Wasserspringen Timo Barthel springt vom Turm ins olympische Halbfinale
Timo Barthel hat seine Höhenangst mal wieder besiegt. Im Vorkampf des Sprungwettbewerbs vom Zehn-Meter-Turm sprang der Deutsche unter die besten 18 - und zog das Halbfnal-Ticket.
Dass Timo Barthel in Paris überhaupt für Deutschland am Start vom Turm springt, ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Denn der 28-Jährige verheimlicht nicht, dass ihn seit der Kindheit Höhenangst begleitet. "Ich fühle mich nicht wohl da oben", hat er kürzlich noch einmal über das Springen vom Zehn-Meter-Turm gesagt. Dennoch ist der Sportsoldat, der erst mit 16 Jahren beschloss, sich seinen Ängsten aktiv zu stellen und Turmspringer zu werden, aktuell Deutschlands Bester in diesem Sport.
Barthel mit dem Ziel Halbfinale
In Paris, wo er gemeinsam mit Jaden Eikermann im Synchronspringen Platz sieben belegte, legte Barthel im Vorkampf am Freitagmorgen (09.08.2024) im Einzel-Qualifikationsspringen einen soliden ersten Delfinsprung hin, der ihm eine mittlere Wertung von 70,40 Punkten einbrachte. Ganz in der Weltspitze ist Barthel nicht einzusortieren, da sind andere einfach noch stärker. Die Chinesen etwa, die auch in Paris wieder beeindruckende Leistungen hinlegen. Oder Cassiel Rousseau aus Australien, der in den letzten Monaten für viel Furore sorgte und den Chinesen gewissermaßen den Kampf angesagt hat.
Die aber zeigten gleich, was von ihnen vom Turm zu erwarten ist. Mit Wertungen von 88,40 (Yan Cao) und 81,60 (Hao Yang) setzten sie sich mit ihren ersten von insgesamt sechs Sprüngen gleich an die Spitze des Klassements. Rousseau geriet da mit seinen 76,50 Punkten schon etwas ins Hintertreffen. Aber es schob sich überraschend ein Kanadier zwischen die Führenden: Nathan Zsombor-Murray erzielte für seinen ersten Sprung tolle 84,80 Punkte. Timo Barthel rangierte nach dem ersten Durchgang auf Platz zwölf. Die besten 18 von 26 Startern ziehen ins Halbfinale ein - das war das große Ziel auch von Barthel.
Topfavorit strauchelt
Topfavorit Hao Yang erlebte im zweiten Sprung sein persönliches Waterloo. Er musste einen Handstand in der Sprungvorbereitung abbrechen und kam beim Neustart des Sprungs nur auf eine Wertung von 28 - ein solches Desaster hatte der chinesische Starspringer womöglich noch nie zuvor erlebt. Barthel, der auch während Olympia von einer Handgelenksverletzung gehandicapt ist, verbesserte sich mit seinem zweiten Sprung auf Rang elf - er war zunächst auf einem guten Weg in die nächste Runde.
Allerdings: Die Punktewertungen Barthels wurden in der Folge geringer, vor allem ein Vorwärtssprung im vierten Durchgang gelang ihm nicht wie gewünscht. Nach dem vierten Durchgang lag er nur noch auf Platz 17 - die Luft wurde allmählich dünn für den Deutschen, was den Einzug ins Halbfinale betraf. In den beiden ausstehenden Sprüngen musste er unbedingt wieder etwas üppiger punkten.
Sprung fünf als Befreiung für Barthel
Sprung fünf: Ein dreieinhalb Auerbach-Salto - ein Sprung, den Barthel beherrscht. Und das gelang ihm auch diesmal. Wie ein Befreiungsschlag fühlte es sich an, als er quasi spritzerlos ins Becken tauchte. 76,50 Punkte waren der Lohn - ein Sprung, der ihn zurück auf Rang zwölf führte. Und ein Lächeln huschte über das Gesicht des Deutschen. Dem gelang auch der letzte Sprung wieder sehr gut - es war eine Wertung jenseits der 70 Punkte. Letztlich bestätigte das Platz zwölf - und damit die sichere Qualifikation für das Halbfinale, das wie das Finale am Samstag (10.08.2024) stattfinden wird.
Hao Yang, der gestrauchelte Topfavorit, landete übrigens letztlich auf Platz vier des Ergebnistableau - trotz seines "Beinahe-Salto-Nullos".