vorteil ist, dass der Ball hoch zurückgewonnen werden kann und der FC Bayern kaum Chancen zulässt. Zuletzt null gegen Werder Bremen, drei gegen Bayer Leverkusen, immerhin sechs gegen Eintracht Frankfurt.
Knackpunkte sind die Situationen, in denen das hohe Pressing nicht klappt, denn dann kommen Bayerns Innenverteidiger direkt in Eins-gegen-eins-Situationen.
Müller: "Machen diese Dinger furztrocken"
Ein so ballsicherer und schneller Stürmer wie Omar Marmoush von Eintracht Frankfurt nutzte das aus: "Wir hatten einen Plan, dass ich einfach vorne bleibe und tief laufe, weil sie standen schon hoch", sagte der Doppeltorschütze.
Beim 1:1 (22. Minute) zog Raphaël Guerreiro den Kürzeren im Laufduell gegen den 25-Jährigen und vor dem 2:1 (35. Minute) durch Hugo Ekitike hängte Vorlagengeber Marmoush Dayot Upamecano ab. Für die beiden Stürmer der Eintracht fand Thomas Müller anerkennende Worte: "Die beiden sind in diesen Situationen Extraklasse und machen diese Dinger eben furztrocken weg."
Der 35-Jährige sieht keinen Grund zur Sorge: "Wenn nichts passiert oder wir den Ball gewinnen, dann sagt keiner: Oh, das war jetzt zu viel Risiko, sondern da sagt man: Wow, schau, wie aggressiv die Bayern sind!" Müller stand in Frankfurt über die volle Länge auf dem Platz und hatte nach dem Ausgleich in der Nachspielzeit noch zwei Chancen zum Siegtreffer.
Einfach so weitermachen?
"Frankfurt kann maximal vier Tore schießen und heute haben sie sogar drei gemacht, weil Frankfurt diese Klasse hat", sagte der Routinier, "wenn wir das Spiel genauso 15 Mal spielen, dann werden wir es 13 Mal gewinnen und ich finde, das ist eine gute Spielweise."
"Vielleicht sogar 14 von 15", ergänzte Vincent Kompany. Der Trainer lobte sein Team, das ja schließlich 24 Torchancen, davon 13 aufs Tor hatte: "Lasst uns ruhig bleiben, das war eine tolle Leistung der Mannschaft, wir müssen einfach so weitermachen."
In der zweiten Halbzeit demonstrierten die Münchener phasenweise erneut den Vorteil ihrer Spielweise. Upamecano setzte sich unweit der Strafraumkante durch. Nach ein paar Stationen landete der Ball bei Michael Olise, der mit seinem starken linken Fuß in der 53. Minute das 3:2 und sein viertes Saisontor machte.
Müller: "In dieser Krise befinde ich mich gerne."
"Ich bin heute seit längerer Zeit mal wieder auf dem Platz gestanden und es war ein Genuss wie wir den Gegner eingeschnürt haben", sagte Thomas Müller, für den die Spielweise deutlich mehr Vorteile als Nachteile hat, auch wenn die Münchener in Frankfurt zwei Punkte liegen ließen: "In dieser Krise befinde ich mich gerne."
Nach der Länderspielpause wartet auf den FC Bayern direkt der nächste Härtetest: Die Münchener empfangen den Vizemeister aus Stuttgart.