Aus im Team-Tischtennis Starke Schweden beenden Olympia-Karriere von Timo Boll
Im Tischtennis-Viertelfinale war für das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Paris Schluss: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Dang Qiu schieden am Dienstag (06.08.2024) nach einem 0:3 gegen Schweden aus. Für Tischtennis-Legende Boll ist es ein endgültiger Abschied von der Olympia-Bühne.
Es war einer jener Abende, an dem sich viele Tischtennis-Fans noch einmal einen dieser magischen Momente gewünscht hatten. Eines dieser spektakulären Matches, mit denen sich Timo Boll über Jahrzehnte hinweg seinen Ruf als Tischtennis-Legende verdient hatte. Und der Hexenkessel in der South Paris Arena 4 wäre der perfekte Ort für ein letztes, großes Hurra gewesen. Doch es sollte nicht sein. Für ein bisschen mehr seiner so oft bestaunten Magie fehlte es dem inzwischen 43-Jährigen an diesem Abend am Quäntchen Kraft und Spritzigkeit.
Und so war es mit seiner 1:3 (7:11, 9:11, 11:7, 8:11)-Niederlage gegen Anton Källberg nicht nur in diesem olympischen Team-Wettbewerb vorbei für ihn und die deutsche Mannschaft. Für Boll war es der siebte und letzte olympische Auftritt seiner beispiellosen Tischtennis-Karriere. Der Traum von einer Goldmedaille würde sich für ihn nun nicht mehr erfüllen, doch mehr schmerzte in diesem Moment das bittere Aus im Viertelfinale gegen das starke schwedische Team.
Boll: "Hat mich brutal übermannt"
Boll brauchte einige Zeit, um seinen letzten olympischen Moment zu begreifen. "Direkt nach dem Spiel ist da die Enttäuschung, dass man ausgeschieden ist. Auf der anderen Seite ist mir natürlich in den Kopf gekommen, dass nun endgültig Schluss ist mit der Nationalmannschaft", sagte er und gab zu: "Als dann die Sprechchöre mit meinem Namen kamen, hat es mich brutal übermannt."
Schweden auch bei Team-EM Sieger
Angeführt von Top-Ten-Spieler Truls Möregardh, der im Einzel die Silbermedaille gewonnen hatte, gingen die Schweden sehr selbstbewusst in dieses Duell gegen ein deutsches Trio, das ein wenig mit den eigenen Leistungen haderte. Als sich beide Nationen davor zuletzt gegenüberstanden, war das Ende 2023 im Finale der Team-Europameisterschaft - und Schweden bezwang die Deutschen.
An diesem Pariser Abend wollte der Mannschaft von Bundestrainer Jörg Roßkopf die Revanche nicht gelingen. Los ging es mit dem Doppel und das hätte durchaus in der Trainingshalle von Borussia Düsseldorf stattfinden können: Boll, Dang Qiu und Källberg sind seit Langem Teamkollegen beim deutschen Rekordmeister, und Kristian Karlsson spielte jahrelang in Düsseldorf und gehört weiter zur Trainingsgruppe. Die Nervosität des Sich-zu-gut-Kennens machte sich im ersten Satz bemerkbar, doch als die Schweden ihn für sich entschieden, kamen Källberg und Karlsson richtig ins Rollen und gewannen souverän mit 3:0.
Ovtcharov-Einzel der Knackpunkt
Das erste Einzel zwischen Dimitrij Ovtcharov und Möregardh wurde danach schließlich zum Knackpunkt des Duells. Es wurde eine packende wie hochklassige Partie, bei der der 35-jährige Ovtcharov nach dem frühen Satzrückstand das Momentum scheinbar auf seine Seite drehen konnte. Doch Möregardh untermauerte seine unglaubliche mentale Stärke, die ihn in dieser olympischen Woche ausgezeichnet hat. Den Nervenkrimi des Entscheidungssatzes entschied der Schwede unter tosendem Jubel der begeisterten Fans für sich. Frustriert musste Ovtcharov die 2:3 (9:11, 11:8, 11:7, 8:11, 9:11)-Niederlage hinnehmen.
Der perfekte Touch fehlte
Mit 0:2 lagen die Deutschen nun hinten, Boll ging an den Tisch gegen Källberg. Beide kennen sich in- und auswendig. Der Schwede zählt Jahr für Jahr zu den stärksten Spielern der Bundesliga und wie gut die Form des Weltranglisten-24. derzeit ist, bekam Boll zu spüren. Er selbst war ohne den Einzelwettbewerb in Paris noch nicht richtig auf Betriebstemperatur gekommen.
Boll spielte gut, lautstark angefeuert von Hunderten deutschen Fans. Doch die letzte Sicherheit, die Überraschungsmomente, der perfekte Touch fehlten ihm. Und gegen selbstbewusst eingespielte Schweden reichte es dann einfach nicht. Boll verlor gegen Källberg mit 1:3.
Der Olympia-Traum war endgültig vorbei. Mit minutenlangen "Timo, Timo"-Rufen feierten die 6.400 Fans in der Halle die Tischtennis-Legende. Boll winkte der Menge mit einem Lächeln noch einmal zu. Es versüßte ihm den Abgang, leichter wurde er für ihn dadurch nicht.