Liane Lippert vom Team Movistar women, jubelt beim Überfahren der Ziellinie.

Tour de France Femmes Deutsche Fahrerinnen: Lippert auf Etappenjagd, Bauernfeind mit Premiere

Stand: 23.07.2023 18:09 Uhr

Mehr als 150 Fahrerinnnen gingen am Sonntag in Clermont-Ferrand an den Start der Tour de France Femmes. Darunter auch sechs Deutsche, allen voran Liane Lippert und Ricarda Bauernfeind.

Seitdem Deutschlands Radsport-Star Lisa Brennauer, Olympiasiegerin und Weltmeisterin, zum Ende der vergangenen Saison ihre Karriere beendete, sind alle Augen auf Liane Lippert gerichtet. Galt sie bei der Tour-Premiere noch als Nachwuchshoffnung, hat sich die 25-Jährige inzwischen in der weiblichen Radsport-Elite etabliert. Lipperts frühere Rolle nimmt nun Ricarda Bauernfeind ein, die schon in ihrer ersten Profi-Saison den Durchbruch geschafft hat. Ebenfalls am Start sind Clara Koppenburg, Kathrin Hammes sowie Romy Kasper und Hannah Ludwig.

Lippert als van Vleutens Edelhelferin

Ihre Tour-Premiere feierte Liane Lippert für das niederländische Team DSM, seit diesem Jahr ist sie allerdings mit dem spanischen Top-Team Movistar unterwegs – und das an der Seite von Radsport-Star Annemiek van Vleuten. Dieser will Lippert auch zur Titelverteidigung verhelfen, das ist ihre Hauptaufgabe. Bei der anderen großen Rundfahrt des Wettkampfkalenders, dem Giro D’Italia Donne, gelang das Anfang Juli schon einmal.

Dabei ist Lippert selbst für einen Etappensieg gut. Das bewies sie bereits bei der letztjährigen Tour de France Femmes, als sie auf der dritten Etappe, kurz vor dem Ziel in guter Position liegend, dann aber stürzte. Das soll ihr dieses Mal nicht passieren. "Es wäre super, eine oder zwei Etappen zu gewinnen und dadurch ins Gelbe Trikot fahren zu dürfen. Das wäre schon ein großes Ziel von mir", erzählte Lippert der Sportschau.

Sie ist aber realistisch, noch seien die großen Rundfahrten nicht ihr Ding. Ihr lägen die Frühjahrsklassiker, beispielsweise in den Ardennen, besser. Dennoch will auch Lippert den legendären Tourmalet, die Bergankunft auf der siebten Etappe, bezwingen. Bedenken, dass der Frauenradsport diesem Anstieg noch nicht gewachsen sein könnte, hat sie nicht: "Vielleicht werden nicht so viele im Ziel ankommen wie im vergangenen Jahr. Aber der Frauenradsport hat sich so weiterentwickelt, dass wir bereit sind, da hochzufahren. Und es ist auch ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung."

Newcomerin Bauernfeind mit Tour-Premiere

Ricarda Bauernfeind gilt als die große Nachwuchshoffnung im deutschen Radsport, und bisher hat die 23-Jährige abgeliefert. In ihrer ersten Saison in der Women’s WorldTour, der höchsten Rennklasse der Frauen, fuhr die Ingolstädterin bereits mehrfach auf das Podest. Vor allem auf den Tourmalet freut sich die Kletterspezialistin. "Wenn es gut läuft und ich einen guten Tag habe, hoffe ich natürlich, dass ich so lange wie es geht an der Spitze mit dran bleiben kann. Ich freue mich wahnsinnig auf die Königsetappe", sagte Bauernfeind der Sportschau.

Ricarda Bauernfeind aus Deutschland steht bereit für den Start zum Rennen

Ricarda Bauernfeind

Erste Aufmerksamkeit erreichte Bauernfeind als Fahrerin im Nachwuchsteam von Canyon SRAM, dem einzigen deutschen WorldTeam auf der Tour. Nun fährt sie bei den Profis. Sportdirektor Ronny Lauke will, nachdem sein Team im vergangenen Jahr die Teamwertung gewann, wieder vorne mit dabei sein. Auch mithilfe von Bauernfeind. "Wir sind gespannt, wie sie im Mix der größten Namen bestehen wird, sind aber sehr zuversichtlich, dass sie hier und da ein Ausrufezeichen setzen wird", so Lauke gegenüber der Sportschau. Ein weiteres deutsches Nachwuchstalent, Antonia Niedermaier, die beim Giro D’Italia Donne zur Überraschung aller eine Etappe gewinnen konnte, fällt allerdings verletzungsbedingt aus.

Große Freude über das Zeitfahren

Zum ersten Mal gibt es bei der Tour de France Femmes auch ein Zeitfahren, welches auf der achten Etappe noch einmal das Gesamtklassement durcheinanderwirbeln könnte. Romy Kasper (AG Insurance – Soudal Quick-Step) freut sich aus einem bestimmten Grund besonders darauf. "Weil ich da am Ende selber bestimmen kann, wie sehr ich mir wehtue." Das würde nämlich der Tourmalet von alleine erledigen. "Vielleicht kann ich mich darauf auch freuen, aber nur wenn ich nicht zu sehr um das Zeitlimit kämpfen muss", so Kasper zur Sportschau. Eigentlich würden ihr die Etappen eher liegen, die den Frühjahrsklassikern ähneln.

KASPER Romy: Ronde Van Vlaanderen 2023. (Quelle: imago images/A. Mill)

Romy Kasper

Hannah Ludwig, die wie Hammes, Koppenburg sowie Kasper bereits vergangenes Jahr bei der Tour am Start war, sieht ihre Chance in Ausreißversuchen und möchte aggressiv an das Rennen rangehen. Generell erwarte sie ein hartes Rennen mit vielen Attacken. "Der Kampf um die Gesamtwertung wird großartig sein." Ein bekannter Name fehlt übrigens in der Startliste der Tour: So konzentriert sich Olympiasiegerin Lisa Klein, die zur aktuellen Saison zu Lidl-Trek wechselte, auf die Bahnrad-Weltmeisterschaft im August in Glasgow.