Schweiz-Rundfahrt Evenepoel widmet seinen Etappensieg Mäder
Die Tour de Suisse ist trotz des Todes des Schweizer Radprofis Gino Mäder am Samstag fortgesetzt worden - allerdings ohne drei komplette Teams und 17 Fahrer aus weiteren Mannschaften.
Nur noch 113 Pedaleure machten sich am Samstagmittag nach einer Schweigeminute auf das vorletzte Teilstück zwischen Tübach und Weinfelden über 183,5 km. Der Tagessieg ging an Weltmeister Remco Evenepoel.
Bei seinem emotionalen Etappensieg war der Belgier dabei ganz in Gedanken beim am Tag zuvor gestorbenen Mäder. Auf dem letzten Kilometer küsste der Belgier seine Faust, um danach den Zeigefinger Richtung Himmel zu strecken. Auch mit seiner Siegergeste gedachte er Mäder und fasste sich mit der Hand auf die linke Brust.
"Dieser Sieg geht natürlich an Gino und seine Familie. Das war die beste Art und Weise ihn zu ehren und seiner Familie Respekt zu zollen. Für mich war es ganz egal, dass ich keine Zeit gewinnen kann. Das war alleine für Gino", sagte Evenepoel, nachdem er vor Wout van Aert und Bryan Coquard die Ziellinie überquert hatte.
Evenepoel mit Kritik an Streckenführung
Der Belgier gehört zu den Fahrern, die wegen der Streckenführung Kritik an den Organisatoren geübt hatten. Es sei keine schlaue Idee gewesen, das Ziel einer solchen Etappe nach einer Abfahrt zu platzieren, sagte der 23-Jährige nach Angaben der Schweizer Zeitung "Blick" bereits am Donnerstag. "Aber man braucht offenbar immer noch mehr Spektakel. Es muss wohl einfach etwas passieren, damit man reagiert", sagte Evenepoel.
Die Organisatoren hatten auf der siebten Etappe kurzfristig Änderungen vorgenommen, um die Sicherheit der emotional schwer getroffenen Fahrer zu erhöhen. Zwar blieben Etappenlänge und -profil mit vier Bergwertungen unangetastet, doch die Zeit für die Gesamtwertung wurde 25 Kilometer vor dem Ziel genommen. Auch gab es am Samstag keine Bonussekunden bei den Zwischensprints und im Ziel.
Das Peloton fuhr geschlossen über die 25-Kilometer-Marke, danach aber setzten mehrere Fahrer zum Angriff an, die jedoch pariert werden konnten. Nur Evenepoel konnte dann keiner mehr folgen.
Mäders Mannschaft Bahrain Victorious nicht mehr am Start
Mäder war auf der fünften Etappe am Donnerstag bei einer Abfahrt in eine Schlucht gestürzt und später im Krankenhaus gestorben. Die sechste Etappe am Freitag war zu einer "Gedenkfahrt" für Mäder über 20 km umfunktioniert worden.
Erst spät in der Nacht auf Samstag hatten sich die Organisatoren für ein Weitermachen entschieden. Die Fortsetzung war zuvor kontrovers diskutiert worden. Am Sonntag zeigte sich Tour-Direktor Olivier Senn im Interview der Nachrichtenagentur Keystone-SDA "hundert Prozent sicher", dass es der richtige Entschluss gewesen sei. "Als wir ihn gefällt haben, war ich mir zwar sicher, dass es der bestmögliche Entscheid ist, aber ob es auch der richtige ist, das war ich mir nicht sicher. Mir persönlich war wichtig, sich nicht nur der Trauer zu widmen, sondern auch den schönen Erinnerungen."
Mäders Mannschaft Bahrain Victorious ging nicht mehr an den Start. "Unser gesamtes Team ist durch den tragischen Unfall am Boden zerstört", teilte die Profi-Mannschaft mit. Am Samstagmorgen zogen auch das Schweizer Team Tudor und die Equipe Intermarche nach, sowie einzelne Fahrer anderer Teams, darunter die drei Schweizer Marc Hirschi, Stefan Küng und Michael Schär.
Skjelmose in Gesamtwertung vorn
"Wir respektieren die Entscheidung jedes Teams. Die Rückzüge entsprechen dem, was wir erwartet hatten", teilte die Rennleitung der französischen Nachrichtenagentur AFP mit.
Die 86. Tour de Suisse endet am Sonntag mit einem Einzelzeitfahren in Abtwil. In Führung liegt weiter Mattias Skjelmose (Trek-Segafredo). Der Däne geht mit acht Sekunden Vorsprung auf den Österreicher Felix Gall (AG2R Citroen Team) in die finalen 25,7 Kilometer.