Sportpolitik Innenministerin Faeser für Olympia und gegen russische Sportler
Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigt sich einem Medienbericht zufolge offen für Olympische und Paralympische Spiele 2036 in Berlin. Das könne sie sich vorstellen, sagte die SPD-Politikerin dem in Berlin ansässigen Nachrichtenportal "The Pioneer".
Da man die historische Aufarbeitung von Olympischen Spielen in diesem Jahr hundert Jahre nach den Nazi-Spielen ohnehin vornehmen müsse, sei es "dann auch vorstellbar, dass man es an dem Ort besonders aufarbeitet, wo das passiert ist, wo Ausgrenzung, wo diese furchtbare Missachtung der Menschlichkeit stattgefunden hat", erklärte die Ministerin.
"Nazis wollten sich selbst repräsentieren"
Sollten Olympische Spiele 2036 tatsächlich in Deutschland stattfinden, müsse man "begleitend sehr viel" machen, so Faeser. "Es waren furchtbare Spiele 1936. Die Nazis haben dort die Spiele veranstaltet und wollten sich selbst präsentieren", sagte sie.
Grundsätzlich befürwortet die für den Sport zuständige Bundesministerin eine deutsche Bewerbung um Olympische Spiele. "Ich finde generell, dass es ein richtiger Schritt wäre, uns wieder für Olympische Spiele zu bewerben. Ich werbe da sehr stark für", sagte Faeser.
Bei Menschenrechten "mit gutem Beispiel vorangehen"
Dadurch wäre Deutschland auch glaubwürdiger beim Einsatz für Menschenrechtsstandards bei Großveranstaltungen im Ausland. "Wenn wir diese Kriterien einfordern, dann finde ich, müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und auch so ein Sport-Großereignis wieder in Deutschland zulassen", erklärte Faeser.
Visa-Verbot für Russen und Belarusen
Eine Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus an internationalen Wettkämpfen in Deutschland will Faeser mit einem Visa-Verbot verhindern. "Wenn mir das Auswärtige Amt in dieser Haltung zustimmt, werden wir den russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten bei der Einreise nach Deutschland das Visum verweigern", sagte die SPD-Politikerin am Freitag (12.05.2023) nach der 47. Sportministerkonferenz in Frankfurt am Main.
Das Internationale Olympische Komitee hatte unlängst für beide Nationen, die im Vorjahr wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine von allen internationalen Sportwettkämpfen ausgesperrt worden waren, die Tür zur teilweisen Rückkehr auf die Bühne des Weltsports geöffnet. Die Hoheit über eine Zulassung liegt nun in den Händen der internationalen Fachverbände. Vorerst vom Tisch ist eine angedachte Streichung der staatlichen Förderung von internationalen Wettkämpfen in Deutschland im Falle einer Beteiligung von russischen und belarusischen Sportlerinnen und Sportlern.
Sportministerkonferenz steht einstimmig hinter Faeser
"Wir haben darüber mit dem Deutschen Olympischen Sportbund diskutiert und uns dafür entschieden, davon abzusehen, weil wir sonst den Ausrichtern großen Schaden zufügen", berichtete Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU). Dagegen bestärke die Sportministerkonferenz die Bundesregierung "einstimmig und ausdrücklich darin, dass sie über die Visa-Politik verhindert, dass russische und belarussische Athletinnen und Athleten bei Wettkämpfen in Europa teilnehmen können", sagte Beuth weiter.
Einigkeit herrschte auch darüber, dass "der Kriegstreiber Russland internationale Sportereignisse nicht als Bühne für seine Propaganda nutzen dürfe", so Faeser. "Die Sportministerkonferenz spricht sich einmütig gegen eine Wiederzulassung von russischen und belarussischen Athleten aus", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Die jüngste IOC-Entscheidung sei "ein falsches Signal".