Tour de France Femmes Zwei Etappen, ein Tag: Ohne Kaffee geht gar nichts
Am Dienstag (13.08.2024) standen zwar nur rund 76 Kilometer auf dem Programm, aber die hatten es in sich: Denn die Fahrerinnen mussten zweimal ran. Eine Herausforderung für alle Beteiligten, die auf unterschiedlichste Weise bewältigt wurde.
Ganz gemütlich saßen sie da, tranken ihren Kaffee und genossen das Frühstück: Einige Zuschauer in Dordrecht, wo am Dienstagmorgen die zweite Etappe startete, ließen den Tag eher ruhig angehen. Da konnte manch eine schon neidisch werden – vor allem die Fahrerinnen, deren Teams sowie die Presseleute, welche einen langen Tag vor sich hatten.
Denn am zweiten Renntag der Tour de France Femmes standen direkt zwei Etappen an. Erst ging es über knapp 70 Kilometer von Dordrecht nach Rotterdam, am späten Nachmittag stand dann ein kurzes Zeitfahren durch die zweitgrößte Stadt der Niederlande an.
Mammutprogramm für alle
Zuletzt wurden zwei Etappen an einem Tag vor 23 Jahren bei der Tour de France der Männer ausgetragen. Kein Wunder also, dass Franziska Kochs Erinnerungsvermögen getrübt ist. "Keine Ahnung, wann ich das das letzte Mal gemacht habe. In den Jugendjahren vielleicht. Es wird schon sehr speziell", so die Helferin von Charlotte Kool, die am Vormittag ihren zweiten Sieg der Tour einfuhr, vor dem Mammutprogramm gegenüber der Sportschau. "Man muss sich schon mental darauf vorbereiten, weil es ein langer Tag wird."
Insbesondere das Team um die Fahrerinnen herum war gefordert. Das fängt beim Busfahrer an, der in Herrgottsfrühe alles herrichtet, und endet bei den Mechanikern, die das doppelte an Material an den Start bringen müssen. Denn neben den Straßenrädern werden natürlich auch spezielle Räder für das Zeitfahren benötigt. Ist die Etappe einmal vorbei, wartet aber schon die Vorbereitung auf den nächsten Tag. "Wann die ins Bett gehen, möchte ich manchmal gar nicht wissen. Die sind schon durchgehend auf den Beinen", so Hannah Ludwig vom französischen Team Cofidis.
Herausforderung für kleine Teams
Während die großen Teams die Mittagspause in ihren gut ausgestatteten Bussen verbringen konnten, Musik hörten oder das ein oder andere Schwätzchen hielten, mussten sich die kleineren Teams etwas einfallen lassen. So entschied sich das Ceratizit-WNT Pro Cycling Team - neben Canyon SRAM eines von zwei deutschen Teams bei der Tour de France Femmes - dazu, die Zeit in extra dafür angemieteten Hotelzimmern direkt an der Rennstrecke zu verbringen.
"Für uns als kleines Team ist der heutige Tag eine logistische Herausforderung", sagt deren Teamchef Dirk Baldinger im Gespräch mit der Sportschau. "Wir sind mit der Rennplanung nicht ganz zufrieden. Aber wir passen uns der Situation an, wir haben ja auch keine andere Wahl." Jede Fahrerin wisse in der Vorbereitung außerdem, was zu tun ist. Das sei nicht anders als auf herkömmlichen Etappen auch.
Weniger Etappen keine Option
Die Renndirektorin der Tour de France Femmes, Marion Rousse, weiß zwar um die Herausforderungen einer Doppeletappe, dass es für die Fahrerinnen zu hart werden würde, verneint sie jedoch. Ohnehin sah Rousse keine andere Option. Denn aufgrund der Olympischen Spiele in Paris, die erst am vergangenen Sonntag endeten, musste die Tour mit einem Renntag weniger auskommen.
"Wir wollten aber unbedingt bei acht Etappen bleiben. So ist uns das gelungen", so die ehemalige Profifahrerin im Sportschau-Interview. Außerdem brauche die Tour jedmögliche Aufmerksamkeit. Erst recht, da das größte Frauenrennen der Welt in diesem Jahr nicht wie sonst auch im direkten Anschluss an die Tour der Männer stattfindet. Da würde so ein dynamisches Format helfen. "Am Vormittag eine kurze Etappe, am Nachmittag ein Zeitfahren. Da ist Feuer drin", meint Rousse.
Vollering mit komplizierter Vorbereitung
Dass kurz vor der Tour de France Femmes noch die Olympischen Spiele anstanden, wirbelte auch die Vorbereitung vieler Topfahrerinnen wie Demi Vollering durcheinander. Die Niederländerin, die nach dem Zeitfahren das Gelbe Trikot eroberte, ließ zu Beginn des Sommers den Giro d'Italia aus, um ins Höhentrainingslager zu gehen.
Alles für den Toursieg, die Spiele in Paris machten das Unterfangen jedoch kompliziert. Denn in den vergangenen Wochen hätte Vollering deshalb nicht voll trainieren können. Jetzt hoffe sie, dass sie ihre Topform zur Tour hinübergerettet habe. Nachdem sie am Dienstagabend das Gelbe Trikot überstreifen durfte scheint klar, dass es ihr gelungen ist.
Dank Koffeinschub ins Ziel
Am Ende aber haben es alle Fahrerinnen heil ins Ziel geschafft. Wenn auch völlig kaputt. Franziska Koch landete im Zeitfahren der 3. Etappe als beste Deutsche auf dem 15. Rang, noch vor ihrer Teamkameradin Charlotte Kool, die damit das Gelbe Trikot abgeben musste. Der Tag wurde, wie bereits erwartet, speziell. "Das war schon eine Herausforderung, nach so großer Aufregung schnell in den Entspannungsmodus kommen zu müssen. Ein Auf und Ab, so ein bisschen wie Karussell fahren", so Koch nach dem Rennen.
Nun gelte es, erst einmal herunterzukommen. Was aber gar nicht mal so einfach sei - dank einer großen Ladung Kaffee kurz vor dem Zeitfahren. "Jeder kennt das, wenn man mal eine Tasse Kaffee am Morgen zu viel hatte. Mein Herz schlägt ganz schön schnell." Und anders als für die Zuschauer in Dordrecht, steht für das Peloton am Mittwoch schon wieder die nächste harte Etappe an.