Deutsches Team verliert Halbfinale Kaufmann wieder furios - aber Tischtennis-Wunder bleibt aus
Die deutschen Tischtennis-Frauen haben im olympischen Halbfinale verbissen gekämpft gegen die hochfavorisierten Japanerinnen. Und obwohl Annett Kaufmann sensationell die Weltranglistenachte schlägt, reichte es nicht zur völligen Sensation. Sie verloren mit 1:3.
Im Grunde wussten die deutschen Tischtennisspielerinnen, dass sie in diesem olympischen Halbfinale die krassen Außenseiterinnen gegen die Japanerinnen sein würden. Dass die ersatzgeschwächte Mannschaft von Bundestrainerin Tamara Boros überhaupt soweit im Teamwettbewerb gekommen war, kam einer echten Sensation gleich.
Das lag vor allem an den furiosen Auftritten der erst 18-jährigen Ersatzspielerin Annett Kaufmann, die diese Spiele rockt. "Annett ist ein echtes Ass", betonte daher auch ihre Teamkollegin Xiaona Shan: "Jetzt haben alle Angst vor uns." Und das deutsche Team schaffte es tatsächlich am Donnerstagabend, dass die eigentlich übermächtigen Japanerinnen zitterten.
Wunderkind schlägt Wunderkind
Schon im ersten Doppel dauerte es nur zwei Sätze, bis Shan und Yuan Wan gegen die Weltklassespielerinnen Hina Hayata und Miu Hirano immer besser ins Spiel kamen und den Japanerinnen einen Satz abtrotzten. Zum Sieg reichte es nicht, sie unterlagen mit 1:3 (3:11, 3:11, 11:6 und 8:11). Doch die Gegnerinnen aus Japan fingen an nachzudenken. Mit so viel Gegenwehr hatten sie wohl nicht gerechnet.
Und dann kam Annett Kaufmann an den Tisch. Auf der anderen Seite des Netzes stand Miwa Harimoto. 16 Jahre alt, Nummer acht der Welt. Ein Wunderkind. So mancher hatte auch die Deutsche nach ihren spektakulären Auftritten in der South Paris Arena als Wunderkind bezweichnet. 18 Jahre, Nummer 100 der Welt. Als Gesicht der Zukunft spielte Kaufmann schon jetzt frech auf. Wie in diesem Duell - Kaufmann schaffte den sensationellen 3:0 (11:9, 11:8, 11:8)-Sieg gegen Harimoto.
Kaufmann spielt wie ein alter Hase
So richtig wusste die 16-Jährige gar nicht, wie ihr geschah. Für beide ist es das Olympia-Debüt, aber Kaufmann spielte erneut so abgeklärt und voller Selbstbewusstsein auf, als sei sie ein alter Hase. Mit einem regelrechten Schlaggewitter drängte sie Harimoto in die Defensive, Kaufmann schien auf jeden Schlag die bessere Antwort zu haben. Die 6.400 Fans in de Arena feierten dieses Spektakel frenetisch und die 18-jährige Abiturientin genoß die große Bühne in vollen Zügen. Harimoto wurde immer unsicherer, mit dem zweiten Matchball hatte Kaufmann den furiosen Sieg geschafft.
Ich bin über die Niederlage schon frustriert, aber froh über den Sieg in meinem Einzel. Ich gehe einfach selbstbewusst an den Tisch, egal wer da steht.
Doch es braucht eben drei Punkte, für den Einzug ins Finale. Und es wäre ein kleines Tischtennis-Wunder gewesen, diese starken Japanerinnen zu schlagen. Es blieb aus, denn Yuan Wan und Shan konnten in ihren beiden Einzeln nicht so über sich hinauswachsen, wie es nötig gewesen wäre. Wan, als Nummer 96 verlor ihre Partie gegen die Weltranglistenzwölfte Miu Hirano mit 0:3 (7:11, 6:11, 9:11).
Shan chancenlos gegen Harimoto
Und hätte die 41 Jahre alte, erfahrene Shan nicht mit Nackenproblemen zu kämpfen gehabt, vielleicht wäre es doch noch ein Tischtennis-Krimi geworden. So aber gab sich Wunderkind Harimoto kein zweites Mal an diesem Abend eine Blöße und bezwang Shan völlig ungefährdet mit 3:0 (8:11, 5:11 und 0:11).
Damit stehen die Japanerinnen nach ihrem 3:1-Sieg am Ende doch erwartungsgemäß im olympischen Finale (Sonntag 15 Uhr) gegen China. Das deutsche Team hat sich in diesem Turnier und auch im Halbfinale mehr als würdig verkauft und die Tischtennis-Fans mit ihrem Kampfgeist mitgerissen. Nach dem Auftritt gegen Japan können die Deutschen selbstbewusst in das kleine Finale gegen Südkorea gehen. Auch dort sind sie wieder klare Außenseiterinnen, doch selbst ein kleines Tischtennis-Wunder ist dieser deutschen Mannschaft zuzutrauen.
Wir haben uns toll verkauft. Und wir sind bereit am Samstag gegen Südkorea zu spielen und haben da eine Chance.