Paralympics 2024 in Paris Nele Moos springt sensationell zu Weitsprung-Silber
Weitspringerin Nele Moos hat ihre erste Paralympics-Medaille geholt. Im Finale am Donnerstag (05.09.2024) stellte die 22-jährige Duisburgerin drei persönliche Bestweiten auf, sprang erstmals über die Fünf-Meter-Marke und gewann Silber. Dass sie damit selbst kaum gerechnet hatte, zeigte sich bei der Siegerehrung - Markus Rehm musste helfen.
Nele Moos fasste sich ungläubig an den Kopf und schaute eine gefühlte Ewigkeit auf die Anzeigetafel. Sekunden später kam die Gewissheit, die die Deutsche jubeln ließ: Erstmals in ihrer Karriere überquerte die Duisburgerin im Weitsprung der Klasse T38 die Fünf-Meter-Marke. Und noch besser: Mit den 5,13 Metern, die die 22-Jährige im letzten Sprung des Weitsprung-Wettbewerbs überquerte, gewann Moos Paralympics-Silber.
Moos springt dreimal persönliche Bestweite
Für die Sonderpädagogik-Studentin und WM-Dritte von 2024 war es die erste Paralympics-Medaille. Gold sicherte sich wie bereits 2021 die Ungarin Luca Ekler, an deren 5,56 Meter aus dem zweiten Versuch sich die gesamte Konkurrenz die Zähne ausbiss. Bronze gewann die Kolumbianerin Karen Tatiana Palomeque Moreno mit 4,99 Metern.
"Es ist immer noch nicht ganz greifbar. Verrückt. Ein unfassbar toller Moment", freute sich Moos gerührt nach der Siegerehrung am Sportschau-Mikrofon. "Ich habe damit gar nicht gerechnet. Ich habe meiner Konkurrenz durchaus mehr zugetraut", sagte die Athletin von Bayer Leverkusen. Noch am Dienstagabend habe sie die Bronzemedaille von Sprinterin Irmgard Bensusan bewundert. "Ich hab mich gar nicht getraut, sie anzufassen. Und jetzt habe ich selbst eine. Es ist surreal."
Das Schmuddelwetter von Paris mit Regen und Wind und einem wegen technischer Schwierigkeiten langen Wettkampf schien Moos wenig auszumachen. Im Gegenteil: Mit 4,90 Metern verbesserte die Deutsche bereits im dritten Versuch ihre persönliche Bestweite um einen Zentimeter. Im vierten Versuch trat sie über, machte aber schon deutlich, dass heute die Fünf-Meter-Marke fällig sein könnte. Im fünften Versuch gelang ihr mit 4,93 Meter erneut eine Bestweite.
Nationalhymne für Rehm - und Moos singt mit
Und dann kam der finale sechste Durchgang - mit 5,13 Metern und einem ausgiebigen Jubel. Wie passend, dass direkt nach Moos' letztem Sprung im Stade de France die Siegerehrung für Weitsprung-Star Markus Rehm stattfand. Mit deutscher Nationalhymne. Fast ein bisschen kitschig. Doch Moos sang mit - weil sich ihr Silber wohl wie eine persönliche Goldmedaille anfühlte.
Keine Kleidung für die Siegerehrung - Rehm hilft
Und es blieb denkwürdig: Weil niemand - auch nicht Moos - mit der Medaille rechnete, hatte auch niemand entsprechende Kleidung für die Siegerehrung dabei. Außer der gerade geehrte Markus Rehm. Der 36-Jährige zog sich also nach seiner Ehrung schnell um und verlieh seine Kleidung an Moos, die kurz darauf in den Goldklamotten von "König Markus" mit Silber geehrt wurde.
"Meine Zeremonieklamotten liegen noch im Schrank oder Koffer. Ich hab sie noch nicht einmal ausgepackt", gestand Moos später. "Markus Rehm war unfassbar lieb und hat gesagt: 'Nele, ich geb Dir alles'. Ich bin ihm unfassbar dankbar", so Moos, die die Ärmel hochkrempeln und mit dem Haargummi etwas nachhelfen musste, "damit es nicht zu sackig aussieht. Ich bin einfach etwas kleiner", lachte Moos mit der Medaille um den Hals.
Brose scheidet vorzeitig aus
Für die zweite deutsche Starterin, Frederike Brose, war nach nur drei Sprüngen im Finale Schluss. Die 17-Jährige sprang bei ihren ersten Paralympics auf 4,35 Meter und verpasste damit die Top 8. Als Neunte schied die WM-Vierte von 2023 vorzeitig aus und vergoss nach dem Ausscheiden in den Armen ihrer Trainerin bittere Tränen.
Kugelstoßen: Martin Wagner mit Bestweite Siebte
Im Kugelstoßen der Frauen in der Klasse F64 wurde die einzige deutsche Starterin Lisa Martin Wagner mit persönlicher Bestweite Siebte. Die 31-jährige Bielefelderin stieß die Kugel auf 10,56 Meter und verbesserte sich damit um zwölf Zentimeter. Auf eine Medaille fehlten der Deutschen aber dennoch mehr als ein Meter. Gold gewann die Chinesin Juan Yao mit 12,53 Meter vor Arelle Middleton aus den USA (12,19 Meter) und Yue Yang aus China (11,17 Meter).
Lisa Martin Wagner in Aktion.
Marzillier bei Paralympics-Premiere Sechster
Im 400-Meter-Finale der Klasse T13 ist Max Marzillier bei seinem Paralympics-Debüt Sechster geworden. Der 23-Jährige lief die Stadionrunde in 50,49 Sekunden und blieb damit knapp anderthalb Sekunden hinter seiner persönlichen Bestleistung (4,02 Sekunden). Marzillier blieb zudem deutlich hinter dem Tagessieger Skander Djamil Athmani aus Algerien, der in 47,43 Sekunden zu seinem zweiten Paralympics-Gold nach 2021 lief. Silber und Bronze holten Ryota Fukunga aus Japan (48,07 Sekunden) und Buinder Brainer Bermudez Villar aus Kolumbien (48,83 Sekunden).