Neuer Verteidiger für Tuchel Das ist Bayerns Transferziel Boey
Die Suche war lange, das Ergebnis durchaus überraschend: Der FC Bayern München steht kurz vor der Verpflichtung eines Rechtsverteidigers. In Sacha Boey bekommt er ein großes Talent. Was den Franzosen auszeichnet - und woran er Erinnerungen weckt.
Das Winter-Transferfenster ist nicht einfach, das wissen die Trainer und Sportdirektoren der Fußball-Welt. Beim FC Bayern München haben sie sich trotzdem fest vorgenommen, dass sie ihren dünnen Kader, vor allem ihre ausgedünnte Abwehr, in dieser Zeit in der Breite verstärken. Bestenfalls sogar in der Spitze.
Doch dann gestaltete sich die Suche trotzdem wieder erwartet schwierig. Der von Trainer Thomas Tuchel so vehement geforderte Rechtsverteidiger als zweiter Zugang neben Eric Dier, der für die Abwehrzentrale kam, fand sich einfach nicht in dieser Fußballwelt. Kieran Trippier konnten die Bayern nicht aus Newcastle ablösen, auch das angedachte Paket mit Nordi Mukiele von Paris St. Germain passte nicht allen Seiten.
Sacha Boey am Samstag in München angekommen
So dauerte es letztlich bis zum Samstag, vier Tage vor dem Ende des Winter-Transferfensters, ehe sich eine gute Nachricht unter den Münchner Anhängern verbreitete. Schon am Morgen zeigten die Videobilder des TV-Senders "Sky", wie der Fußballer Sacha Boey in einen roten Wagen des Vereinssponsors stieg. Später absolvierte er dann den Medizincheck, die Verpflichtung als neuer Rechtsverteidiger des FC Bayern München gilt so nur noch als Formsache (die allerdings im Sommer bei Joao Palhinha auch scheiterte, als Fulham die Freigabe für ihn verweigerte). Sacha Boey kommt von Galatasaray Istanbul und hat anders als Trippier oder Mukiele noch kein A-Länderspiel bestritten.
Er soll für angeblich 28 bis 29 Millionen Euro wechseln, wie der TV-Sender "Sky" berichtet. Und er soll langfristig nicht nur Lückenfüller sein, sondern vor allem eine entwicklungsfähige Verstärkung. Boey, 23 Jahre alt, ist anders als die gesetzteren Trippier, 33, und Mukiele, 26, ein Verteidiger, der noch Entwicklungspotenzial besitzt. In Frankreich sehen sie ihn als kommenden Rechtsverteidiger des Landes.
Rechtsverteidiger Boey wie einst Sagnol?
Das ist für den Verein, dessen Außenverteidiger-Zange einst Willy Sagnol und Bixente Lizarazu hieß und ebenfalls für die Franzosen verteidigte, natürlich keine unerhebliche Nachricht. Sagnol wurde gar zum Publikumsliebling, der für "Willy"-Rufe von der Südtribüne sorgte. Boeys Vorzüge: Er könnte sogar auf beiden Seiten verteidigen und ist ein extrem flinker Spieler - wie gemacht, um der zuletzt oftmals beobachteten Statik des FC-Bayern-Angriffsspiels wieder etwas Geschwindigkeit mitzugeben. Gerade auf engem Raum in der gegnerischen Abwehr. Denn Dribblings nimmt sich Boey gerne - und er führt sie oftmals auch erfolgreich zu Ende.
Zudem fällt bei ihm auf: Wie der Münchner Linksverteidiger Alphonso Davies kommt er wegen seines Tempos immer wieder auch in schon verloren geglaubte Zweikämpfe zurück. Er dürfte die Münchner auch schon im direkten Duell beeindruckt haben: Schließlich waren die beiden Champions-League-Siege der Bayern hart erkämpft gegen Galatasaray. Boey bestach dabei einerseits als Dribbler auf der Außenbahn - und andererseits mit 131 Ballkontakten und einer Passgenauigkeit von 80,5 Prozent.
Teurer Transfer für die Münchner?
In Istanbul rief ihm der Trainer Okan Buruk schon am Donnerstag nach: "Natürlich bin ich als Trainer nicht unbedingt dafür, dass Sacha geht. Aber wenn sich die Bedingungen und eine bedeutende Summe hinsichtlich der Zukunft des Vereins ergeben, dann haben wir unseren Präsidenten und einen Vorstand, die das bewerten werden." Beim Spiel gegen Istanbulspor (3:1) kurz zuvor kam Boey schon gar nicht mehr zum Einsatz kam. Den Entschluss des Präsidiums werde man respektieren, so Buruk.
Der Entschluss ist gefallen - und die Istanbuler lassen sich diese auch mit einem ordentlichen Transfergewinn entlohnen. 2021 holten sie Boey noch für 1,15 Millionen Euro von dessen Jugendverein Stade Rennes aus der ersten französischen Liga, nun kostet er angeblich fast 30 Millionen Euro. Viel Geld für einen Spieler, der direkt aus der türkischen Süperlig in die Bundesliga wechselt.
Freund gilt seit seiner Zeit in Salzburg als Talente-Entdecker
Ausschlaggebend für die Münchner dürfte daher vor allem Boeys Entwicklungspotenzial gewesen sein. Und das können erwiesenermaßen nur wenige im internationalen Fußball so stichhaltig prophezeien wie der neue Münchner Sportdirektor Christoph Freund. Er hatte einst unter anderem die jungen Sadio Mané, Erling Haaland, Dayot Upamacano oder Dominik Szoboszlai nach Salzburg geholt - und später als gestandene Fußballer teuer weiterverkauft.
So dürfte also auch dieser Transfer des 23-jährigen französischen Talents für die neue Handschrift Christoph Freunds beim FC Bayern München stehen. Schon vor einigen Wochen hatte er ja überrascht, als er über Bryan Zaragoza vom FC Granada, der den FCB im Sommer 2024 verstärkt, erklärte, dass er "schon länger auf unserem Schirm" sei.
Dier und Boey kurzfristig Ersatz für Kim und Mazraoui
Zudem kann Boey auch direkt für Entspannung in Tuchels Kader sorgen. Dort ist die Personallage in der Defensive angespannt, nachdem wohl auch Joshua Kimmich, Konrad Laimer und Upamecano wochenlang ausfallen. Boey und Dier ersetzen im Kader jetzt kurzfristig erst einmal "nur" die beim Afrika- und Asien-Cup weilenden Noussair Mazraoui und Min-jae Kim. Gerade in Boeys Fall soll sich das langfristig ändern.
Sascha Mölders in "Blickpunkt Sport"
Der FC Bayern München und seine bayerische Bundesliga-Aufgabe beim FC Augsburg wird auch Thema in "Blickpunkt Sport" im BR Fernsehen sein. Zu Gast ist dann am Sonntag, den 28.1.2024, ab 21.45 Uhr auch ein früherer Augsburger Siegtorschütze gegen die Münchner: Sascha Mölders.
Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24.
Quelle: BR24Sport im Radio 27.01.2024 - 09:55 Uhr