Die französische Radrennfahrerin Juliette Labous bei der Tour de France Femmes

Tour de France Femmes Das lange Warten auf einen französischen Sieg

Stand: 15.08.2024 18:35 Uhr

Die Ungarin Blanka Vas durchbrach auf der Etappe nach Amnéville am Donnerstag (15.08.2024) die niederländische Siegesserie – ganz zum Missfallen der französischen Fans, die seit der Neuauflage der Tour de France Femmes weiterhin auf einen Sieg warten müssen.

Von Katarina Schubert, Amnéville

Spätestens seit dem Ertönen der Chansonmusik im Zielbereich wusste man: Der Tour-Tross hat Frankreich erreicht. Nach dem Grand Depart in den Niederlanden und einem Zwischenstopp in Belgien ging es auf der fünften Etappe schließlich ins Heimatland der Tour de France Femmes.

Die Hoffnungen der französischen Fans auf den ersten Sieg überhaupt in der noch jungen Geschichte des Rennens wurden allerdings wieder enttäuscht. Zwar landeten mit Cédrine Kerbaol sowie Évita Muzic zwei Landsfrauen in den Top Ten, den Sieg sicherte sich nach einer turbulenten Schlussphase aber die Ungarin Blanka Vas vom Team SD Worx-Protime.

Das Warten geht weiter

Erst vor zwei Jahren feierte die Neuauflage der Tour de France Femmes ihre Premiere, seitdem wurden 16 Etappensiege vergeben. Diese schnappten sich Fahrerinnen aus den Niederlanden, Dänemark, Belgien sowie aus der Schweiz und Deutschland – sowohl Liane Lippert als auch Ricarda Bauernfeind trugen sich im vergangenen Jahr in die Siegerliste ein.

Und was ist dem Heimatland des Radsports? Fehlanzeige. Lediglich Muzic verzeichnete bisher eine Podestplatzierung, das war im Jahr 2022. In Sachen Gesamtsieg gingen die Französinnen sogar ganz leer aus, diesen holten sich mit Annemiek van Vleuten und Demi Vollering jeweils eine Niederländerin. Letztere musste ihr Gelbes Trikot nach einem schweren Sturz heute allerdings wieder abgeben.

Frankreichs Hoffnungen ruhen auf Labous

Die größten Hoffnungen auf einen Tour-Erfolg liegen auf den Schultern von Juliette Labous. Die 25-Jährige verpasste in den vergangenen Jahren das Podest nur knapp. 2022 belegte sie den vierten, ein Jahr später den fünften Rang im Gesamtklassement. Den Druck spüre sie natürlich, wie sie der Sportschau erzählte. "Aber den nicht an mich heranzulassen, daran arbeite ich durchgehend. Es motiviert mich eher", so Labous, die in diesem Jahr französische Meisterin auf der Straße wurde.

"Der Fokus liegt mehr auf Juliette und Évita", ist sich auch Cédrine Kerbaol sicher. Dabei ist sie die einzige Französin, die bei der Tour de France Femmes je etwas gewonnen hat. Im vergangenen Jahr sicherte sich Kerbaol, die für das deutsche WorldTour-Team Ceratizit-WNT Pro Cycling Team antritt, das Trikot der besten Nachwuchsfahrerin. "Das war schon verrückt damals", so die 23-Jährige im Sportschau-Interview. "Das Trikot von Anfang bis Ende tragen zu dürfen, hatte ich nicht erwartet." Dieses Mal geht Kerbaol nicht mehr als Nachwuchsfahrerin an den Start, stattdessen schielt sie auf die Gesamtwertung.

Cédrine Kerbaol von Cetratizit WNT tägt das Trikot der besten nachwuchsfahrerin der Tour de France Femmes

Cédrine Kerbaol im Trikot der besten Nachwuchsfahrerin der Tour de France Femmes im letzten Jahr.

Niederlande geben den Ton an

Diese sowie der gesamte Frauenradsport wird derzeit von den Niederländerinnen dominiert, auch wenn Demi Vollering heute die Führung an Kasia Niewiadoma aus Polen abgeben musste. Nichtsdestotrotz: Das Grüne Trikot der besten Sprinterin ist derzeit in Besitz von Charlotte Kool, die die ersten beiden Etappen für sich entschied und deren größte Konkurrenz mit Marianne Vos und Lorena Wiebes aus dem eigenen Land kommt.

5. Etappe - die Zusammenfassung

Sportschau Tour de France, 15.08.2024 17:50 Uhr

Das Bergtrikot trägt seit ihrem gestrigen Etappensieg Puck Pieterse. Die 22-Jährige nimmt in diesem Jahr an ihrer ersten Tour de France Femmes teil. Und auch das weiße Trikot der besten Nachwuchsfahrerin gehört im Moment Pieterse. Die niederländische Dominanz setzt sich auch trotz des Rücktritts von Rad-Superstar Annemiek van Vleuten, mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin, lückenlos fort.

Pushen bis zum Maximum

Die Gründe dafür sind vielfältig. Für Marianne Vos, selbst Olympiasiegerin und 32-fache Etappensiegerin beim Giro d'Italia, ist der große Konkurrenzkampf im eigenen Land ausschlaggebend. "Wir inspirieren uns gegenseitig. Außerdem verstehen wir uns sehr gut und versuchen, uns gegenseitig bis ans Maximum zu pushen", meint Vos im Gespräch.

Fragt man dagegen Charlotte Kool, liegt es daran, dass in den Niederlanden das Fahrrad allgegenwärtig ist. "Von der Jugend an fahren wir gegen Jungs, es gibt viele Radsport-Vereine und im Alltag wird viel Rad gefahren", so die Sprinterin gegenüber der Sportschau. Der große Erfolg zeigt ebenfalls seine Wirkung. Viele junge Mädchen nehmen sich die niederländischen Stars zum Vorbild und beginnen mit dem Sport.

Im Gesamtklassement mit allen Chancen

Zu einem Vorbild in ihrem Land ist auch Juliette Labous geworden. Sie freut sich vor allem, jetzt vor heimischen Publikum starten zu dürfen. Aber auch auf die kommenden Etappen, die ihr vom Terrain mehr liegen. "Die vergangenen Tage in den Niederlanden waren verrückt, aber jetzt freue ich mich auf die Berge", so Labous. Derzeit liegt die Französin auf einem aussichtsreichen fünften Platz, bevor es ins Jura sowie in die Alpen geht.

Einen Rang vor ihr befindet sich Kerbaol, die im Ziel von Amnéville die Sprinterinnen hat ziehen lassen müssen. Ihr Vorhaben, im Kampf um das Gelbe Trikot zumindest ein leises Wörtchen mitsprechen zu können, geht zumindest auf. Dass es bald auch einen französischen Sieg zu feiern gibt, davon ist Kerbaol überzeugt. "Ja, bis jetzt gibt es noch keinen, aber ich denke, bald dürfen wir feiern."