
Mailand-Sanremo Pogacar - "Ein Rennen, das mich ins Grab bringen wird"
Mailand-Sanremo fehlt Tadej Pogacar noch in seiner Titelsammlung - diese Lücke will er endlich schließen.
Es gibt sie noch, die großen Rennen, die Tadej Pogacar nicht gewonnen hat. Wenig fehlt dem Radsport-Superstar in seiner beeindruckenden Bilanz, und keine Lücke in seiner Vita kratzt so am Ego wie Mailand-Sanremo. Am Samstag startet das Rennen um 10.25 Uhr in Pavia südlich von Mailand.
"Es ist das Rennen, das mich noch ins Grab bringen wird. Ich bin so nah dran, aber es ist so weit weg. Es ist unglaublich", sagte Pogacar im Winter in einem Podcast und offenbarte seine Frustration.
Eines der unberechenbarsten Rennen
"La Primavera", die Fahrt in den Frühling, ist eines der unberechenbarsten Rennen im gesamten Kalender. Das erste Monument des Jahres hat den Ruf, einer der am leichtesten zu beendenden, aber am schwierigsten zu gewinnenden Klassiker zu sein.
Anders als bei der Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich oder Paris-Roubaix fehlen in Norditalien die markanten Hügel oder Kopfsteinpflaster-Passagen. Mailand-Sanremo wird über Explosivität, Taktik und Rennintelligenz entschieden - und bietet Klassikerjägern wie Sprintern gleichermaßen realistische Siegchancen. Die enorme Länge von knapp 300 km - am Samstag führt der Kurs bei der 116. Ausgabe über 289 km von Pavia nach Sanremo - ist eine zusätzliche Herausforderung.
Pogacar von Sturz erholt
Pogacar war mehrfach dicht dran an einem Sieg, trotz großer Mühen reichte es bislang nicht. Im Vorjahr wurde der Weltmeister Dritter, 2023 war er Vierter, Fünfter im Jahr zuvor. In diesem Jahr soll endlich klappen, was ihm selbst in seiner Fabelsaison 2024, in der er unter anderem die seltene "Dreifach-Krone" aus Giro d'Italia, Tour de France und Straßen-WM gewann, nicht gelungen war.
Die Form stimmt. Vor zwei Wochen gewann Pogacar souverän die Strade-Bianche und ließ sich dabei auch von einem heftigen Sturz nicht aufhalten. Vom Crash in der Toskana hat sich der Slowene erholt, versicherte Teammanager Joxean Fernandez von Pogacars Equipe UAE Emirates-XRG. "Er hatte nach seinem Sturz zwei Tage lang Schmerzen, aber es wird mit jedem Tag besser. Ich weiß nicht, ob er bei 100 Prozent sein wird, aber er wird es schon richten", sagte Fernandez.
Fragezeichen hinter Titelverteidiger Jasper Philipsen
Traditionell wird die Entscheidung an den beiden Anstiegen Cipressa und Poggio eingeleitet. Pogacar wird hier aller Voraussicht nach eine Entscheidung erzwingen, um einen Zielsprint auf der Via Roma zu verhindern. Zur Seite steht ihm der erfahrene deutsche Helfer Nils Politt. Im direkten Duell mit den endschnellsten Fahrern wie den früheren Weltmeistern Mads Pedersen und Mathieu van der Poel hätte Pogacar wohl erneut das Nachsehen.
Ein Fragezeichen steht hinter Titelverteidiger Jasper Philipsen. Der belgische Top-Sprinter war am Mittwoch beim Eintagesrennen Nokere Koerse im Zielsprint gestürzt. Deutsche Sprinter wie Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) und Ex-Sieger John Degenkolb (Picnic PostNL) haben es angesichts der Konkurrenz schwer. Filippo Ganna trägt die Hoffnungen der Gastgeber. Das Zeitfahr-Ass bewies zuletzt bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico seine starke Form. "Ich brauche eine perfekte Leistung, besonders am Ende, wenn du für jeden Fehler bezahlst", sagte Ganna der "Gazzetta dello Sport".