Nationalmannschaft vor Testspielen DFB-Personalpuzzle: Viele Fragezeichen für Nagelsmann
Die Zeit bis zum EM-Auftakt in sieben Monaten wird knapp. Julian Nagelsmann muss mit einer Flut von Absagen und personellen Unsicherheiten umgehen. Welche Optionen bieten sich dem Bundestrainer?
Experimente oder feste Abläufe? An diesem Zwiespalt war Hansi Flick als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft. Seinem Nachfolger Julian Nagelsmann wird die Entscheidung dagegen abgenommen. Eine ansatzweise gleiche Startelf wie bei seinem Doppel-Debüt in den USA wird es nicht geben. Das liegt vor allem an einem gesundheitlich angeschlagenen Bayern-Block.
Bayern-Stars Musiala und Neuer fehlen - Goretzka fraglich
Mit Jamal Musiala fällt ein Hoffnungsträger in der Offensive sicher aus, außerdem sind Leon Goretzka und der ehemalige Münchener Mats Hummels für das Türkei-Spiel am Samstag fraglich. Mit Serge Gnabry und Joshua Kimmich melden außerdem zwei Bayern-Leistungsträger wieder Ambitionen an, beide hatten für die USA-Reise passen müssen. Das große Personal-Puzzle für Nagelsmann rundet Manuel Neuer ab, der sein DFB-Comeback und das direkte Duell mit Marc-André ter Stegen freiwillig auf das kommende Jahr verschob.
All diese Umstände (Chris Führich sagte am Dienstag ebenfalls endgültig ab) machen es dem Bundestrainer sehr schwer, eine eingespielte Stammelf bis zum Start der Heim-EM herauszukristallisieren. Dafür bleiben Nagelsmann noch genau sieben Monate, am 14. Juni steigt das Eröffnungsspiel in München. Feste Säulen im deutschen Team scheinen derzeit nur Leroy Sané, Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger zu sein. Drumherum gibt es ein Hauen und Stechen um die übrigen Startplätze.
Müller, Gnabry oder "die hässlichen Vögel"?
Die zahlreichen Absagen und Ausfälle wirbeln den Konkurrenzkampf dabei ordentlich durcheinander. So wird das überzeugende Duo aus Wirtz und Musiala jäh wieder entzweit, hier könnte Thomas Müller oder Serge Gnabry ein Nutznießer sein. Dazu drängen sich die "hässlichen Vögel", wie sie sich selbst bezeichnen, auf. Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch spielten einst in der 2. Bundesliga gemeinsam für Werder Bremen, nun könnten sie bald für Deutschland auflaufen. Auf der Doppelsechs will Kimmich derweil seinen Platz von Neuling Pascal Groß zurückerobern.
Abwehr-Engpass: Mehr Torhüter als Verteidiger
Die Abwehr stellt sich dagegen quasi von alleine auf. Kurios: Beim ersten gemeinsamen Training am Dienstag standen Nagelsmann übrigens mehr spielfähige Torhüter (vier) als Innenverteidiger (drei) zur Verfügung. Auf den defensiven Außenbahnen ist der deutsche Kader mit Robin Gosens und Benjamin Henrichs ebenfalls auf Kante genäht. Dabei hatte Nagelsmann vorab noch angekündigt, bei den letzten beiden EM-Tests des Jahres die Defensive in Fokus zu rücken.
Noch ist offen, ob Hummels (Rückenprobleme) und Goretzka (muskuläre Probleme) bei diesem Unterfangen helfen können und bis zum Türkei-Spiel wieder fit werden. Zumindest Hummels hatte bei der Ankunft am Montag gesagt, dass er nur noch zwei bis drei Tage zur vollständigen Regeneration brauche. Bis zum Anpfiff am Samstagabend im Berliner Olympiastadion wartet also noch viel Arbeit auf Julian Nagelsmann.