Team-Tischtennis bei Olympia Einzug ins Viertelfinale: Boll trotzt dem Kaltstart
Der Einstieg in den Team-Wettbewerb ist Timo Boll und Co. mit 3:0 gegen Kanada souverän gelungen. Doch nun wartet im olympischen Viertelfinale ein echter Kracher.
Es war ein Auftakt, wie ihn sich Timo Boll bei seiner Olympia-Abschiedstour nicht besser hätte wünschen können. Die einmal mehr mit 6.400 Fans pickepacke volle South Paris Arena brodelte am Montagabend bereits voller Vorfreude. Und das nicht nur in Erwartung des französischen Teams, auch die deutsche Tischtennis-Legende begrüßten sie von den Rängen mit tosendem Jubel in der Lautstärke eines Rockkonzerts.
Der ewige Boll, mit seinen 43 Jahren nun endgültig bei seinen siebten und letzten Olympischen Spielen angekommen, hatte sich vor dem Beginn des Team-Wettbewerbs in Paris jedoch ein wenig Sorgen gemacht. Einen Kaltstart war Boll nicht gewohnt, sonst hatte er bei Olympia stets vorher den Einzelwettbewerb bestritten. Dieses Mal nicht. Und Boll war von jeher einer, der immer etwas Anlauf brauchte, um richtig ins Rollen zu kommen.
Meistens war ich in einem guten Flow und habe einige Male mein wirklich bestes Tischtennis gespielt, weil ich im Rhythmus war. Dieses Mal bleibt mir durch das K.o.-System nur wenig Zeit, mich reinzuspielen. Darüber mache ich mir tatsächlich etwas Sorgen.
Souveräner 3:0-Sieg
Die Sorge war allerdings unberechtigt, denn die frenetische Halle und der schwächere Gegner sorgten für einen routinierten Einstieg für Boll und das deutsche Team ins Medaillenrennen. Sie bezwangen Kanada im Achtelfinale souverän mit 3:0, allerdings wird die Aufgabe am Dienstagabend um 20 Uhr gegen Team-Europameister Schweden nun erheblich schwerer.
Es war ein gutes Reinkommen für Timo Boll, der zunächst an der Seite von Europameister Dang Qiu im Doppel begann, und gegen Jeremy Hazin und Eugene Wang in 27 Minuten mit 3:1 (11:5, 8:11, 11:8 und 11:5) gewann. Die Spieler des kanadischen Teams sind selten bis gar nicht auf der internationalen Tour unterwegs, der große Leistungsunterschied wurde auch in den beiden Einzeln deutlich sichtbar.
Keine Probleme bei Ovtcharov
Dimitri Ovtvcharov hatte an seinem bitteren Achtelfinalaus im Einzel gegen das französische Wunderkind Felix Lebrun zwar noch länger zu knabbern gehabt, doch auch ihm kam ein schwächerer Gegner gelegen, um wieder in Tritt zu kommen. Der Weltranglisten-14. benötigte eine halbe Stunde für seinen 3:1(11:4, 9:11, 11:6 und 11:5)-Sieg gegen Edward Ly.
In seinem Einzel ließ Boll gegen Wang dann schon einiges von seinen außergewöhnlichen Qualitäten aufblitzen, seine gefährlichen Topspinbälle sind immer noch legendär. Der 3:0(11:8, 11:5 und 12:10)-Erfolg war nie gefährdet, obwohl ihn im dritten Satz kurzzeitig die Konzentration verließ. Im Hexenkessel der französischen Fans wohl auch kein Wunder. Doch am Dienstagabend müssen Boll und seine Teamkollegen direkt ihre höchste Angriffs-Betriebstemperatur finden, denn der Kracher gegen die Schweden um Silbergewinner Truls Möregardh wird keinen Millimeter Raum lassen, um so entspannt ins Spiel zu finden wie gegen Kanada.