Nach Enttäuschung über Platz vier Schwimmerin Köhler: Auf Olympia folgt Bora Bora
Über 100 m Schmetterling verpasste Angelina Köhler eine Medaille nur ganz knapp. Nach dem Rennen brach die 23-jährige Weltmeisterin in Tränen aus. Jetzt richtet sich ihr Blick aber wieder nach vorn. Denn nach den Olympischen Spielen erfüllt sich die Berlinerin ihren "zweiten Lebenstraum": eine Reise nach Bora Bora.
Die Tränen sind zwar einigermaßen getrocknet, "der Schmerz sitzt aber immer noch sehr tief". Nach dem Finale über 100 m Schmetterling hat Angelina Köhler ihre Enttäuschung über die knapp verpasste Bronze-Medaille noch nicht richtig verdaut. "Es ist noch schwer für mich, die Bilder anzugucken", erzählt die 23-Jährige bei ihrem Besuch im Sportschau-Olympia-Studio. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe alles gegeben, aber der vierte Platz ist einfach sehr undankbar".
Bitterer Beigeschmack: Platz drei für umstrittene Chinesin Zhang Yufei
21 Hundertstel haben Köhler zu Bronze gefehlt. Besonders bitter: Den dritten Platz schnappte sich die Chinesin Zhang Yufei - eine der 23 chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmer, die verdächtigt werden, nicht sauber zu sein: 2021 wurden sie positiv auf das im Leistungssport verbotene Herzmittel Trimétazidine getestet. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) untersuchte den Fall und folgte einem Untersuchungsbericht chinesischer Stellen, die behaupten, die Athleten seien in einem Hotel versehentlich durch kontaminiertes Essen in die Dopingfalle geraten. Deshalb dürfen die Betroffenen weiter an Wettkämpfen teilnehmen.
"Das ist natürlich schwierig", sagt Köhler, "ich stehe für sauberen Sport und werde ständig kontrolliert. Wir sind gläserne Athleten, wir müssen alles angeben und dann ist das natürlich sehr schwierig".
In den vergangenen Tagen ging die WADA dann neuen Informationen aus ARD-Recherchen nach, die brisante Erkenntnisse über den Fall liefern sollten. Zum großen Erstaunen von ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt wolle die WADA nun aber keine weiteren Checks vornehmen, wenn sie nicht die Möglichkeit bekomme, mit dem Whistleblower des Seppelt-Teams zu sprechen. "Da muss man sich schon sehr wundern, dass die WADA anscheinend gar nicht nach Beweisen sucht, sondern erst Beweise haben will, bevor sie anfängt zu ermitteln", sagt Seppelt, spricht von einem "Armutszeugnis für die WADA" und hofft, dass "die Geschichte noch nicht zu Ende ist".
Darauf hofft auch Angelina Köhler, "aber die Medaille gehört erstmal noch ihr und der Moment ist weg", kommentiert die Viertplatzierte die Situation.
Märtens über Köhler: "Immer happy, immer positiv"
Die knapp verpasste Medaille, der bittere Doping-Beigeschmack - all das ist für Köhler nicht einfach zu verarbeiten. Trotzdem versucht die gebürtige Dernbacherin ihren positiven Blick auf die Dinge nicht zu verlieren: "Ich hatte eine ganz tolle Saison dieses Jahr, bin Weltmeisterin geworden und mein ganz großer Lebenstraum von den Olympischen Spielen hat sich erfüllt", erzählt die 23-Jährige mit einem Strahlen im Gesicht. "Das muss ich mir auch immer wieder vor Augen führen".
Für ihren Frohsinn wird Angelina Köhler auch von ihren Schwimmkollegen geschätzt. "Sie ist immer happy, immer positiv und einfach ein total lieber Mensch“, sagt der frisch gebackene Olympiasieger Lukas Märtens. "Nur wenn sie Hunger hat, wird sie ein bisschen grantig", verrät ihr bester Kumpel und 50-Meter-Rücken-Spezialist Ole Braunschweig lachend, aber man könne ihr einfach nichts böse nehmen.
Köhler: "Ich bin ein riesengroßer Swift-Fan"
Ihre Energie zieht die quirlige Köhler auch aus der Musik. "Ich bin ein riesengroßer Swiftie", erzählt Köhler, "kurz vor dem Start höre ich immer 'Cruel Summer', bewege mich dazu und tanze. Das mag den ein oder anderen verwirren, aber das ist mir egal, das ist meine Routine und dazu stehe ich".
Denn diese Routine hilft Anglina Köhler auch gut, mit ihrer ADHS umzugehen. "Bei alltäglichen Dingen ist es manchmal ein bisschen schwierig, da bin ich unpünktlich oder vergesse Dinge, aber bei Wettkämpfen kann ich mich unglaublich gut konzentrieren", sagt die 23-Jährige, die ganz offen mit ihrer Diagnose umgeht.
Champs-Élysées, Mixed-Staffel und Bora Bora
Jetzt will Angelina Köhler erstmal "ganz viel Zeit mit ihrer Familie verbringen, entspannt über die Champs-Élysées schlendern und den Kopf frei kriegen". Dann richtet sich ihr Blick aber wieder Richtung Schwimmbecken. Denn mit der 4 x 100 m Lagen-Mixed-Staffel geht Köhler in Paris noch einmal an den Start. "Da freue ich mich ganz besonders drauf. Das wird bestimmt ein ziemlich cooles Event und ich hoffe, dass wir das rocken."
Vielleicht springt dann ja doch noch die heiß ersehnte Medaille für Angelina Köhler raus. So oder so wird die Athletin mit einem großen Lächeln aus Paris abreisen. Denn danach verwirklicht sich Köhler ihren zweiten Lebenstraum. "Das hat mein Papa immer so gesagt: Wenn du Weltmeisterin wirst, dann fliegen wir nach Bora Bora". Das macht die 23-Jährige nun auf eigene Faust. Zuerst geht's nach Tahiti, von dort aus segelt Köhler zwei Wochen lang weiter nach Bora Bora. "Das wird ein riesengroßer Trip und da erfüllt sich ein weiterer Traum für mich".